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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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aber Natiole schüttelte den Kopf.
    » Nein, wir sehen uns das erst einmal an. Vielleicht ist es nur falscher Alarm.«
    » Wenn nicht …«
    » Dann war das Plündern und Brandschatzen ein grausames Ablenkungsmanöver, während die Tunnelgräber schon die Festung unterwandern.«
    Sie betraten das Nebengebäude, in dem normalerweise ein Teil des Gesindes lebte. Jetzt waren dort viele Flüchtlinge aus der Stadt untergebracht und schliefen zufällig zusammengewürfelt in den Räumen. Neria führte sie zu der großen Küche und von dort zu der Kellertreppe. Es gab von diesem relativ kleinen Vorratskeller keine Verbindung zum Keller unter dem Hauptgebäude.
    Ein Talglicht brannte im Keller, und darum herum saßen eine ganze Reihe von Menschen, deren Gesichter im Zwielicht bleich aussahen. Als Natiole den Raum betrat, erhoben sie sich.
    Ein großer, vierschrötiger Mann zog sich eine formlose Mütze vom Kopf und hielt sie in beiden Händen vor der Brust, als er vortrat. » Herr.« Er senkte das Haupt. » Ich bin ganz sicher, dass ich etwas gehört habe, Herr. Gerade gab es ein Poltern, aber jetzt ist es still.«
    Natiole nickte ihm zu. Sein Mund fühlte sich plötzlich staubtrocken an. » Hat es sonst jemand gehört?«, fragte er mit rauer Stimme.
    Keiner antwortete. Der Mann wurde rot. » Herr, wirklich …« Seine Worte versiegten.
    Natiole legte ihm die Hand die Schulter. » Keine Sorge, ich glaube dir. Zeig uns, wo du es gehört hast.«
    Der Schmied führte sie in die hinterste Ecke des Kellers. Dort lagen zwei einfache Decken auf dem Boden. Auf die eine hatte jemand noch Kleidung gelegt, um sie ein wenig zu polstern.
    » Hier schlaft ihr, deine Tochter und du?« Radu blickte auf den feuchten Stein hinab. Der Schmied nickte. » Dass du ausgerechnet ein kleines Mädchen geschickt hast …«
    » Ihr kennt sie nicht«, sagte der Schmied mit unüberhörbarem Stolz in der Stimme. » Wenn sie sich was in den Kopf gesetzt hat … Und ich wollte nicht weg, weil ich bereit sein wollte, falls da was hochkommt.«
    Natiole beugte sich vor. Alle verstummten, als er lauschte. Aber so sehr er sich auch anstrengte, er konnte nichts hören.
    » Ich glaube, da waren auch Stimmen …«
    » Stimmen?« Natiole fluchte innerlich. Wenn man schon Stimmen hören konnte, musste der Feind bereits sehr nah sein. Wie, bei den Geistern, hat Ionnis das angestellt? So schnell dürfte niemand durch den Fels kommen.
    Mit einem Mal gab es einen gewaltigen Schlag. Die Wand in der Ecke erbebte, und Staub rieselte herab. Einige Flüchtlinge schrien entsetzt auf und wichen so weit wie möglich von der Wand zurück.
    Natiole zog seine Klinge und brachte sich zwischen die Wand und sie. » Schaff sie hoch«, rief er Radu zu, der ebenfalls seine Waffe gezogen hatte. » Alle raus hier!«
    Doch noch bevor jemand reagieren konnte, stürzte die Wand nach einem weiteren hallenden Schlag ein. Steinsplitter flogen durch die Luft, prasselten auf Natiole nieder. Ein großes Loch klaffte dort, wo gerade noch die Mauer gewesen war. In den Staubwolken sah Natiole Bewegung. Etwas sprang hervor, die Klauen nach vorn gestreckt, die Fänge gebleckt. » Raahhhh!«
    Natiole wich blitzschnell aus, hob die Klinge und wollte schon zuschlagen, da erkannte er sein Gegenüber. » Tarka?«
    Die große Trollin brach in dröhnendes Gelächter aus und wischte sich den Steinstaub aus dem Gesicht und von den Hörnern. » Na, hast du Angst gehabt, Menschlein?«
    Hinter ihr schob sich Kerr mit gesenkten Haupt durch den Durchbruch. Er schüttelte den Kopf. » Ich habe ihr gesagt, dass es nicht witzig sein würde, aber sie wollte nicht auf mich hören.« Der Troll blickte sich um. » Wie steht es um euch?«
    Etwas keimte in Natiole, ein Gefühl, das er schon verloren geglaubt hatte – Hoffnung. Tränen stiegen ihm in die Augen. Er trat vor und umarmte Kerr, so gut das bei einem Troll ging. » Ihr seid wirklich gekommen! Ich bin so froh, euch zu sehen!«

54
    D afür, dass sie so klein und schwach sind, machen die Menschen eine Menge Lärm. Es war nicht das erste Mal, dass Kerr dies feststellte, aber in dieser Nacht war es besonders schlimm.
    Natiole hatte alle, die noch in seiner Burg waren, zusammengerufen und sie aufgefordert, ihm und den Trollen in die Tunnel zu folgen. Auf Kerr wirkte Natioles Stamm verängstigt und verwundbar, aber Natiole hatte es geschafft, ihnen genug Mut zu machen, dass sie sich darauf einließen, die Burg zu verlassen und eine Flucht durch die Gebeine der Erde zu

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