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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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zurück, wobei sie, als sie den kleinen Platz verließ, noch murmelte: » Vorbs.«
    Obwohl Arkas diese wlachkische Beleidigung für Sonnenpriester sicher nicht hatte hören können, verspürte Camila eine gewisse Befriedigung, als sie sich vom Zentrum des Lagers entfernte, zwischen den Zeltreihen hindurchschlüpfte, eine Patrouille von schwer gerüsteten Masriden umging und dann über das kurze Stück Wiese zum Waldrand gelangte.
    Der Wald empfing sie wie eine Freundin. Sie tauchte in sein grünes Zwielicht ein und fühlte sich gleich geborgen. Nach wenigen Schritten verebbte der Lärm des Lagers, und dann verklang er ganz. Jetzt war Camila von den Menschen dort getrennt, befand sich allein in dem Gehölz, im Einklang mit den uralten Kräften des Landes. Sie genoss die Freiheit, die ihr dieses Wissen schenkte.
    Sie ging noch eine Weile weiter, strich mit den Fingern über die raue Rinde der Bäume, lauschte auf das Singen der Vögel und das Sirren der Insekten, atmete die aromatische Luft ein. Auf einer kleinen Lichtung, wo ein alter Baum umgestürzt war und nun für kurze Zeit ein Loch im Blätterdach blieb, kniete sie sich hin. Der Stamm war bereits mit Moss bewachsen, und um seinen einstigen Platz herum strebten fast mannshohe Setzlinge zum Licht. Der Wald ist ewig, so wie das Land, wiederholte Camila in Gedanken eine alte Weisheit. Dann vertrieb sie alle Worte aus ihrem Geist und atmete ruhig und langsam, bis sich ihr Selbst im Augenblick versenkte.
    Der Kontakt zur Welt der Geister kam unvermittelt; fremde Gefühle strömten auf sie ein, drohten, sie zu überwältigen. Sie hatte Ruhe erwartet, doch stattdessen war es wie ein lärmendes Geschrei um sie herum. Sie versuchte, einzelne Eindrücke auszumachen, zu verstehen, was geschah, aber es gelang ihr nicht. Die Jagd kann unmöglich für ein solches Chaos gesorgt haben. Etwas anderes muss …
    Ihre Gedanken verstummten, als ihr eine alles verdrängende Erkenntnis kam. Sie konnte Blut riechen, spüren, schmecken. Mit allen Sinnen nahm sie nur noch eines wahr: Blut. Und es war kein Tierblut, es stammte von Menschen!
    Camila riss die Augen auf und sprang auf die Füße. Für einige Herzschläge stand sie verloren und orientierungslos auf der Lichtung. Um sie herum erstreckte sich in alle Richtungen der Wald. Dann klärten sich ihre Sinne, und sie eilte zurück in Richtung Lager. Jetzt hatte sie weder Auge noch Ohr für die Schönheiten ihrer Umgebung.
    Als die Geistseherin im Laufschritt zwischen den Bäumen auftauchte, sahen die Wachen zu ihr. Camila merkte, wie sie sich versteiften, nach ihren Waffen griffen, bis sie sie erkannten.
    » Der Fürst ist in Gefahr«, rief sie, so laut sie konnte. » Alarmiert die Krieger!«
    Die Soldaten sahen sich an, offenbar überrascht von diesem Moment. Plötzlich war da eine Lücke zwischen Masriden und Wlachaken; die Soldaten beider Völker starrten sich an, die Hände an den Waffen.
    » Marczeg Ana auch! Etwas ist ihnen zugestoßen«, stieß Camila hervor und blieb keuchend am Rand des Lagers stehen. Haarsträhnen hingen ihr wild ins Gesicht, und ihre Wange schmerzte, wo ein dünner Ast sie wie eine Peitsche erwischt hatte. Aber sie achtete nicht darauf, sondern fuhr die nächststehende Soldatin an: » Worauf wartest du? Ruft die Krieger zu den Waffen! Ihr müsst in den Wald, sie suchen!«
    » Wer ist die Lehmfresserin?«, fragte ein Masride in einer dicken Metallrüstung abschätzig. Die Beleidigung stach Camila, aber sie hatte keine Zeit für Wortgefechte.
    » Sie ist eine Geistseherin. Zeig gefälligst Respekt«, herrschte ihn die Soldatin an, machte aber keine Anstalten, Camilas Aufforderung nachzukommen.
    » Abergläubisches Pack«, murmelte der Masride, gerade noch laut genug, dass alle es hören konnten.
    » Seid ihr von Sinnen?«, blaffte Camila die Wachen an. » Euer Fürst und eure Herrin sind in Lebensgefahr. Sie kämpfen, dort im Wald.« Sie wies mit der Hand in Richtung der Bäume.
    Die Soldatin sah sich um. Offenbar überlegte sie immer noch, was sie tun sollte.
    » Ihr Blut komme über eure Häupter«, fluchte Camila und drängte sich zwischen den Wachen hindurch.
    Da endlich besann sich die Soldatin. » Zu den Waffen! Wlachaken, der Fürst ist in Gefahr!«, brüllte sie.
    Als hätten ihre Worte einen Damm gebrochen, legte der Gerüstete die behandschuhten Hände an den Mund: » Masriden, zu mir!«
    Innerhalb weniger Augenblicke kamen die ersten Soldaten herbeigelaufen, und es bildeten sich zwei Gruppen, was

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