Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Sein Arabisch hatte in Arns Ohren einen fremdartigen Klang, was daher kam, dass er im fernen Andalusien geboren war. Das Leben dort sei für Juden schwierig geworden, erzählte er Arn bei ihrem ersten Zusammentreffen. Arn war wenig erstaunt, dass Saladins Leibarzt Jude war, schließlich hatte der Kalif von Bagdad, der höchste Führer der Moslems, viele Juden in seinen Diensten. Da ihm seine Erfahrungen mit sarazenischen Ärzten sagten, dass sie sich mit den Regeln des Glaubens und der Philosophie auskannten, nutzte er die Gelegenheit, um nach der Bedeutung Jerusalems für die Juden zu fragen. Musa ibn May-nun hob erstaunt die Brauen, und fragte, wieso sich ein christlicher Krieger dafür interessiere. Arn erzählte daraufhin von seinem Treffen mit dem Oberrabbiner von Bagdad und davon, was dieses für Folgen gehabt hatte, zumindest solange er selbst die Macht in Jerusalem gehabt hatte. Die Christen hatten Gottes Grab als Heiligtum, die Moslems Abrahams Felsen, von dem aus der Prophet, der Friede sei mit ihm, in den Himmel aufgestiegen war. Die Kraft, die Jerusalem als Pilgerstätte für die Gläubigen hatte, war also zu verstehen. Aber der Tempel König Davids? Das sei doch nur ein Bauwerk, von Menschen errichtet und von Menschen wieder abgerissen. Was konnte daran so heilig sein?
    Der jüdische Arzt erklärte Arn geduldig, dass Jerusalem das einzige Heiligtum der Juden sei und dass die Propheten sagten, die Juden würden dorthin zurückkehren, um
ihr Reich neu zu errichten und ihren Tempel wiederaufzubauen. Bei diesen Worten seufzte Arn tief und betrübt. Nicht wegen der Juden, meinte er sofort, als er merkte, dass sein neuer Freund etwas verlegen wurde, sondern wegen Jerusalem. Bald würde diese Stadt den Moslems in die Hände fallen, falls das nicht schon geschehen sei. Danach würden die Christen keine Mühe scheuen, Jerusalem zurückzuerobern. Wenn sich jetzt auch noch die Juden in diesen Streit einmischten, dann würde der Krieg tausend Jahre dauern oder länger.
    Musa ibn May-nun holte sich einen kleinen Hocker und setzte sich neben Arns Lager, um diese Diskussion ernsthaft weiterzuführen, die ihm viel wichtiger erschien als alles, was er sonst im Krankenhaus zu tun hatte.
    Er bat Arn, ihm das näher zu erklären, und dieser erzählte von Gesprächen, die er mit Saladin und Graf Raimund von Tripolis geführt hatte. Beide hatten in dieser Frage gleich argumentiert, obwohl der eine Moslem und der andere Christ war. Außerdem waren sie ärgste Feinde auf dem Schlachtfeld. Die einzige Art, diesen ewigen Krieg zu einem Ende zu bringen, war, allen Pilgern die gleichen Rechte einzuräumen, welche Pilgerstätte in der Heiligen Stadt sie auch besuchen wollten und ob sie diese nun El Quds oder Jerusalem nannten.
    Oder Jeruschalajim, meinte Musa ibn May-nun jetzt mit einem Lächeln.
    Durchaus, pflichtete ihm Arn sofort bei. Dieser Gedanke sei ihm gekommen, als er dem Rabbiner aus Bagdad die Erlaubnis für die Juden gegeben habe, an der westlichen Mauer zu beten. Aber da hatte er nicht geahnt, wie heilig diese Mauer für die Juden war. Über diese Angelegenheit mussten sie mit Saladin sprechen, ehe er die Stadt einnahm. Da waren sie sich bald einig.

    Ihre Freundschaft wuchs in den folgenden Wochen. Musa zwang Arn dazu, erste Gehversuche zu machen. Er meinte, dass man damit nicht zu lange warten dürfe, man solle aber auch nichts übereilen. Es bestand einerseits die Gefahr, dass die Wunde platzen würde, andererseits konnte das Bein aber auch steif werden.
    Anfänglich gingen sie nur ein paar Runden auf dem Innenhof zwischen Palmen, Brunnen und Teichen. Hier ließ es sich leicht gehen, da der ganze Hof mit einem Mosaikboden versehen war. Bald lieh sich Arn ein paar Kleider, und sie konnten erste vorsichtige Spaziergänge durch die Stadt machen. Da die große Moschee nur einen Steinwurf vom Krankenhaus entfernt lag, war sie eines ihrer ersten Ziele. Als Ungläubige durften sie die eigentliche Moschee nicht betreten, dafür aber den riesigen Innenhof. Hier zeigte Musa Arn alle wunderschönen Mosaike in den Säulengängen, die ganz offenbar aus christlicher Zeit waren. Die mohammedanischen Muster des schwarzen, weißen und roten Marmorfußbodens datierten aus der Zeit der Omaijaden. Arn staunte darüber, dass die christlich-byzantinische Kunst unberührt geblieben war, obwohl in ihr sowohl Menschen als auch Heilige abgebildet waren, was die meisten Moslems für gottlos hielten. Die große Moschee war ganz offenbar einmal

Weitere Kostenlose Bücher