Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller
du Alfreds Kind sein möchtest? Du möchtest, dass ich ihn verehre? Fick dich doch ins Knie, Sparky. Du weißt ganz genau, dass ich immer gewinne. Du bist in diesem Verlies in New Orleans für alle Zeit ausgebildet worden. Und du wirst immer für das bezahlen, was dein Vater getan hat, wann immer ich das will.«
Plötzlich verzerrten sich Sparkys Lippen in eine Grimasse zähneknirschender Agonie. Ein Schmerz so scharf wie zersplitternde Schrapnellscherben durchzuckte Sparkys Kopf, doch es drang kein Laut über die Lippen.
Sparky sprang mit einem Satz auf und schmetterte den Kerzenleuchter mit aller Kraft gegen das Bild im Spiegel. Das Glas zersprang und ein Regen von Fragmenten prasselte herab. Im Raum wurde es dunkel, als Sparky zwischen den Scherben zu Boden sank.
Schmerz setzte ein. Dann war nach einem Augenblick der Stille erneut Suzannahs Stimme zu hören: »Steh auf, Sparky. Wirst du tun, was ich dir sage?«
»Ja.«
»Ich habe deinen Vater getötet, aber du hast seine Mörderin all die Jahre in deinem Bewusstsein mit dir herumgetragen.«
»Ja.«
»Also bist du ebenso schuldig wie ich?«
»Ja.«
»Und du wirst meine Anweisungen befolgen?«
»Ja.«
»Wie all die anderen Male?«
»Ja.«
»Ich möchte, dass unser Cop diesen Scheißkerl findet und mir meine Köpfe zurückbringt.«
»Ja.«
»Finde diesen Stadtbullen.«
»Ja.«
»Töte, Sparky, töte.«
19:19 Uhr
Eigentlich war alles recht leicht gewesen.
Sparky war die Treppe hinauf in die Wellblechhütte gegangen, hatte die Tür ins Freie oben an der Treppe des Atombunkers aufgeschlossen. Statt der verschlissenen Uniform mit ihren vertrockneten Blutschmierern, den stumpf gewordenen Knöpfen und dem fadenscheinigen, jetzt mehr als 50 Jahre alten roten Gewebe war Sparky in modernen roten Serge geschlüpft. Der Geruch von verfaultem Fisch und gekochtem Fleisch aus dem oberen Raum hing in dem Stoff, aber der Wind, der vom Fluss heraufwehte, würde diesen Geruch schnell vertreiben. Das war jetzt das zweite Mal innerhalb einer Stunde, dass Sparky die Uniform angelegt hatte. Es war die Paradeuniform der Royal Canadian Mounted Police. Jetzt galt es, Flood zu finden.
Das Kokain war dabei nur ein beiläufiger Gedanke.
Zwei Plastikbeutel, jeder ein halbes Pfund schwer, lagen immer noch auf dem obersten Regal im Bootshaus. Die Beutel waren hinter ein paar Dosen mit Farbe versteckt, wo sie seit dem Abend gelegen hatten, an dem John Lincoln Hardy gestorben war. Das Kokain war verschwunden, als Sparky in die Berghütte eingebrochen war, um Hardy das Zeug unterzuschieben. Das war eine halbe Stunde vor dem Eintreffen der Fliegenden Streife gewesen.
Ursprünglich war der Koks für Sparky eine bequeme Einnahmequelle gewesen. Wenn es in Vancouver jemals zu heiß wurde, ließen sich die Räder des Untergrundes am besten mit Rauschgift schmieren. Mit Beziehungen und Koks konnte man in Vancouver bis nach Timbuktu gelangen, ohne dass einem jemand lästige Fragen stellte. Das Rauschgift war Sparky als eine gute Idee erschienen – sozusagen eine Art Versicherung. Aber je nachdem, wie die Dinge sich heute Abend entwickelten, würde man vielleicht eine andere Verwendung dafür finden.
Sparky hatte einen der Beutel heruntergenommen und dann die Wellblechhütte verlassen, sie abgesperrt.
Draußen hatte der Wind eiskalt geweht, Schnee lag in der Luft. Endlich war der Winter eingetroffen.
Der Streifenwagen parkte ein paar Straßen entfernt, versteckt in einer baufälligen leer stehenden Garage, die als Tarnung diente. Es war recht gefährlich, den Wagen hierherzubringen, gefährlich, sich in der für den Red-Serge-Ball vorgeschriebenen Paradeuniform auf der Straße sehen zu lassen, aber Mutter hatte darauf bestanden, dass ihr übers Haar gestrichen wurde, also hatte das eben sein müssen. Außerdem waren es noch zwei Stunden, bis der Ball begann.
Sparky hatte die Liste mit den Mitgliedern der Headhunter Squad im Handschuhfach des Wagens gefunden. Und Al Floods Name, Adresse und Telefonnummer standen ebenfalls auf der Liste. So einfach war das.
Eine halbe Stunde später hatte es zu schneien begonnen. Der Wind heulte zwischen den Häuserschluchten am West End der City und ging jedem, der auf der Straße unterwegs war, durch Mark und Bein. Weiße Flocken fielen vom Himmel. Die Gesichter der Gebäude glühten mit argwöhnischen Augen, die keinen Schlaf kannten. Sparky verglich die Hausnummern mit der Adresse auf der Liste.
Al Floods Wohnung war nur noch einen Häuserblock
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