Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller
Wutanfall in Stücke gerissen hatte. Seine Überlegung war, dass es in den Bergen am North Shore Tausende von weitaus abgelegeneren Stellen als diese gab, Stellen, wo man nie eine Leiche finden würde. Hier war das Risiko, gesehen zu werden einfach zu groß. Aber die Leiche war an diesem Ort hinterlassen worden – und das deutete darauf hin, dass der Headhunter entweder im Wald auf sie gestoßen war oder dass sie sich an einem anderen Ort getroffen hatten und an den Schauplatz des Mordes zurückgekehrt waren. Wenn der Headhunter hier kampiert hatte, war es leicht möglich, dass einer der Bewohner der nahe gelegenen Häuser sein Kommen und Gehen beobachtet hatte. Und das sollte zu einer Beschreibung führen. Nein, aller Wahrscheinlichkeit nach war das Opfer die Person gewesen, die das Zelt aufgebaut hatte. Aber selbst das war reine Vermutung. Möglicherweise war das Zelt schon vorher dort gewesen.
Aber das war es nicht, was ihn am meisten beschäftigte und nicht loslassen wollte. Es war vielmehr die Frage, die sich im Lichte der weiteren Fakten stellte. Wenn der Headhunter diese Leiche hatte verstecken wollen, weshalb hatte er dann seine Vorgehensweise geändert?
Siehe den Fall von Joanna Portman.
An der Korkwand waren in dem Abschnitt für das Verbrechen in North Vancouver zahlreiche weitere Blätter befestigt: Labor- und Autopsieberichte, Polizeimemos, Zeugenaussagen, behördeninterne Anfragen – aber sie alle trugen nur wenig zu dem bei, was er wusste. Aus dem Schnittwinkel an den Astenden (und der Form der Stichwunden im Fleisch von Grabowski und Portman) hatte das Labor den Schluss gezogen, dass es sich bei der Waffe wahrscheinlich um ein großes Bowie-Messer handelte. Das war eher ein amerikanisches Teil als eines, das man in Kanada fand. Der Autopsiebericht zeigte auf, dass es an mehreren Rippenknochen Schnittspuren gab, die darauf hindeuteten, dass die Leiche von North Vancouver vielleicht einen Messerstich durch die Brüste erlitten hatte. Der Zeitpunkt des Todes lag der Schätzung nach zwischen drei und fünf Monaten zurück, vermutlich eher drei, da die letzten Augusttage sehr heiß gewesen waren und der Verwesungsprozess deshalb sehr schnell stattgefunden haben dürfte. Eine Bodenuntersuchung des umliegenden Geländes war negativ verlaufen; eine Suche durch ein Taucher-Team der RCMP in den Küstengewässern war ergebnislos geblieben; ein von Hubschraubern durchgeführter Infrarot-Scan des Geländes hatte keine Temperaturdifferenzen aufgezeigt, die auf andere verwesende, menschliche Überreste hätten hinweisen können. Nachforschungen der Hafenpatrouille waren ebenso ohne Resultat geblieben und niemand von den auf der Anhöhe lebenden Nachbarn hatte irgendetwas Verdächtiges bemerkt. Tatsächlich hatte überhaupt nur einer gewusst, dass das Zelt sich dort befunden hatte.
Der einzig positive Fakt bei den Ermittlungen war bis jetzt, dass man das Zelt zu einem Geschäft in Luzern in der Schweiz hatte zurückverfolgen können. Es war dort vor acht Monaten gekauft worden.
DeClercq erhob sich aus seinem Sessel und ging an die Wand. Die nächsten 20 Minuten verbrachte er damit, den ganzen North-Vancouver-Fall, so wie er an der Korkwand rekonstruiert und systematisiert war, noch einmal durchzugehen. Am Ende stand für ihn fest, dass es an diesem Punkt der Ermittlungen nur zwei konstruktive Dinge gab, die zu tun waren: Die über Interpol angeforderten europäischen Vermisstenberichte auswerten.
Und Joseph Awakomowitsch mit der Untersuchung der Knochen zu beauftragen.
Als der Superintendent sich dem Fall Helen Grabowski zuwandte, war es 07:23 Uhr. Obwohl die Leiche, formal gesehen, im Zuständigkeitsbereich des Universitäts-Reviers aufgefunden worden war, hatte Rodale die Ermittlungen an das Revier Richmond übertragen, da der Universitäts-Polizeiposten recht klein war. DeClercq stellte befriedigt fest, dass der Corporal gründliche Arbeit geleistet hatte.
Wieder stellten sich jedoch Fragen – und es gab nicht viele Antworten.
Ebenso wie bei den in North Vancouver gefundenen Knochen bildete das an Skip O’Rourke geschickte Polaroidfoto den Mittelpunkt der an der Korkwand angebrachten Dokumente. Auch davon hatte das Labor eine Vergrößerung angefertigt – dieselbe körnige Qualität –, die links neben dem Bestellformular aus Buns and Boobs Bonanza angeheftet worden war , einem Pornomagazin, das man an jedem Kiosk kaufen konnte. MacDougall hatte festgestellt, dass das Formular aus der Ausgabe vom
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