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Der kranke Gesunde

Der kranke Gesunde

Titel: Der kranke Gesunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas von Pein , Hans Lieb
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Organe untereinander.

Die Familie der Organe
    Jedes Organ stellt zunächst eine Einheit für sich dar, versehen mit einer speziellen Aufgabe. So könnte das Herz auch getrennt vom restlichen Körper schlagen, wenn es ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt würde. Andererseits befinden sich alle Organe untereinander in einem ständigen Austausch, zum Teil in direkter, zum Teil in eher weitläufiger Verbindung. Art und Geschwindigkeit dieses Wechselspiels sind sehr von der Situation abhängig, in der sich der Mensch befindet. Bei Belastungen kommt es zu einer Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen den Organen. In dem Kapitel über das Nervensystem haben wir schon ausführlich dargestellt, wie eng der gesamte Körper mit dem Gehirn über die verschiedenen Nervenfasern in Verbindung steht.
Die Organe beeinflussen sich gegenseitig
    Neben dem Nervensystem stehen alle Organe auch noch über Hormone in enger Verbindung. Diese sind Botenstoffe unterschiedlichster Art, die in den Drüsen einzelner Organe gebildet werden. Sie werden zum größten Teil in das Blut ausgeschüttet und können dann in entfernten Organen ihre Wirkung entfalten. Zum Teil wirken sie aber auch direkt in der Nähe des Ortes, an dem sie gebildet werden. Jedes Hormon hat eine ganz bestimmte Form, vergleichbar einem Schlüssel. Es kann deshalb auch nur an Orten wirken, an denen es Verbindungsstellen gibt, zu denen es »passt«, so wie ein Schlüssel eben nur für ihn vorgesehene Schlösser öffnen kann. Diese Schlösser des Körpers werden Rezeptoren genannt. Über sie können die Hormone ihre spezifische Wirkung entfalten. So bildet z. B. das Herz, wenn es zu viel Flüssigkeit transportieren muss, ein Hormon, das in der Niere eine Beschleunigung und Verstärkung der Urinproduktion bewirkt.
    Es ist für uns ganz selbstverständlich, dass unser Körper funktioniert, und wir machen uns normalerweise auch wenig Gedanken über ihn. Unser Körper hat die ungeheure Fähigkeit, seine vielfältigen Aufgaben ohne unser bewusstesMitwirken zu erfüllen und hierzu stimmen sich die Organe ständig miteinander ab.
Störung oder sinnvolles Signal?
    Gerät aber einmal ein Zusammenspiel kurz- oder längerfristig »aus dem Lot«, erfahren wir das als körperliches Bedürfnis oder als »Störung« in Form von Symptomen und werden uns so unseres Körpers bewusst. Zum Beispiel kommt es, wenn wir lange nichts mehr gegessen haben, zu einer Erniedrigung des Blutzuckerspiegels. Dies führt zu einer Ausschüttung des Hormons Adrenalin, das im Körper vorhandenes Fett in Blutzucker umwandelt und damit die zeitweilige Unterzuckerung ausgleichen kann. Gleichzeitig bewirkt es aber auch einen Anstieg des Herzschlags, ein Zittern und eine innere Unruhe, die wir bewusst erleben und als unangenehm empfinden. Das ist aber sinnvoll, denn es ist für viele ein bekanntes Signal, etwas zu essen. Eine solche innere Unruhe kann natürlich auch ganz andere Ursachen haben. Manche Menschen haben sich fälschlicherweise angewöhnt, jede innere Unruhe mit Essen zu bekämpfen und sind übergewichtig geworden. Wenn ein Organ Beschwerden verursacht, tritt dieses für den Patienten aus dem Gesamtverband der ansonsten unauffällig funktionierenden Organe heraus. Dieser richtet nun seine ganze Aufmerksamkeit darauf und versucht auf vielfältige Weise – auch durch einen Arztbesuch – die Beschwerden zu beheben.
Ein Organ als Beschwerdeführer anderer Organe
    Oft verursacht ein Organ Beschwerden, die lediglich ein Zeichen dafür sind, dass dieses Organ gesund ist. Die eigentliche Ursache liegt dann in einem ganz anderen Organ oder Bereich. Zum Beispiel bekommen nierenkranke Patienten, die die Stoffwechselgifte nicht mehr ausreichend über die Niere ausscheiden können, Durchfall, da der Darm als Ersatzausscheidungsorgan benutzt wird. Ein schneller Herzschlag kann Hinweis auf eine Herzerkrankung sein, aber auch auf eine Schilddrüsenerkrankung, eine Blutarmut, Fieber, körperliche Erschöpfung oder ein Hinweis auf eine seelische Erregung. Wenn ein Organ auffällt, ist es deshalb immer eine wichtige Frage, welchen Beitrag es dadurch für den Gesamtorganismus leistet.
    Tipp
    Den gesamten Menschen im Blick behalten
    Patient und Arzt haben also die Aufgabe, die Aufmerksamkeit nicht nur auf das »sich beschwerende« Organ zu richten, sondern den gesamten Menschen in ihre Überlegungen mit einzubeziehen. Dies gilt insbesondere im Rahmen der Psychosomatik, da ja nicht nur seelische Störungen

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