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Der Krake

Der Krake

Titel: Der Krake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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auch Museumsstücke haben ihren Nutzen, nicht wahr, Billy? Du liegst beinahe richtig, was mich betrifft, Dane. Siehst du, wenn du die gewohnten Fähigkeiten nicht mehr hast, dann bist du keine Bedrohung mehr. Darum fangen die Leute an, dir Dinge zu erzählen.«
    »Fitch«, sagte Dane, »das ist eine Sache zwischen mir und Saira ...«
    »Nein, das ist es nicht«, widersprach Fitch. Er straffte sich kampfeslustig, fiel aber gleich wieder zurück in seine gekrümmte Haltung. »Sie hat sich nur um die Bezahlung gekümmert. Wenn du wissen willst, was passiert ist, dann rede mit mir.«
    »Ich schreie«, sagte er, »und die anderen sind im Handumdrehen hier.«
    Dinge flogen über sie hinweg. Nervöse Vögel. Er schaute zu ihnen auf, und von dort, wo Billy stand, sah die Perspektive falsch aus.
    »Du hast ihn?«, fragte Dane.
    »Wärest du noch ein Krakenist, würde ich gar nicht mit dir reden«, entgegnete Fitch. »Aber das bist du nicht, und ich will wissen, warum. Denn du hast ihn.« Mit einem Kopfnicken zeigte er auf Billy. »Und er ist derjenige, der weiß, was hier los ist.«
    »Das tue ich nicht«, sagte Billy. »Nicht das schon wieder.«
    »Warum willst du nicht, dass die Krakenisten erfahren, was los ist?«, fragte Dane. »Wir ... sie ... sind nicht Londons Feinde.«
    »Ich weiß, wie sie ihre Heiligtümer loswerden wollen. Und ich weiß, wo so etwas hinführt.«
    »Was? Sie suchen ja nicht einmal nach ihm, wie sollen sie ihn dann loswerden wollen?«, fragte Billy.
    »Ich wünschte, du hättest Recht, Fitch, aber das hast du nicht«, sagte Dane. »Die Kirche tut rein gar nichts.«
    »Warum willst du den Kraken?«, fragte Fitch. »Ich hatte schon lange nichts mehr in den Eingeweiden gelesen. Sie liegen dieser Tage einfach nur da und schmatzen vor sich hin. Und dann war es plötzlich da. Feuer. Zum ersten Mal seit ich weiß nicht wie langer Zeit, und oh, mein London, was habe ich gesehen.«
    »Was hat Al Adler mit all dem zu tun?«, wollte Billy wissen.
    »Warum hast du ihn gestohlen?«, flüsterte Dane.
    Fitch und Saira sahen einander an, dann zuckte Saira mit den Schultern. »Ich glaube, wir haben keine Wahl«, stellte sie fest.
    »Es war seine Schuld!« Fitch jaulte förmlich. Billy sah dem alten Mann an, dass er Erleichterung verspürte, nun, da er sein Gelübde brach. »Er hat das alles in Gang gesetzt. Kommt einfach daher mit seinen Plänen und dem Feuer, in dem sie enden sollten.«
    »Al? Sie haben gesagt, er wäre abergläubisch«, sagte Billy zu Dane. »Also - er ist wegen einer Weissagung hergekommen? Aber nicht zu einer, wie wir sie erlebt haben.«
    »Erzähl uns«, forderte Dane mit zitternder Stimme, »alles.«
    Adler war mit einem lächerlichen, unverfrorenen Plan zu den Londonmantikern gekommen. Er würde den Kraken stehlen. Er schreckte nicht davor zurück, dergleichen offen auszusprechen. Fitch, der nicht urteilte und sich selbst in dieser Lage und angesichts des enormen bevorstehenden Verbrechens unerschüttert zeigte, der durch Gelübde, die schon zu Zeiten des Mithrastempels abgelegt worden waren, zur Vertraulichkeit verpflichtet war, spaltete die Haut der Stadt, um zu sehen, was geschehen würde.
    »Das kann Al sich unmöglich allein einfallen lassen haben«, sagte Dane.
    Es war nur ein Akt der Höflichkeit, nur eine Formalität, denn Fitch war überzeugt, er würde nichts sehen, so wie er schon seit Jahren nichts mehr gesehen hatte. Was er aber sah, war Feuer.
    Das flammende Ende. Ein Ende, das verbrannte, was nicht brennen konnte, und die ganze Welt verschlang.
    Und danach? Nichts. Kein Zeitalter des Phoenix, kein Königreich der Asche, kein neuer Garten Eden. Dieses Mal, zum ersten Mal, auf eine Art und Weise, wie sich kein angedrohtes Ende je zuvor angekündigt hatte, gab es kein Danach.
    »Die meisten Londonmantiker wissen nichts davon.« Saira klang flehentlich. Sie konnten nicht von den anderen erwarten, dass sie ihr Gelübde brachen, wie es ihr Anführer und sein getreuer Leutnant getan hatten. »Es war klar, dass Al nur vorgeschickt worden war. Er selbst war sicher kein kriminelles Genie, nicht wahr?«
    »Was haben Sie ihm erzählt?«, fragte Billy.
    Fitch winkte ab. »Irgendwelches Geschwätz. Wir mussten uns schnell entscheiden, wie wir vorgehen sollten.«
    »Hätten Sie ihm nicht einfach sagen können, er soll es lassen?«, fragte Billy. Alle starrten ihn an. Das war eine seltsame Idee. Man änderte nicht einfach seine Pläne wegen der Weissagung eines Londonmantikers, ebenso wenig wie

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