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Der Kreis der Sechs

Der Kreis der Sechs

Titel: Der Kreis der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate White
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lächelnd, in dem Versuch, der Situation die Spannung zu nehmen. »Als ich am College war, ging dieses verrückte Gerücht um, das behauptete, ein Wahrsager hätte prophezeit, dass ein Kerl sechs Schülerinnen an einer Schule töten würde, deren Namen mit dem Buchstaben W anfingen. Raten Sie mal, auf welche Schule ich gegangen bin. Wisconsin. Wie Sie sich vorstellen können, wurden die Mädchen alle hysterisch.«
    Es kam keine Reaktion. Phoebe konnte sehen, dass kühn auch nicht funktioniert hatte, und wenn sie so weitermachte, würde sie dafür sorgen, dass das winzige Herz in der Brust des Mädchens aufhörte zu schlagen. Sie musste das Thema fallenlassen und ein wenig Vertrauen aufbauen, das sie möglicherweise später anzapfen konnte.
    »Ich sollte Sie jetzt zu Ihrer Verabredung gehen lassen«, sagte Phoebe. »Aber da gibt es ein Buch, das ich Ihnen gerne ausleihen würde.«
    Das Gesicht des Mädchens entspannte sich minimal. Just in dem Augenblick erweckte ein Geräusch auf dem Flur Phoebes Aufmerksamkeit. Es klang wie das leichte Schlurfen eines Schuhs. Phoebe wartete darauf, dass die Person an der Tür vorbeiging, aber niemand kam. Sie hatte das Gefühl, dass jemand auf der anderen Seite der Türöffnung stand und lauschte. Doch Jen, die abgelenkt war, hatte eindeutig nichts gehört.
    Phoebe erhob sich schnell, aber schweigend von ihrem Schreibtisch und ging hinüber auf die andere Seite des Büros. Sie streckte ihren Kopf hinaus in den Gang. Es war niemand dort. Als sie ihren Kopf wieder hereinzog, stand Jen auf und wartete begierig darauf, gehen zu dürfen.
    »Hier ist es«, sagte Phoebe und zerrte ein Buch aus dem Regal. »Es ist eine Sammlung von Artikeln von einem hervorragenden Autor namens Ron Rosenbaum, der sich in den 1970ern und 1980ern wirklich einen Namen gemacht hat. Da ist eine Menge Aufmüpfigkeit in seinen Reportagen. Ich denke, dass wird Sie inspirieren.«
    »Danke«, sagte Jen und lächelte schwach.
    Nachdem das Mädchen gegangen war, betrat Phoebe den Flur. Sie konnte hören, dass Jen beinahe die Stufen hinabstolperte, in ihrer Eile wegzukommen, aber ansonsten war es ruhig. Phoebe ging den Flur entlang bis zum Empfangsbereich der Abteilung. Vier oder fünf Büros gingen fächerförmig davon ab, alle gehörten den amtsältesten Mitgliedern der englischen Fakultät. Bev, die Empfangsdame, saß an ihrem Schreibtisch und starrte auf ihren Computerbildschirm, während der Dekan, Dr. Carr, in der Nähe stand und mit dem Daumen einen Stapel Post durchblätterte.
    »Oh, hallo Phoebe«, sagte er und blickte auf. Er war um die sechzig, gebaut wie ein Bär und überraschend freundlich zu ihr, in Anbetracht der Tatsache, dass sie ihm von Glenda aufgehalst worden war. Sie vermutete, dass er leicht fasziniert war von ihr, als wäre er gebeten worden, eine bedingt auf Bewährung Entlassene einzustellen, die im Gefängnis gewesen war, weil sie vor Jahren ihren Ehemann ermordet hatte. »Was können wir für Sie tun?«
    »Ich habe mich nur gefragt, ob irgendjemand nach mir gesucht hat. Ich dachte, ich hätte gehört, wie jemand an meiner Tür vorbeikam.«
    »Nicht, dass ich wüsste«, sagte er. »Bev, wissen Sie etwas?«
    »Ich denke, die meisten Leute sind beim Mittagessen«, sagte die Empfangsdame.
    »Okay, danke«, sagte Phoebe. Sie drehte sich um und wollte gehen.
    »Oh, warten Sie«, sagte Bev und nahm endlich ihre Augen vom Computerbildschirm. »Vielleicht Dr. Porter.«
    »Wie bitte?«
    »Dr. Val Porter. Ich weiß nicht, ob sie nach Ihnen gesucht hat, aber sie war vor ein paar Minuten hier oben. Ich habe sie am Kopierer gesehen.«
    Phoebe ging den Korridor zurück, und auf ihrem Weg blickte sie in Vals Büro, das auf der anderen Seite von ihrem lag. Doch es war leer. Sie fragte sich, ob es Val gewesen war, die vor ihrer Tür gestanden hatte. Es würde sie nicht überraschen. Sie spürte, dass Val sie im Auge behielt, weil sie neugierig war, was Phoebe im Schilde führte.
    Zurück in ihrem Büro wickelte Phoebe ein Sandwich aus, das sie sich von zu Hause mitgebracht hatte, und ging im Geist die Unterhaltung mit Jen erneut durch. Sie hatte nichts von wirklicher Bedeutung erreicht, aber da war dieser interessante Ausrutscher auf seiten des Mädchens gewesen. Sie hatte Phoebe gesagt: »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Mädchen hier so etwas tun«, obwohl Phoebe niemals gesagt hatte, dass es sich bei den Sechsen um eine geheime Gesellschaft von Mädchen handelte. Es war ein weiterer Anhaltspunkt,

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