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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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ernstlich glauben, dass du noch mehr hättest tun können.«
    Natiole wies auf die Stadt hinab. Ein lauter, verzweifelter Schrei ertönte und verstummte abrupt. » Nicht einmal die, deren Hab und Gut brennt? Deren Eltern, Kinder, Freunde sterben oder schon auf den Dunklen Pfaden wandeln?«
    Radu antwortete nicht, aber Natiole sah, dass seine Kiefer mahlten. Trotzig schüttelte er den Kopf. Plötzlich verspürte Natiole Mitleid. Sein Zorn auf sich selbst hatte sich an Radu entladen.
    » Vergiss, was ich gesagt habe«, bat er ruhig. Es kostete ihn keine Überwindung, seine wahren Gefühle zu verbergen. » Es ist nur so schlimm, dass ich nichts tun kann.«
    » Wir sollten einen Ausfall wagen«, erwiderte Radu schnell. » Im Moment sind sie abgelenkt und über die Stadt verstreut.«
    » Wir sind zu wenige«, erinnerte ihn Natiole. » Selbst wenn sich nur ein Teil von ihnen sammelt, hätten sie außerhalb dieser Mauern leichtes Spiel mit uns. Allerdings …«
    Eine wahnwitzige Idee kam ihm. » Wenn es uns gelänge, unentdeckt zu bleiben«, überlegte er laut. » Nur eine kleine Gruppe. Wir könnten Ionnis’ Quartier finden und die Anführer direkt angreifen. Vielleicht lässt sich die Magie aus der Nähe brechen.«
    » So gefällst du mir viel besser.« Radu schlug ihm mit der Hand auf die Schulter. » Bei allen Geistern, ich wüsste nicht, was ich tun sollte, wenn du dich aufgibst.«
    Natiole lächelte schwach, dann nickte er. » Komm. Lass uns planen.«
    Gemeinsam verließen sie die Zinnen und stiegen hinab in den Hof. Ein einsames Feuer brannte dort, um das eine Handvoll Wachen versammelt war. Sie grüßten Natiole, und er entdeckte Parvu unter ihnen. Der Veteran war schon mit Natioles Vater in die Schlacht gezogen, und sein Gesicht war so zerfurcht, dass es aussah, als sei es aus Eichenrinde geschnitzt.
    » Ich habe den Grünschnäbeln gerade erzählt, wie Euer Vater seinerzeit im Handstreich die wlachkischen Geiseln befreit hat, die Zorpad der Schlächter hier in der Burg gefangen hielt«, erklärte Parvu mit tiefer, heiserer Stimme. » Die Aussichten auf Erfolg waren minimal. Trotzdem ist er einfach reinmarschiert und hat sie mitgenommen.«
    Natiole kannte die Geschichte natürlich und wusste, dass nichts davon so einfach gewesen war, wie Parvu es darstellte. Eine der Geiseln war seine Mutter Viçinia gewesen. Und während der Befreiung war der Mann gestorben, nach dem sein Vater ihn später benannt hatte: Natiole Târgusi, der S tens engster Verbündeter und Freund gewesen war.
    Dennoch war er Parvu dafür dankbar, dass er diese Geschichte erzählte, die den jüngeren Soldaten Mut machte, in einer ausweglosen Situation nicht die Hoffnung zu verlieren.
    Er nickte Parvu zu, und gerade, als er sich verabschieden wollte, kam ein kleines Mädchen mit nackten Füßen aus dem Nebengebäude gerannt. Sie blickte sich hektisch um, sah Natiole und lief dermaßen schnell zu ihnen hinüber, dass ihre Fußsohlen nur so auf die Pflastersteine klatschten.
    » Herr, ich soll einen wichtigen Krieger suchen. Herr … Ihr seid der wichtigste Krieger, oder?«
    Natiole musste ob ihres angestrengten Stirnrunzelns lächeln, und auch Radu grinste. » Einen wichtigeren Krieger gibt es in der Feste nicht«, erklärte der junge Wlachake mit besonderem Ernst in der Stimme.
    » Du bist sehr mutig«, stellte Natiole fest und ging in die Knie. Von Nahem erkannte er, dass sie helleres Haar hatte, das allerdings so schmutzig war, dass es wie schwarz wirkte. Auch ihr Gesicht war staubverschmiert, und ihre hellen Augen leuchteten darin. » Wie heißt du?«
    » Neria, Herr.«
    » Und warum suchst du einen wichtigen Krieger?«
    » Weil mein Papa … Also, mein Papa ist Schmied, aber nicht von hier, sondern von der Insel. Wir wohnen da in einem Haus mit weißen Mauern …«
    » Halt, halt, nicht so schnell«, unterbrach Radu sie freundlich.
    Sie kratzte sich an der Wange und sah Natioles Begleiter fragend an, bevor sie fortfuhr: » Also, wir schlafen jetzt hier und nicht mehr in unserem Haus. Und mein Papa hat was gehört. Im Keller, denn da schlafen wir jetzt. Er sagt, da wird gegraben.«
    Natiole runzelte die Stirn. » Gegraben? Bist du sicher?«
    » Papa sagt das.«
    Bestürzt sah Natiole zu Radu hinüber. Auch der junge Wlachake wirkte nun besorgt.
    » Kannst du uns dorthin führen?«
    Neria nickte stolz und rannte los. Natiole folgte ihr mit schnellen Schritten, und Radu schloss sich ihm an.
    » Sollen wir die Soldaten wecken lassen?«, fragte er,

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