Der Krieg der Ketzer - 2
ihm untergeordneten Kommandanten schienen geneigt, diesen Wind tatsächlich auszunutzen, so sehr er sie auch dazu ermahnte. Die Flotte verhielt sich wie eine gewaltige Herde Seewyvern, die nur auf der Oberfläche tanzten und sich gemächlich treiben ließen. Ein Großteil der Schiffe schien zumindest annähernd in die richtige Richtung zu fahren, aber das war auch schon das Beste, was man über die allgemeine Disziplin dieses Verbandes sagen konnte.
Es war recht einfach, die Grenze zwischen seinen eigenen Galeeren und denen seiner ›Verbündeten‹ zu erkennen: Deren Schiffe waren die, die stetig zurückfielen. Seine eigenen Geschwader bildeten die Vorhut, genau, wie das auch geplant gewesen war – auch wenn er sich eingestehen musste, dass selbst deren Art und Weise, die Position zu halten, noch einiges zu wünschen übrig ließ. So war sein vorderstes Geschwader entschieden zu weit vor seiner Hauptformation, und verärgert schüttelte Black Water den Kopf.
Donyrt Qwentyn, Baron Tanlyr Keep, war ein aggressiver, zielstrebiger Offizier, der sich ganz gewiss niemals derart nützliche Segelbedingungen würde entgehen lassen. An sich war das durchaus lobenswert, doch Tanlyr Keeps Verachtung für das, was er als Emeralds Trägheit und mangelnden Enthusiasmus empfand, war nur zu offensichtlich, und seine Abneigung für die Chisholmer, die traditionellen Feinde von Corisande, war ebenso ausgeprägt. Das hatte wahrscheinlich etwas damit zu tun, dass der Baron so entschlossen war, seine Schiffe weit nach vorne zu bringen und sie dort auch zu halten, um so Mahndyr, Sharpfield und ihren ›Nachzüglern‹ zu zeigen, wie ein richtiger Admiral derartige Dinge tat.
Black Water hatte ihn eben wegen genau dieser Eigenschaften ausgewählt, seine Vorhut zu befehligen, und Tanlyr Keep hatte seine Schiffe schon fast eine Stunde vor Sonnenaufgang auf See gebracht, während alle anderen noch kaum aus der Mole gekommen waren. Seitdem hatte er beständig eine Lücke zwischen seinen Schiffen und dem Rest der Flotte aufrechterhalten, und die Rümpfe seiner Schiffe waren von Deck aus nun kaum noch zu erkennen.
Black Water nahm sich vor, mit seinen Untergebenen über das Konzept der ›Koordination‹ zu sprechen – und auch darüber, dass man seinen Verbündeten zumindest ein gewisses Maß an Respekt entgegenbrachte. Und das betraf wahrlich nicht nur Tanlyr Keep.
»Ich bitte um Verzeihung, Euer Durchlaucht«, sagte nun eine Stimme, und als Black Water sich herumdrehte, sah er neben sich einen der Lieutenants der Corisande.
»Ja?«
»Captain Myrgyn hat mich gebeten, Euch darüber zu informieren, Euer Durchlaucht, dass Baron Tanlyr Keep das Signal gesetzt hat, im Südwesten ein Segel geortet zu haben.«
»Nur eines?«
»Mehr hat der Baron nicht gemeldet, Euer Durchlaucht.«
»Ich verstehe.«
Kurz dachte Black Water darüber nach, dann zuckte er mit den Schultern. Sie wussten, dass Haarahld Aufklärerschiffe über die gesamte Breite der Eraystor Bay ausgeschickt hatte. Es war ja auch nur vernünftig, so vorzugehen, und es hätte Black Water nicht im Mindesten überrascht, hätte er erfahren, dass er dafür diese infernalisch luvgierigen neuen Schoner einsetzte. Wenn dem so war, dann würde an einem Tag wie diesem, an dem eine derart frische Brise wehte, keine Galeere sie einholen können – aber das musste ja nicht immer so bleiben. Im Augenblick bestätigte es jedoch nur das, was er die ganze Zeit schon vermutet hatte.
»Danken Sie dem Captain dafür, mich informiert zu haben.«
»Selbstverständlich, Euer Durchlaucht!«
Der Lieutenant verneigte sich und zog sich dann zurück, und Black Water kehrte zu seinen vorherigen Gedankengängen zurück. Er war versucht, den langsameren Teilen ›seiner‹ Flotte zu signalisieren, sie sollten ihre Position halten. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Signal irgendetwas nutzte, musste er dagegen abwägen, wie sehr das seine eigene Verdrossenheit gezeigt hätte. Sie völlig nutzlos anzunörgeln, sie sollten doch in Formation bleiben, würde ihm langfristig nur erschweren, effektiv das Kommando zu behalten.
Was auch immer er über Sharpfield und Admiral Mahndyr denken mochte, beide waren durchaus erfahrene Seeleute. Sie mussten ebenso verstehen wie er selbst, was sie hier sahen; und es wäre deutlich effektiver, das mit den beiden von Angesicht zu Angesicht zu besprechen, als jetzt Signale zu setzen, die vermutlich ohnehin nicht befolgt würden. Vorausgesetzt natürlich, deren
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