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Der Krake

Der Krake

Titel: Der Krake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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gestrandeten Gott der Tiefe der Obhut seines Verehrers und seines Mehr-oder-weniger-Propheten anvertraut hatten, nachdem es ihnen nicht selbst gelungen war, die Endgültigkeit aufzuheben, und nachdem sie zu der Überzeugung gelangt waren, Billy und Dane würden ihn nicht selbst verbrennen. Aber.
    »Nichts hat sich verändert«, stellte Billy fest. Um das zu spüren, musste man, so dachte er, nicht der Liebling eines fehlgeleiteten Engels sein. London war immer noch falsch. Man konnte die nicht endende Spannung in der Stadt hören, das Fortdauern, nicht irgendwelcher Kämpfe, sondern einer ganz besonderen Art von Kämpfen, das Entsetzen, das über all dem schwebte.
    Es würde immer noch alles verbrennen.
    Niedergeschlagen saß Saira da und packte angstvoll einen Haufen Steine und Mörtel, eine in eine Mauer gerissene Wunde. Sie knetete die Steine, und in ihren Händen unter ihrer Kunsterei zeigten sich all die Einzelteile, die Stücke und Bruchstücke als formbare Materie Londons. Sie bohrte Löcher in die Steine und zerrte an ihnen, bis sie still mit anderen Ziegeln verschmolzen. Sie grub ihre Finger hinein und lockte neue Ausprägungen Londons hervor - einen Haufen Verpackungsmaterialien für Lebensmittel, einen Abschnitt eines Rohrleitungssystems, einen abgerissenen Handlauf, einen Auspuffschalldämpfer.
    »Was nun?« Saira war diejenige, die am Ende diese Frage stellte, doch es hätte jeder von ihnen sein können. Sie streckte die Hand aus, und Billy zog sie hoch. Ihre Finger waren mit Londonschmiere verklebt.
    »Erinnert ihr euch an Al Adler?«, fragte Billy. »Den ihr umgebracht habt?« Sie war zu müde, auch nur zusammenzuzucken. »Wisst ihr, für wen er gearbeitet hat? Grisamentum.«
    Sie starrte ihn an. »Grisamentum ist tot.«
    »Nein, das ist er nicht. Dane ... Er ist nicht tot.« Sie stierte vor sich hin. »Was das mit irgendetwas zu tun hat, weiß ich nicht. Aber Adler war der, der ... das alles begonnen hat. Zusammen mit euch. Und er hat dabei immer noch für Grisamentum gearbeitet. Wessen Plan mag das wohl gewesen sein, auf wen würdet ihr setzen?
    Wir wissen, dass das, was passieren soll, nun kurz vor dem Abschluss steht, und wir wissen, dass es anfängt, wenn der Kalmar brennt«, sagte Billy. »Ich nehme also an, wir können es nur weiter versuchen. Wir müssen dafür sorgen, dass er in Sicherheit ist. Wenn wir das tun, wenn wir dafür sorgen, dass er unverbrannt ... die Nacht übersteht ... vielleicht kommt dann alles in Ordnung. Wir können nur weiter Ausschau halten. Das Tattoo hat keinen Anlass, die Welt zu verbrennen. Al auch nicht. Und Grisamentum ebenfalls nicht, welchen Plan er auch verfolgt hat ...« Er schüttelte den Kopf. »Da steckt etwas anderes dahinter. Wir müssen dieses Ding schützen.«
    »Dann mal los.« Alle Blicke richteten sich auf Dane. Das waren seine ersten Worte seit langer Zeit, die nicht Teil einer gemurmelten Anrufung seines toten Gottes waren. Er stand da und sah erneuert aus. »Ihr schützt ihn«, sagte er zu Saira. »Wir können nicht bleiben. Wir sind zu gefährlich. Wir kümmern uns um die Dinge, von denen du sprichst«, sagte er zu Billy. »Zuerst holen wir Jason raus.«

57
    »Wie fangen wir es an?«, fragte Billy. Den Unterschlupf einer Gruppe gefährlicher, gewalttätiger Irrer zu zerstören, damit mochte man durchkommen, aber wenn es um eine staatliche Einrichtung ging? Zu riskant, hatte Fitch gesagt. Ihr müsst uns helfen, ihn zu beschützen, hatte Saira gesagt. Ihr könnt doch nichts tun, hatten beide gesagt.
    »Gib mir das Navi«, entgegnete Dane. »Wir lassen ihn nicht zurück.«
    »Vielleicht können wir dabei noch etwas herausfinden«, hatte Billy argumentiert. »Vielleicht haben die bessere Ideen, was zu tun ist, als wir. Collingswood und Baron.«
    Dane hatte den toten Kalmar angestarrt und ein Zeichen gemacht. »Wir können euch finden, wenn es nötig ist. Ihr behütet meinen Gott. Und jetzt lasst uns raus.«
    Nun warteten sie. »Wir müssen Wati da reinbringen«, sagte Dane. Er sprach hastig. »Wir müssen das Revier auskundschaften, ehe wir einbrechen. Wo ist er?«
    »Du weißt, dass die Vorsichtsmaßnahmen ergriffen haben«, entgegnete Billy. »Er kann da nicht rein. Außerdem ...« Außerdem hastete Wati immer noch von Kundgebung zu Kundgebung, getrieben von Schuldgefühlen, weil er während der laufenden Auseinandersetzung so viel Zeit anderswo verbracht hatte. »Er hat gesagt, er käme zurück, wenn er könnte.« Er wollte helfen, und er würde

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