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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren Kostenlos Bücher Online Lesen
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eine Kirche gewesen, auch wenn man jetzt an einer Seite ein riesiges Minarett errichtet hatte.
    Musa ibn May-nun wies darauf hin, dass es in Jerusalem umgekehrt sei. Dort seien die beiden großen Moscheen zumindest zeitweilig Kirchen gewesen. Es sei doch praktisch, meinte er ironisch, solche Heiligtümer nicht zu beschädigen. Dann bräuchte man bei jeder neuen Eroberung immer nur die Kreuze auf den Kuppeln durch Halbmonde auswechseln, oder umgekehrt, je nachdem wer gerade
gesiegt oder verloren habe. Es sei doch schlimmer, wenn man die Gebäude jedes Mal einreißen würde und dann wieder neu aufbauen müsse.
    Da Arn nichts über den jüdischen Glauben wusste, wurde das ihr erstes großes Gesprächsthema. Da er Arabisch lesen konnte, gab ihm Musa ibn May-nun ein Buch, das er selbst geschrieben hatte, mit dem Titel »Wegweiser für die Verwirrten«. Nachdem Arn zu lesen begonnen hatte, wurden ihre Gespräche immer länger. Musa ibn May-nun arbeitete in seiner Philosophie hauptsächlich daran, den Übergang von der Vernunft zum Glauben zu finden und damit zwischen der Lehre des Aristoteles einerseits und dem reinen und offenbarten Glauben andererseits zu vermitteln. Diese scheinbaren Gegensätze aufzuheben und zu einer Ganzheit zu machen hielt er für die wichtigste Aufgabe der Philosophie.
    Nicht ohne eine gewisse Mühe folgte Arn diesen langen Auslegungen. Er meinte, sein Kopf sei etwas ausgetrocknet, seit er sich in seiner Jugend jeden Tag mit Aristoteles beschäftigt habe. Er stimmte aber zu, dass nichts wichtiger sein könne, als Glauben und Vernunft zu verbinden. Denn wohin der blinde und unvernünftige Glaube führe, habe der Krieg im Heiligen Land mit der Kraft eines Erdbebens bewiesen. Dass trotzdem so viele Menschen über die bebende Erde gehen und gleichzeitig behaupten konnten, dass sie nichts merkten, gehöre zu den wirklichen Mysterien der Sinnenwelt.
    Während Arns Wunden verheilten und große rote Narben zurückließen, wuchs seine Freundschaft mit dem Arzt und Philosophen Musa ibn May-nun und seine Fähigkeit, an anderes als Regeln und Gehorsam zu denken. Es war ihm, als würde nicht nur sein Körper heilen.

    Möglicherweise hatte er sich nur mit solchem Eifer in die Welt der Ideen geworfen, weil er der nagenden Gewissheit, was jetzt in der sichtbaren Welt geschah, ausweichen wollte. Aber seine unbewusste Bemühung, dieses Wissen von sich fernzuhalten, stieß bereits dann auf Schwierigkeiten, als andere, die im Hamedijeh-Spital gesund gepflegt wurden, Besuch erhielten. Dieser erzählte jubelnd, Akkon und Nablus seien gefallen, dann Beirut und Jebail, schließlich die eine oder andere Burg. Es war nicht leicht, der einzige Christ zu sein, wenn sich alle lautstark über diese Neuigkeiten freuten.
    Als Saladins Bruder Fahkr zu Besuch kam, erhielt Arn in all diesen Fragen Gewissheit, wenn auch der Krieg durchaus nicht das Erste war, worüber sie sprachen.
    Beide waren über die Begegnung gerührt und umarmten sich sofort wie Brüder. Dabei machten alle, die ebenfalls auf dem Innenhof weilten, große Augen, denn sie alle erkannten schließlich Saladins Bruder.
    Zunächst erinnerte Fahkr daran (was nicht nötig gewesen wäre, da Arn ebenfalls mehrfach daran gedacht hatte), wie sie damals gescherzt hatten, als Fahkr aus Arns Gefangenschaft entlassen wurde: dass es Fahkr ein Vergnügen wäre, auch einmal Arn als Gefangenen zu haben. Als beliebte Gott zu scherzen, war genau das eingetreten.
    Arn tat so, als befürchtete er, dass Fahkr womöglich Grund zur Klage über seine Zeit als Gefangener in Gaza haben könne. Fahkr entgegnete mit derselben gespielten Sorge, dass er höchstens den Verdacht hegte, doch einmal Schweinefleisch bekommen zu haben. Das leugnete Arn aufgebracht, und dann fielen sie sich erneut lachend in die Arme.
    Dann hielt Fahkr einen Augenblick inne und bat Arn um sein Ehrenwort, nicht zu fliehen und keine Waffe zu
erheben, solange er Saladins Gast sei. Wenn es eine Regel gebe, die Arn das Gegenteil gebieten würde, dann müsse man ihn zweifellos vorsichtiger behandeln.
    Arn erklärte, dass es zum einen keine Regel gebe, die einem Templer verbiete, sein Wort zu halten, das er Fahkr hiermit gebe. Zum anderen könne nicht mehr die Rede davon sein, dass er Templer sei, da seine Zeit, die er dem Orden habe dienen müssen, zufälligerweise ausgerechnet am Abend der Schlacht bei den Hörnern von Hattin abgelaufen sei.
    Nun wurde Fahkr sofort ernst und meinte, das müsse man ja direkt als Zeichen

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