Der Kreis aus Stein
des Stoffwechsels übernommen hatten. Er wußte, daß das Abheben vom Boden keine große Gefahr darstellte, solange er bei der Landung darauf achtete, ein wenig zu beschleunigen und seine Füße in Bewegung zu halten, damit sie den Stoß des Aufpralls abfingen.
Er kam um eine Biegung. Zu lernen, wie man sich in die Kurve legte, war vielleicht der schwierigste Aspekt beim Laufen mit schnellem Stoffwechsel, das wußte er.
Vielen Menschen fiel es nicht leicht, sich die gleichmäßige Gangart anzueignen, die man zum Rennen brauchte. Sie wollten schnell vorwärtskommen, indem sie einen großen Druck mit den Füßen erzeugten, so wie es ein gewöhnlicher Mann machte, wenn er rasch starten wollte. Doch wer das versuchte, brach sich die Beine. Die Trägheit, die der ruhende Körper überwinden mußte, war zu groß.
Orden war sich dieses Prinzips durchaus bewußt.
Aber daran zu denken, sich im richtigen Winkel in die Kurven zu legen, das kam ihm einfach unnatürlich vor.
Als er beschleunigte und rennend eine Kurve des Pfades nehmen wollte, stellte er fest, daß seltsame Kräfte an ihm zerrten. Die Schwerkraft zog ihn nicht im gleichen Maß nach unten, wie der Schwung ihn in seiner eingeschlagenen Richtung vorwärtstrieb, und als er an einer Kurve auf eine schlammige Stelle traf, konnte er sich nur mit vielen korrigierenden Schritten auf den Beinen halten und so verhindern, daß er einen Baum am Wegrand rammte.
Jetzt sah er, daß Raj Ahten sein Tempo aus gutem Grund auf einhundert Meilen in der Stunde beschränkt hatte. Man hatte kein sicheres Gefühl, wenn man schneller lief.
Trotzdem beschleunigte Orden, denn sein Überleben und das seines ganzen Volkes hing davon ab. Er rannte den Tor Loman immer höher hinauf, zwischen den weißstämmigen Espen hindurch, unter deren goldenen Blättern her.
Als er einen Hang hinaufstieg und in das sonnenüberflutete Tal unten blickte, sah er einen riesengroßen alten Hirsch, dessen Geweih breiter war als die Armspanne eines Mannes.
Aufgescheucht, machte dieser einen eleganten Satz und schien ein paar Fuß hoch in der Luft zu schweben.
Ich könnte diesen Hirsch im Nu einholen, erkannte Orden, während er auf ihn zuraste und dicht hinter ihm vorbeirannte, als dieser sich zu einem Bach hinunterstürzte.
Er lief bergan auf die Fichten zu und dann einen felsigen, schmalen Spalt hinauf. Weiter vorne sah er dunkles Metall aufblitzen, als Raj Ahten gerade im Wald verschwand.
Das Geräusch von Stahlringen eines Kettenharnischs verriet Raj Ahten, daß er verfolgt wurde. Er sah sich um. Orden kam den Pfad hinaufgerannt. Er konnte sich nicht vorstellen, daß jemand so schnell rennen und ihn einholen konnte. Er verdoppelte seine Geschwindigkeit. Der Pfad führte jetzt schnurgerade zwischen dunklen Fichten hindurch. Dahinter ragte der rote Sandstein der ›Augen von Tor Loman‹ in die Höhe.
Der Wolflord wußte, daß es sinnlos war zu fliehen. Orden holte auf. Und wurde schneller.
»Ich habe Euch!« brüllte Orden triumphierend einhundert Meter zurück.
Raj Ahten beschloß, die Geschwindigkeit des Gegners zum eigenen Vorteil zu nutzen. Er überquerte eine kleine Anhöhe und sprang. Er spürte einen scharfen Schmerz in seinem rechten Bein, denn beim Abheben war sein Wadenbein gebrochen.
Er wußte, daß es in Sekundenschnelle heilen würde.
Im Hochkommen drehte Raj Ahten sich um, zog sein Kriegsbeil aus dem Gürtel und schleuderte es dorthin, wo Orden sein mußte.
Zu seiner Überraschung hatte der gebremst und wurde langsamer. Das Kriegsbeil hatte ihn mit etwa zweihundert Meilen in der Stunde spalten sollen, war jedoch zu hoch gezielt.
Geschickt tauchte Orden unter der Waffe hindurch.
Raj Ahtens Flugbahn trug ihn in die Höhe. Der Bruch in seinem Bein schien zwar unbedeutend, trotzdem hatte der Heilungsprozeß gerade mal genug Zeit, einzusetzen, bevor er wieder auf dem Boden landete.
Sein Schienbein brach abermals, und er versuchte nach vorne abzurollen und die Wucht seines Sturzes mit dem gesunden Bein und den Schultern aufzufangen.
Als Raj Ahten wieder hochkam, fiel Orden über ihn her und hackte grimmig mit seinem Kurzschwert auf ihn ein. Wegen der vielen Gaben des Stoffwechsels, die Orden besaß, war es Raj Ahten unmöglich, sich auf den Angriff vorzubereiten.
Raj Ahten wich der Attacke aus, indem er den Oberkörper nach hinten bog. Ordens erster Hieb traf ihn voll am Hals.
Dunkelrote Tropfen spritzten aus Raj Ahtens Kehle hervor, und er fühlte das helle Klirren von Metall,
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