Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
Arns baldige Rückkehr beten«, sagte Cecilia Rosa und senkte den Blick.
Bei einer solchen Aufforderung hatte auch ein Jarl keine Wahl, besonders nicht in einem Kloster, noch dazu in einem, das er selbst besaß. Birger Brosa nickte, und sie fingen an zu beten.
Sie knieten zwischen den Abrechnungen und Rechenbrettern nieder und beteten um Arn Magnussons Erlösung und um seine baldige Rückkehr.
Cecilia Rosa betete für ihre brennende Liebe, die in zwanzig Jahre nicht nachgelassen hatte. Sie wollte lieber sterben, als dieser Liebe abschwören.
Der Jarl betete mit zwiespältigeren Gefühlen und doch ehrlich. Er dachte sich, wenn die Frage der Thronfolge offenbar doch nicht so einfach zu lösen war, indem man das Wort einer Äbtissin gegen das einer anderen stellte, so brauchte man vermutlich alle guten Krieger, die auf der Folkungerseite aufzutreiben waren.
Und wie er von dem inzwischen seligen Pater Henri in Varnhem gehört hatte, war gerade Arn Magnusson in mehr als einer Hinsicht ein Krieger von Gottes Gnaden. Schlimmstenfalls würde er bald in seiner Heimat gebraucht werden.
XI
A RN WURDE ZWEI LANGE WOCHEN im Hamedijeh-Spital in Damaskus gepflegt, bis es den Ärzten gelang, sein Wundfieber zu besiegen. Sie meinten, das sei der Vorsehung Gottes zu verdanken, denn ein längeres Fieber überlebe niemand. Er hatte schon von früher mehr Narben auf dem Körper, als er zählen konnte, vermutete aber, es seien in etwa hundert. Noch nie war er jedoch so schwer verletzt worden wie in Hattin.
Aus der ersten Zeit erinnerte er sich kaum an etwas. Sie hatten ihn fortgetragen, ihm seinen Panzer heruntergerissen und die schlimmsten Wunden hastig genäht, ehe sie ihn zusammen mit den syrischen und ägyptischen Verwundeten in die kühleren Berge gebracht hatten. Während dieses Transports hatten Arn und die anderen Verwundeten schwer gelitten. Die meisten hatten erneut zu bluten begonnen. Aber die Ärzte waren der Meinung gewesen, es sei weitaus schlimmer, in dieser Hitze unten in Tiberias zu bleiben, bei den Fliegen und im Leichengestank.
Wie er später nach Damaskus gekommen war, daran erinnerte er sich nicht, denn das Fieber hatte mit voller Kraft eingesetzt, als man ihn von seinem Krankenlager in den Bergen weitertransportiert hatte.
In Damaskus hatten die Ärzte einige seiner Verletzungen aufgeschnitten, versucht, sie zu reinigen, und sie dann erneut vernäht. Diesmal jedoch vermutlich sorgfältiger als beim ersten Mal.
Am schlimmsten war ein tiefer Schwerthieb, der durch den Ringpanzer gedrungen war und in seiner Wade eine tiefe Wunde hinterlassen hatte. Ein Hieb mit der Axt hatte schräg über dem linken Auge seinen Helm gespalten und seine linke Augenbraue und die Stirn in Mitleidenschaft gezogen. In der ersten Zeit hatte er kein Essen bei sich behalten können. Alles, was man ihm eingeflößt hatte, musste er erbrechen. Seine Kopfschmerzen waren so mörderisch gewesen, dass er die Fiebernebel, die sich seiner allmählich bemächtigt hatten, nur noch als Wohltat empfunden hatte.
Er erinnerte sich an keinen besonderen Schmerz, nicht einmal daran, wie sie seine Beinwunde mit glühenden Eisen ausgebrannt hatten.
Als das Fieber endlich nachließ, entdeckte er erst einmal, dass er immer noch mit beiden Augen sehen konnte. Er erinnerte sich, auf dem linken Auge blind gewesen zu sein.
Er lag im zweiten Stock in einem schönen Zimmer mit blauem Mosaik und sah direkt in den Schatten hoher Palmen. Ab und an ließ der Wind die Palmwedel beruhigend rascheln. Vom Hof hörte er das Plätschern von Springbrunnen.
Anfänglich waren ihm die Ärzte mit kalter Höflichkeit begegnet. Sicher hatten sie ihre Arbeit so gut gemacht, wie ihnen ihr Geschick das erlaubte. Über Arns Lager hing eine kleine Tafel in Schwarz und Gold mit Saladins Namenschiffre, die deutlich darauf hinwies, dass Arn dem Sultan lebend mehr wert war als tot, und das, obwohl man sich flüsternd erzählte, er sei einer der weißen Dämonen mit dem roten Kreuz.
Bei Nachlassen des Fiebers konnte Arn auch wieder deutlich sprechen. Die Freude der Ärzte, die sich erstaunt um sein Lager versammelten, war sehr groß, als sie hörten,
dass dieser Tempelritter Gottes Sprache sprechen konnte. Als Ärzten in Damaskus war ihnen nicht bekannt, was zumindest jeder zweite Emir in der Armee über den Mann wusste, den alle Al Ghouti nannten.
Der bedeutendste der Ärzte hieß Musa ibn May-nun. Er war aus Kairo gekommen, wo er viele Jahre lang Saladins Leibarzt gewesen war.
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