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Der Komet

Der Komet

Titel: Der Komet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Stein
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dann übergab er Wilson Woody den zuständigen k. u. k. Behörden – die Verschwörung war aufgedeckt, das Abendland gerettet, Abspann.
    Die Rumkokoskugeln waren mittlerweile auch verputzt.
    Was für ein schöner Abend! Und doch hatte er mit einem Missklang geendet, einer wüsten Enttäuschung. Hinterher ließ Barbara sich nämlich nicht von Alexej nach Hause bringen; nur zum nächsten Taxistand durfte er sie begleiten. Und sie ließ sich zum Abschied nicht von ihm auf den Mund küssen, obwohl er sich nach diesem Kuss sehnte, seit es im Kinosaal dunkel geworden war. Beinahe hastig riss sie sich von ihm los, winkte ihm nur aus dem Taxi noch einmal schnell und heftig zu. – Hatte er etwas falsch gemacht? Hatte er sich ihr gegenüber etwa zu viel herausgenommen? War das der Grund, dass sie ihn jetzt hier in Salzburg qualvoll warten ließ? Was sollte er nur tun? In Gedanken entwarf Alexej einen Brief; sobald er Papier und einen Umschlag gefunden hatte (in einem Hotel wie diesem hier musste so etwas doch aufzutreiben sein), würde er ihn in seiner Sonntagsschrift gleich ins Reine schreiben. »Hochverehrte gnädige Frau, liebe Barbara«, würde Alexej ihr in sorgfältig linierten Zeilen mitteilen. »Bitte verzeihen Sie – oder bitte verzeihe, aber ich weiß nicht, ob ich mir das Du noch erlauben darf –, bitte verzeihen Sie also einem unerfahrenen jungen Mann, dass er sich Frei- und Frechheiten herausgenommen, dass er Grenzen überschritten hat, die nie hätten überschritten werden dürfen. Bitte gestatten Sie mir, zumindest wieder Ihr Freund zu sein. Oder zuwerden. Der Gedanke ist mir unerträglich, dass wir auf alle Zeit …« Und weiter kam er nicht.
    Ganz plötzlich war sie da. Die Eingangstür ging auf, und eine atemberaubend schöne Frau kam herein. Barbara Gottlieb trug an diesem Tag Hosen, ihre dunklen Locken waren im Sprühregen ein wenig feucht geworden. Sie lief mit ein paar kleinen Schritten auf ihn zu und küsste ihn auf die Wange, ehe er sich von seinem Sitz erheben konnte; schon murmelte sie ihm Entschuldigungen ins Ohr (ein Stau auf der Autobahn, wie dumm, nein: oberdeppert!, dann hatte sie für ihr rotes Elektromobil keinen Parkplatz gefunden), aber er brauchte gar keine Entschuldigung, er war nur froh, dass sie endlich da war, froh und erleichtert, dass er sie sich nicht aus dem Kopf zu schlagen brauchte (es wären sehr harte Schläge nötig gewesen). Die Strengbebrillte hinter der Rezeption reichte Barbara mit einem sacharinsüßen Lächeln eines jener Goldplättchen aus, die stilisiert einen springenden Hirsch zeigten und hier als Schlüssel dienten; lachend wehrte Barbara ab, nein, sie brauche niemanden, der ihr mit dem Gepäck helfe, sie habe ja überhaupt nur diese Tasche dabei. Dann nahm sie Alexej an der Hand – ja wirklich: sie fasste ihn an allen fünf Fingern und zog ihn mit sich fort –, offenbar rechnete sie fest damit, dass hier in der Provinz niemand ihr Gesicht kannte. Sie führte Alexej eine Treppe hoch und in ihr gemietetes Zimmer.
    Barbara küsste ihn auf den Mund, auf den Hals und die Stirn, noch ehe sich die Tür richtig geschlossen hatte. Dann pfefferte sie ihre Jacke aufs Bett. Dann nahm sie links und rechts die hochhackigen Schuhe von ihren bloße Füßen (ihnen war zu verdanken, dass sie an diesem Tag einen Kopf über ihren jungen Freund hinauszuwachsen schien). Dann knöpfte sie ihre Seidenbluse auf undließ sie einfach zu Boden fallen. Dann streifte sie mit einer beinahe schon brüsken Schlängelbewegung ihre Hose ab. Dann griff sie hinter sich – zwischen ihre Schulterblätter – und hakte mit einer geschickten Bewegung, für die man wohl als Frau auf die Welt gekommen sein muss, ihren Büstenhalter auf. Dann schlüpfte sie aus dem unbedeutenden Stück Stoff, das danach noch übrig war.
    In einem Roman stünde jetzt bestimmt, sie habe »kleine feste Brüste« gehabt (Frauen in Groschenromanen von der besseren Sorte haben immer feste kleine Brüste, der Teufel weiß, warum), aber hier handelt es sich ja um einen wahrheitsgemäßen Bericht: Die Brüste von Barbara Gottlieb waren schwer mit großen braunen Aureolen. Auch kann nicht behauptet werden, sie sei vollkommen schlank gewesen: Barbara hatte einen sanft gewölbten Frauenbauch, der entzückend war. (Noch mehr entzückte das dunkle, das gänzlich unfrisierte Kräuseldreieck unterhalb ihres Nabels.) Nackt tänzelte sie mit sinnlich-frechem Lächeln um ihre eigene Achse, wobei sie eine kallipygische Rückansicht

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