Der Krieg der Trolle
sind«, flüsterte Natiole. » Dass Ionnis befehlen würde, unter die Erde zu ziehen, nur um mich zu töten.«
» Es ist nicht dein Bruder.« Kerr spie aus. » Es ist der Balaur, der sie antreibt. Die Drecksbestie.«
Natiole nickte, aber der Troll konnte den Zweifel in seinem Gesicht sehen. Dann legte er Kerr die Hand auf die Schulter. » Danke.«
» Wir müssen weiter.« Raga sah sich um. » Soll ich zurückbleiben und sehen, wie schnell sie sind?«
Kerr kratzte sich an der Brust und wog ihren Vorschlag ab. » Ja«, antwortete er schließlich. » Aber sei vorsichtig. Wer weiß, ob da irgendwo Schuppenviecher sind.«
Raga nickte lediglich und verschwand in der Dunkelheit.
Kerr sah Natiole an. » Dein Stamm ist in Sicherheit. Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass dem so bleibt.«
Der Mensch nickte grimmig. Kerr reichte ihm von den Leuchtflechten und ging voran, immer darauf bedacht, nicht zu schnell für seinen Hareeg zu laufen. Schon bald aber bemerkte Kerr, dass Natiole schneller war, als er es ihm zugetraut hatte, und sie bewegten sich fast so rasch durch Kerrs Heimat, als wären sie beide Trolle.
Es war nicht das erste Mal, dass Natiole durch die Tiefen der Welt zog, aber für viele der Menschen war es das, und Kerr ahnte, dass sie die Umgebung vielleicht mehr belastete als ihn selbst umgekehrt die Welt der Menschen. Es sprach für den jungen Anführer, dass ihm so viele Menschen seines Stamms in die Tiefen gefolgt waren.
Sie erreichten Natioles Krieger, ehe diese an ihr Ziel gelangt waren. Tarka empfing sie ein Stück vor den Menschen, wo sie offenbar Posten bezogen hatte, um nach ihnen oder nach den Verfolgern Ausschau zu halten.
» Kommen sie?«
Kerr bejahte dies, und die Trollin lächelte böse. » Das hätte ich diesen Schwächlingen nicht zugetraut. Gut so.«
» Abwarten«, murmelte Natiole. » Dass sie uns folgen, kann nur bedeuten, dass sie euch Trolle nicht fürchten.«
» Dann sind sie dumm«, entgegnete Tarka trocken. » Und das wird ihnen nicht noch mal passieren, das verspreche ich dir.«
Als Kerr und Natiole weiterliefen, blieb sie stehen und horchte in die Dunkelheit. Kerr nickte ihr zu. Falls ihnen Verfolger dichter auf den Fersen waren, als sie ahnten, würde die große Trollin sie entdecken. Sie ist genauso stur und aufbrausend, wie Pard es war. Aber in einem Kampf gibt es keinen Troll, den ich lieber an meiner Seite hätte.
Die Menschen hatten sich in einer größeren Höhle versammelt, in der Kerr und Natiole sie fanden. Einige Laternen standen in der Höhle verteilt, aber das Licht kam hauptsächlich von den Leuchtflechten, die von den Trollen verteilt worden waren. Die meisten Menschen saßen auf dem Boden. Nur einige standen herum und redeten. Ihre Stimmen waren gedämpft, als wagten sie nicht, laut zu sprechen.
Die Frau, die mit dem Land sprechen konnte, Camila, sah sie zuerst. Sie lief auf sie beide zu, und Natiole und sie umarmten sich wortlos.
Dann löste sich auch Radu aus einer Gruppe und kam zu ihnen, während die restlichen Menschen verstummten und die Neuankömmlinge beäugten. » Da seid ihr ja«, sagte er. » Ich fing gerade an, mir Sorgen zu machen.«
» Ionnis folgt uns«, erklärte Natiole leise. » Wir können nicht lange hierbleiben.«
» Aber wir haben sie auf unsere Spur gelenkt, wie wir es wollten«, fügte Kerr hinzu. » Wie viele von euren Jägern sind hier? Wisst ihr das?«
» Hundertfünfzig in etwa, würde ich sagen«, erwiderte Camila.
Radu nickte zustimmend, aber Kerr sah, dass er nervös auf seiner Unterlippe kaute.
» Gibt es Probleme?«, fragte Natiole mit einem Blick auf die Gruppe Menschen, die zu ihnen herübersah.
» Sie sind unruhig«, erklärte Camila, während Radu hinzufügte: » Das alles hier, das ist fremd und feindlich für uns. Tut mir leid.«
Kerr grinste und winkte ab. » Natürlich ist es das. Ihr seid in der Heimat der Trolle. Vermutlich vermisst ihr den offenen Himmel ebenso, wie wir ihn fürchten.«
» Immerhin weiß ich jetzt, wie ihr euch bei uns fühlen müsst«, erwiderte Radu und rieb sich über die Arme, während er zur Decke der Höhle emporblickte.
Natiole ging in die Mitte der Höhle und hob die Stimme, damit die Menschen ihn gut verstehen konnten. » Freunde! Wlachaken!« Er bewegte beschwichtigend die Hände, als einige aufstanden. » Bleibt sitzen und hört mich an.«
Eine gespannte Stille legte sich auf die Menschen. Kerr ließ seinen Blick über sie schweifen. Männer und Frauen, die Eisen und Leder
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