Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller
und ihr schließlich den Kopf abgetrennt. Was erneut an ihm nagte, war der vertikale Stich in den Hals. Er wusste, dass eine solche Wunde bei mörderischen Vergewaltigern üblich war, weil die Kontraktionen des Körpers bei den Todeszuckungen ihre Erregung steigerten. Aber dies war anders. Dieser Täter war ein Monstrum. Er hatte die Nonne nicht nur geköpft und ihre Haube mitgenommen, sondern hatte anstelle des Kopfes oben an ihrem Hals einen Jack-o’-Lantern hinterlassen. Dieser Kürbis hatte zwei Dreiecke als Augen, ein weiteres Dreieck als Nase und einen bösartig grinsenden Mund. In dem Kürbis hatte eine Kerze gebrannt. Das Licht der Kerze war es, das die Schwester gesehen hatte, als sie herausgekommen war, um das Tor zu schließen. Und obwohl das Wachs inzwischen weggeschmolzen war, blickte der grinsende Kürbis immer noch starr auf die verstümmelte Leiche herab.
Einer der mit der Suche beschäftigten Corporals kam herüber, um mit MacDougall zu sprechen. Hände und Uniform des Mannes waren mit Schlamm bedeckt, ebenso seine Kleidung. Er war gerade aus dem Spiegelteich geklettert.
»Überhaupt nichts«, sagte er. »Wir haben das ganze Gelände mit Hunden und Metalldetektoren abgesucht. Zumindest, soweit ich das sagen kann, ist nichts in den Teich geworfen worden.«
»Tun Sie’s noch einmal«, sagte MacDougall. Der Corporal nickte und ging, um den Befehl auszuführen.
Jetzt war DeClercq beunruhigt. Herrgott, dachte er, vier Leichen und nicht der geringste Hinweis, der uns weiterführt. Das widerspricht jeder Wahrscheinlichkeit. Awakomowitsch murmelte etwas.
»Entschuldige, Joseph, das habe ich nicht gehört. Meine Gedanken waren gerade woanders.«
»Ich habe gesagt, ich würde versuchen, an dem Kürbis Fingerabdrücke zu finden.«
»Fingerabdrücke? Abdrücke an einem Kürbis suchen, der im Regen gelegen hat?«
»Ja, ich probier’s mit Sekundenkleber.«
MacDougall registrierte DeClercqs verblüfften Gesichtsausdruck und klärte ihn auf: »Er meint Visuprint. Sie waren eine Weile weg, Robert.«
»Ja, offensichtlich. Erklären Sie’s mir, Joseph.«
»Also, so wie ich es sehe, haben wir außer dem Jack-o’-Lantern nichts«, sagte Awakomowitsch. »Wir wissen, dass der Killer ihn als Kopfersatz mitgebracht hat. Er ist nicht hier geschnitzt worden. Vielleicht findet die Forensik etwas daran – Staub oder Fusseln aus seiner Wohnung, chemische Spuren, irgendetwas von der Sorte. Vielleicht führen uns die Spuren an der Schnitzarbeit weiter. Oder vielleicht kann ich die Abdrücke des Killers darauf entdecken.
Vor ein paar Jahren hat ein Polizist aus Ontario, Paul Bourdon hieß er, mit Sekundenkleber einen Entwicklertank für Fotos repariert. Nachdem die Reparatur abgeschlossen war, hatte Bourdon festgestellt, dass auf der Innenseite des Kunststofftanks seine Fingerabdrücke erschienen waren. Bei weiteren Experimenten hatte sich herausgestellt, dass die in Sekundenkleber enthaltene Chemikalie – sie nennt sich Cyanoacrylat – mit den feuchten Rückständen reagiert, die die Fingerspitzen einer Person auf einer ganzen Menge Gegenständen hinterlassen – Schusswaffen, Plastiktüten, porösen Metallen –, von denen man bis dahin mit den existierenden Pulver- oder Joddampftechniken keine Abdrücke hatte feststellen können.
In einem Fall hatte man an einer im Bilgenwasser einer gestohlenen Jacht schwimmenden Whiskeyflasche die Fingerabdrücke eines Raubverdächtigen, in einem anderen Fall von einer mit Öl verschmierten Kasse am Ort eines Ladeneinbruchs Abdrücke sichern können.«
»Offenbar fange ich an einzurosten«, sagte Robert DeClercq.
»Nicht dein Zuständigkeitsbereich«, erwiderte der Russe. »Aber ich hätte gern noch etwas anderes.«
»Was denn?«, fragte der Superintendent.
»Erinnerst du dich, wie du heute Morgen vorgeschlagen hast, ich solle mir die Knochen ansehen, die die zwei jungen Mädchen entdeckt hatten? Nun, ich denke, ich würde mir gern alle vier Opfer ansehen. Vielleicht finde ich etwas in meinem Arbeitsbereich, wonach ein Pathologe nicht suchen würde.«
»Gute Idee.«
»Das erfordert eine gerichtliche Anordnung. Portmans sterbliche Überreste hat man bereits ihrer Mutter freigegeben. Aber die anderen drei sind noch da.« Er blickte wieder auf die Leiche der Nonne.
»Die beantragen wir morgen«; versprach der Superintendent.
»Glauben Sie, es hat etwas zu bedeuten, dass sowohl die Portman wie auch die Nonne katholisch waren?«, fragte MacDougall. »Irgendein
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