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Der Kreis der Sechs

Der Kreis der Sechs

Titel: Der Kreis der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate White
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sie herein gekommen? Sie fühlte sich, als wäre sie in einem von diesen Alpträumen, in denen sich die Wände und Türen des eigenen Hauses auflösen und man sich völlig ungeschützt und verwundbar fühlt.
    »Ball«, sagte eine Stimme. Sie war leise, klang aber nicht schläfrig, als wäre er bereits wach gewesen.
    »Hier ist Phoebe Hall«, sprudelte sie hervor. »Sie sind wieder ins Haus eingedrungen. Bitte, Sie müssen mir helfen.«
    »Sie sprechen von den Mädchen – den Sechsen?«
    » Ja –, und ich denke, hier ist Blut. In meiner Küche. Ich weiß nicht, von wem es ist.«
    Während sie sprach, positionierte sie sich neben der Vordertür, bereit zu flüchten, falls es nötig war.
    »Okay, ich bin zehn Minuten entfernt, höchstens.«
    »Sollte ich auch die Polizei rufen?«
    »Äh, warten Sie einfach, bis ich da bin, in Ordnung?«
    Sobald der Anruf beendet war, erstarrte sie und lauschte erneut. Konnten sie noch im Haus sein, fragte sie sich hektisch, aber sie hörte jetzt nichts mehr, nur das leise Stöhnen des Heizofens.
    Sie lehnte sich an einen kleinen Schrank rechts neben der Vordertür. Sie hatten den Einsatz erhöht, wurde ihr klar. So schlimm das mit den Ratten auch gewesen war, in ihr Haus einzubrechen, während sie da war, war eine ganz neue Ebene der Dreistigkeit.
    Obwohl das Warten ihr endlos erschien, hielt Ball Wort. Das Auto fuhr genau zehn Minuten später vor. Dieses Mal jedoch trug er nicht seine Jacke der Campuspolizei. Er war mit Jeans und einem schwarzen Ledermantel bekleidet.
    »Sind Sie in Ordnung?«, fragte er Phoebe, als sie ihn durch die Vordertür einließ. Sie wusste, dass sie aussehen musste, als wäre sie panisch.
    »Mir ging es schon besser«, sagte sie. »Als ich aufwachte, lief mein Geschirrspüler, und ich denke, dass Blut darin ist. Ich frage mich, ob sie eine Ratte hineingetan haben.«
    »Jesus Christus«, sagte er und verzog das Gesicht. »Lassen Sie mich nachsehen.«
    Sie folgte ihm, als er in die Küche ging. Er durchsuchte den Raum und öffnete dann, indem er ein Taschentuch benutzte, das er aus seiner Tasche gezogen hatte, langsam die Tür des Geschirrspülers.
    Ein paar Augenblicke lang spähte er nur blinzelnd in die Maschine. Phoebe stand hinter ihm, und von ihrem Blickwinkel aus erkannte sie, dass der Geschirrspüler leer aussah, abgesehen von einer Pfütze blutig aussehenden Wassers am Boden. Sie kämpfte gegen den Drang zu würgen an.
    » Ist es Blut?«, fragte sie.
    »Ich denke, ja«, sagte er. »Da ist dieser verräterische Geruch. Aber wenigstens sehe ich nichts Totes da drin.«
    Langsam zog er die obere Geschirrschublade heraus. Sie war leer. Er hockte sich auf den Boden. Als er die untere Geschirrschublade herauszog, entdeckte Phoebe etwas im Besteckbehälter. Es war ein Haufen Löffel, in durchnässtes Kartonpapier gewickelt, das mit einem Gummiband befestigt worden und jetzt pink gefärbt war.
    Erneut sein Taschentuch benutzend, hob Ball das kleine Paket aus dem Geschirrspüler.
    »Wenn es mal Abdrücke gegeben hat, dann sind sie jetzt bestimmt nicht mehr da«, sagte er. Nachdem er ein Papierhandtuch aus dem Spender gezerrt hatte, legte er es auf die Theke und die Löffel darauf.
    Phoebe brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde, um zu erkennen, dass es insgesamt sechs Löffel waren.
    »Ich glaube das nicht«, sagte sie und warf ihre Hände in die Höhe. »Was versuchen sie, mit mir zu machen?« Sie wollte nicht vor Ball ausrasten, aber innerlich ärgerte sie sich.
    »Sie werden mit jedem Mal kühner«, sagte Ball angewidert. »Was ich wissen will, ist, wie sie hereingekommen sind.«
    »Genau – und ich habe keine verdammte Ahnung. Ich habe die Türen und Fenster vor dem Zubettgehen überprüft, und die Sperrketten waren noch an beiden Türen, als ich nach unten kam.«
    »Nun, das hier ist nicht irgendein unerklärlicher Kriminalfall in einem verschlossenen Raum, also muss es eine Antwort geben«, sagte Ball. »Sie könnten ein Fenster aufgebrochen haben. Warum setzen Sie sich nicht in das andere Zimmer, während ich mich umsehe. Versuchen Sie, sich zu entspannen.«
    Oh ja, sicher, dachte Phoebe, aber sie ging ins Wohnzimmer und ließ sich auf das Sofa fallen. Als sie sich gegen die Polster lehnte, konnte sie spüren, dass ihr Schlafanzugoberteil durchgeschwitzt war. Beruhige dich, sagte sie sich. Du musst einen kühlen Kopf bewahren.
    Als Ball begann, durch ihre Räume zu gehen, versuchte sie, sich die hässliche kleine Szene vorzustellen, die sich vorher in

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