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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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»Woher…?«
    »Wir wissen alles. Wenn du nicht tust, was ich dir sage, dann…«
    Angstschlotternd starrte ihn Gyula an.
    »Wie gesagt«, fuhr David sehr bedächtig fort, während er sich langsam wieder aufrichtete, »unsere Aktion hier ist streng geheim. Du wirst also niemandem etwas von unserer kleinen Unterhaltung erzählen, hörst du? Nicht einmal deinem Vater.«
    Gyula nickte schnell und oft. Mit einem Mal fiel sein Kinnladen herab und er starrte David entsetzt an.
    »Ist was, Junge?«
    Eine zitternde Hand hob sich und deutete auf Davids Kopf. »Ihr Haar. Eben noch war es ganz rot. Und jetzt ist da mit einem Mal diese weiße Strähne.«
    David tastete auf den Haaren herum, als könne er deren Farbe erfühlen. Als er die Hand wieder sinken ließ, war sein Haupt wieder so rot wie zuvor. Wie die Knusperhexe bei dem Gedanken an einen braun gebratenen Hansel lächelte er den Jungen an und sagte: »Das kann bei mir schon mal passieren, wenn ich sehr, sehr aufgeregt bin und Gefahr laufe, etwas Unvernünftiges zu tun. Du machst dir deshalb doch keine Sorgen, oder?«
    Gyula starrte ihn entgeistert an und schüttelte nur den Kopf. Auf seiner Hose bildete sich, vom Schritt an abwärts, ein dunkler feuchter Fleck.
    Als David zu Boden blickte, entdeckte er eine gelbe Pfütze, die schnell größer wurde. Mit Bedauern in der Stimme sagte er: »Muss wohl stimmen, was man sich über die bettnässenden Raucher erzählt.«
    Währenddessen rief Rebekka vom Postamt aus in Kurt von Schleichers Villa an. Die Telefonnummer hatte ihr David geliefert, der sie wiederum Heinrich Schildmann, dem persönlichen Sekretär des Generals, in einer schwachen Minute abgeluchst hatte. Schon seit Tagen bemühte sich David um einen Interviewtermin bei Schildmanns Chef. Vielleicht würde ja Rebekka, wenn auch zu einem anderen Zweck, zu ihm durchdringen.
    »Ja, bitte?«, meldete sich eine näselnde Stimme.
    »Rosenbaum am Apparat, guten Tag. Bin ich mit dem Anschluss von General Kurt von Schleicher verbunden?«, fragte Rebekka in zwar höflichem, aber doch drängendem Ton.
    »Weshalb wollen Sie das wissen?«
    »Bitte seien Sie doch so nett und rufen Sie kurz unseren Herrn Rix ans Telefon.«
    »Wen?«
    »Na, den Herrn Rix. Nach dem Dienstplan müsste er doch gerade dran sein.«
    »Wie bitte? Ich fürchte, Sie sind falsch verbunden, Frau…«
    »Das ist unmöglich«, schnitt Rebekka dem Mann, offenbar ein Bediensteter, das Wort ab. »Unsere Dienststelle irrt sich nie, bei derart wichtigen… Oh!«
    »Wichtigen was?«, hakte der Mann am Telefon nach.
    »Ist er etwa auf Außenschutz und Sie wissen gar nichts davon? Nein, ist mir das jetzt aber unangenehm! Und ich dachte…«
    »Frau Rosenbaum?«, fragte mit einem Mal eine andere Stimme. »Hier spricht Kurt von Schleicher. Ich habe zufällig das Gespräch zwischen meinem Hausdiener und Ihnen mit angehört. Darf ich erfahren, welcher Behörde Sie angehören?«
    »Nein, ist das furchtbar!«, zeterte Rebekka. »Ich werde bestimmt meine Stellung verlieren, wenn mein Vorgesetzter das erfährt, vielleicht sogar meine Pension. Herr General, können Sie nicht doch bitte kurz den Herrn Rix an den Apparat rufen lassen? Wenn er nicht bei Ihnen ist, müsste er sich irgendwo in Sichtweite des Hauses befinden.«
    »Zuerst möchte ich wissen, von was für einem ›Schutz‹ sie vorhin gesprochen haben.«
    »Ich habe schon viel zu viel ausgeplaudert. Oh weh, oh weh…!«
    Klick! Sie hatte aufgelegt.
    Richard meinte später, Kurt von Schleicher sei der Panik nahe gewesen. Eben noch dieses verschwörerische Treffen mit dem Bengel vom Horthy und jetzt das! Wie eine Furie kam er aus dem Haus auf die Straße geschossen und blickte sich dort nach allen Seiten um. Es fiel ihm dann relativ leicht, den auffällig unauffällig postierten Rix zu entdecken.
    »He, Sie da!«, rief er Richard Seybold zu. »Heißen Sie Rix?«
    Der kam langsam hinter einem Busch hervor, dessen erstes Grün nur eine recht dürftige Tarnung gewesen war. »Woher wissen Se det?«, fragte er und ging langsam auf Schleicher zu.
    »Da hat eben so eine junge Dame…«
    »Doch nich’ etwa die Rosenbaum?«, platzte Richard heraus. Sein Zorn wirkte ziemlich echt.
    »Genau das war ihr Name.«
    »Nee!«, meinte er und stampfte mit dem Fuß auf. »Diesmal wird det aber Konsequenzen haben.«
    Kurt von Schleicher trat nahe an Rix heran. Er war ein Mann mit kantigem, beinahe kahlem Kopf, einem Schnauzbart und einer gespaltenen Nase. Auf seinen Wangen glühte ein Netz

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