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Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund

Titel: Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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finsterer Miene.
    »Es ist ungeheuerlich«, fügte Mia kopfschüttelnd hinzu. Sie schien die Neuigkeit schon zu kennen.
    »Und wie sieht dieser Geist aus?«, fragte Lorenzo.
    Davy musste erst tief Atem holen, bevor er antworten konnte. »Übel würde ich sagen. Er ist ein Dämon allererster Ordnung. Der Name steht für ein vom Militär finanziertes Forschungsprojekt, das hauptsächlich von unserem Freund Innozenz betrieben wurde.«
    »Und was genau hat dieser ›Unschuldige‹ mit seiner Genozidfirma nun ausgeheckt?«
    »Das wissen wir nicht.«
    Kim spreizte die Hände. »Aber ich denke, ihr habt es herausbekommen?«
    »Ein Steckbrief listet vor allem Äußerlichkeiten auf«, widersprach Dee-Dee. »Die von uns ausspionierten Fakten zum Projekt ›Racheengel‹ stellen gewissermaßen ein Lastenheft dar. Sie beschreiben, was das Pentagon sich von GenOz wünscht.«
    »Und das wäre?«, fragte David ungeduldig.
    »Eine biologische Vergeltungswaffe«, antwortete der Australier anstelle des Vietnamesen. »Die Forderung der Militärs ist eigentlich ganz einfach. Sie lautet: ›Lieber Herr Dittmann, machen Sie, dass alle unsere Feinde an einer tödlichen Krankheit sterben, wenn wir längst nicht mehr sind.‹«
    Es dauerte einen Moment, bis alle die Tragweite dieser Information begriffen hatten. Endlich brach Lorenzo das Schweigen. »Zwar sind biologische Waffen international geächtet, aber es wird zumindest behauptet, Saddam Hussein habe neben Giftgas solche tödlichen Erreger bereits gegen die Kurden eingesetzt. Was ist das eigentlich Neue an diesem ›Racheengel‹?«
    Davy ließ seinen Blick erst in die Runde schweifen, ehe er mit leiser Stimme antwortete: »Der potenzielle Feind könnte bereits mit dem ›nachtragenden‹ Dämon infiziert sein. Das ist sozusagen das neue Prinzip der Abschreckung: Du, lieber Feind, hast dich bei mir angesteckt, und wenn du mich in Ruhe lässt, dann sorge ich dafür, dass die Krankheit nicht zum Ausbruch kommt. Solltest du mich aber verstrahlen, wird meine posthume Rache bald auch dich dahinraffen.«
    »Das ist perfide«, hauchte Lorenzo.
    »Teuflisch!«, flüsterte Ruben.
    David schüttelte ungläubig den Kopf. »Nein, das ist die Art und Weise, wie Belial vorgeht. Konntest du herausfinden, ob dieser Erreger jemals entwickelt worden ist, Davy?«
    Der Hacker schüttelte den Kopf. »Hier beginnt die Terra incognita. Dee-Dee und ich kennen nur die Wunschliste des Pentagon, aber nicht die Forschungsergebnisse von GenOz. Die Firma von Innozenz Dittmann ist ein elektronisches Fort Knox. Ihr Sicherheitssystem State of the art, auf dem neuesten Stand der Technik. Da kommen wir nicht rein. Versuchen wir es trotzdem mit der virtuellen Brechstange, geht der GenOz-Server zum Gegenangriff über: Erst lokalisiert er uns und dann zerstört er unsere Rechner.«
    »Ein Computer kann einen anderen kaputt machen?«, fragte Ruben ungläubig.
    »Na klar«, sagte Lorenzo. »Wenn du den einen auf den anderen drauffallen lässt.«
    »Alter Witzbold!«
    »Unter bestimmten Umständen geht das tatsächlich«, sagte Davy. »Wir haben hier zwar etliche Schutzvorkehrungen getroffen, aber keine Festung ist uneinnehmbar. Wie auch immer: Ich bin mit meinem Latein am Ende.«
    Dieses Resümee war erschütternd. Mit hängenden Köpfen saßen die sieben Gefährten auf ihren Büro- und Korbmöbeln im Wintergarten und hingen trüben Gedanken nach.
    Mia knurrte: »Ich war schon immer der Meinung, Großvater hätte mit seinem Langschwert in Solas Büro marschieren und ihm die Rübe ab… «
    »Das ist nicht sehr christlich«, fiel Lorenzo ihr ins Wort.
    »David hat Goliath auch den Kopf abgeschlagen – mit Gottes Segen.«
    David musste schmunzeln. Diese Diskussion kam ihm bekannt vor.
    »David war kein Christ«, konterte der einstige Mönch.
    »Haarspalterei!«, versetzte Mia.
    »Wenn ich euch kurz unterbrechen dürfte«, ging David endlich dazwischen. »Wir alle sind nervös und gereizt, aber solche Wortscharmützel bringen uns nicht weiter.« Er wandte sich wieder Davy zu. »Du hast doch einmal gesagt, du wärst nur der › zweitbeste Hacker aller Zeiten‹. Wer ist denn die Nummer eins?«
    Davy hob die Schultern. »Ein Professor namens Mark Kalder. Das heißt, damals, als ich in Berkeley studierte, war er noch Doktorand. Wir haben nächtelange Hack-Sessions veranstaltet. Ich sage es nur ungern, aber Mark war mir immer eine Nasenlänge voraus.«
    »Wo lebt dieser Kalder jetzt?«
    »In Deutschland. Er ist Professor an der

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