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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Erfolgsmeldungen der Nationalsozialisten. Nur ein Narr – oder jemand, der mit geschlossenen Augen durchs Leben ging – konnte an Hitlers Aufrichtigkeit und Kompetenz glauben.
    Am Berliner Stadtrand hielt der Zug an einer nur schwach beleuchteten Station – David achtete nicht auf ihren Namen – und die letzten Leute verließen den Waggon. Nun war er allein.
    Zwei Tage nach Abschluss der Mordaktion hatte Hitler das »Gesetz über Maßnahmen der Staatsnotwehr« erlassen, gewissermaßen eine nachgeschobene Legitimierung des Gemetzels. Offiziell gab das NS-Regime zu, siebenundsiebzigmal »in Notwehr« getötet zu haben. Über Kollegen vom französischen Geheimdienst gelangte Lloyd Ayckbourn bald aber an ganz andere Zahlen. Die Nazis hatten wohl im Eifer des Gefechts mit dem Zählen aufgehört und tatsächlich über vierhundert Menschen umgebracht.
    In Potsdam endlich stieg David aus dem Zug, Um etwaige spätere Nachforschungen zu erschweren, rief er kein Taxi, sondern nahm lieber einen längeren Fußmarsch in Kauf. Grübelnd, die Hände in den Hosentaschen, marschierte er durch fast menschenleere Straßen, Endlich erreichte er das Anwesen in Neubabelsberg, Auf der Straße vor der Auffahrt stand eine dunkle Mercedes-Limousine, David glaubte zwei Menschen darin zu erkennen. Jetzt beschattete also die Geheimpolizei das Haus. Was sollte er tun?
    Kurt von Schleicher war auf seine Villa immer stolz gewesen, vor allem auf die vielen Antiquitäten, mit denen er sie bis unters Dach voll gestopft hatte. Mehrere Rundgänge hatte David über sich ergehen lassen müssen. Nun rief er sich die Örtlichkeiten ins Gedächtnis zurück. Wie konnte er unbemerkt in das Haus gelangen? Und wo befand sich Jasons Träne?
    Der Weinkeller! Mit einem Mal fiel es ihm wieder ein. Schleicher hatte immer viel Aufhebens um seine »edlen Tropfen« gemacht. Angeblich gab es vom Garten aus einen Zugang. Angestrengt dachte David nach. Ja! Da war eine Weinlaube hinter dem Haus, ein Gartenhäuschen für feuchtfröhliche Sommernachtsfeste. Er musste nur die Straße überqueren… Was natürlich völliger Unsinn war. Die beiden Polizisten würden ihn unweigerlich entdecken. Es sei denn…
    Langsam wurden die Scheiben des Mercedes milchig. Für die Insassen der Limousine musste es aussehen, als ziehe Nebel auf. Eine für den Hochsommer unübliche Wetterkapriole, aber David war mit seiner kleinen Illusion trotzdem ganz zufrieden.
    Während die Beamten im Inneren des schwarzen Automobils unter Zuhilfenahme der Scheibenwischer noch um klare Sicht kämpften, erklomm David die mannshohe Gartenmauer und war im nächsten Augenblick dahinter verschwunden. Erst jetzt entließ er das Bild des Fahrzeuges aus seinem Geist und gab den Geheimpolizisten so den freien Blick auf das Anwesen zurück, das sie beschatten sollten.
    Das Gartenhäuschen war schnell gefunden, ein Fenster leicht aufgehebelt, schon Sekunden später lief David durch einen niedrigen unterirdischen Gang in Richtung Haus. Im Kellergewölbe angekommen tastete er nach dem Lichtschalter. Hier gab es keine Fenster, der Schein der drei Glühlampen konnte also von draußen nicht gesehen werden. David streifte sich Staub und Spinnweben von der Kleidung. Er musste nachdenken. Je früher er wieder von hier verschwand, desto besser. Wenn in knapp vier Stunden die Sonne aufging, konnte er leicht entdeckt werden. Aber wo sollte er mit seiner Suche beginnen? Wo nur in diesem riesigen Anwesen hatte Schleicher die Kugel versteckt?
    Irgendwo zwischen dem Nord- und Südpol dieses Hauses… Sagen wir, der Glasklumpen hält sich gerade irgendwo im schö nen Kanada auf. Schleichers Worte hallten durch Davids Geist, als wären sie gerade eben erst gesprochen worden. In großen Teilen Kanadas herrschte ewiger Frost. Hatte der General den Keller gemeint, der selbst jetzt, im Sommer, noch sehr kühl war? David stöhnte innerlich bei dem Gedanken, die vielen, teilweise mit Gerümpel voll gestopften Räume durchwühlen zu müssen. Er erinnerte sich noch gut der Häme, mit der Schleicher ihm von Papens vergeblichen Versuch berichtet hatte, das »Objekt seiner Begierde« durch gedungene Diebe an sich zu bringen.
    »Aber der Keller ist unten, sozusagen im Süden des Hauses«, flüsterte er. In seinem Kopf schien sich alles zu drehen. »Kanada dagegen befindet sich im Norden.« Er blickte zur Decke des Gewölbes hinauf »Vielleicht auf dem Dachboden?«
    Er musste ja irgendwo mit der Suche beginnen. Also schaltete er das Licht wieder

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