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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Einige behaupteten, dass sie noch aus der Zeit vor Radu dem Heiligen stammten, der die Stämme der Wlachaken vereint hatte.
    Die Jahrhunderte der Arbeit machte Artaynis sich nun zunutze. Sie fand endlich, wonach sie gesucht hatte. Einen niedrigen Gang, kaum hüfthoch, durch den sie nur kriechen konnte. Wer ihn angelegt hatte und warum, war im Nebel der Zeit verloren gegangen. Aber als sie sich auf alle viere hinabließ und hineinkroch, dankte sie den Erschaffern stumm. Auf ihren Streifzügen nach ihrer Ankunft in Désa hatte sie den Gang nur durch Zufall gefunden, denn er lag verborgen hinter einer Säule.
    Es war ein beschwerlicher Weg. Sie konnte nur einen Arm nutzen, da sie die Kerze mit der anderen Hand halten musste. Mehr als einmal kam die Flamme ihrem Gesicht gefährlich nah; auch wenn sie ihre Haare nach hinten gebunden hatte, waren doch einzelne Strähnen aus dem Zopf gerutscht und drohten, in die Flamme zu geraten. Sie kam nur langsam vorwärts, aber sie hatte auch keine Eile.
    Nach zwanzig Schritt gab es eine kleine Steigung, die ihr in der Enge alles abverlangte. Sie stellte die Kerze ab und kroch vorsichtig über sie hinweg. Dann hatte sie ihr Ziel erreicht.
    Der Tunnel endete direkt unterhalb der Decke eines Raumes, fast drei Schritt über dem Boden. Der Raum selbst war nicht sehr groß, aber von ihm gingen drei Gänge ab. Einer führte, wie Artaynis wusste, zu den oberen Kerkern. Dort wurden die wenigen Gefangenen untergebracht, die es in Désa gab. Ihres Wissens wurden sie meist lediglich genutzt, um besonders hartnäckig betrunkene Soldaten auszunüchtern.
    Hier unten waren einst die gefangenen Masriden untergebracht gewesen oder jene Wlachaken, die mit den verhassten Feinden paktiert hatten. Es gab einen eigenen Bereich für die Sonnenmagier vom Albus Suna s , ein tiefes, dunkles Loch, in das sie geworfen wurden, um darin fernab des Lichts zu verrotten.
    Artaynis hatte vermutet, dass der Zwerg irgendwo hier gefangen gehalten wurde, und als sie die Öllampe sah, die an einem Haken an der Wand hing, wusste sie, dass sie Recht hatte. Womit sie nicht gerechnet hatte, waren die beiden Wachen, ein Mann und eine Frau, die in dem Raum standen und sich leise unterhielten. Am liebsten hätte sie geflucht, aber sie biss sich auf die Lippe und robbte vorsichtig näher an den Tunnelausgang heran. Zum Glück waren die Wachen sich ihrer Sache sicher und sprachen nicht sonderlich leise.
    » Er wird reden«, sagte die Frau, die Artaynis den Rücken zuwandte. Sie trug eine einfache Lederrüstung und ein Schwert an der Seite, wie so viele der Neuankömmlinge.
    » Die kleinen Biester sind zäh«, entgegnete der Mann, in dem Artaynis Octrean, einen von Ionnis’ Beratern, erkannte. Er trug keine Waffen und wirkte in diesem Keller fehl am Platze. » Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    » Wenn wir ihn vorher nicht weich bekommen, dann muss der Durchbruch eben so gelingen. Aber ich glaube, es dauert nicht mehr lange. Er ist noch geschwächt, aber nicht mehr sehr. Bald können wir ihn uns vornehmen.«
    » Ich hasse diese Biester und ihren Geruch«, knurrte Octrean. » Ich wünschte, wir könnten ihm einfach die Kehle rausreißen und es gut sein lassen.«
    » Geduld. Es darf nichts übereilt werden. Die Ankunft steht kurz bevor. Jetzt keine hastigen Fehler machen!«
    Octrean schwieg und sah zur Decke. Mit klopfendem Herzen zog sich Artaynis ein Stück zurück. Sie erwartete, jeden Moment einen Ruf zu hören, doch er schien sie nicht bemerkt zu haben.
    » Jetzt geh nach oben und sag ihm Bescheid. Ich bleibe hier.« Die Stimme der Frau klang befehlsgewohnt, und Octreans Schritte entfernten sich.
    Warum lässt er sich von einer einfachen Soldatin Befehle erteilen? Und wessen Ankunft steht bevor? Es wollte ihr einfach nicht gelingen, zu verstehen, was sie eben gehört hatte.
    Artaynis wartete noch eine Weile, aber da die Soldatin keine Anstalten machte, den Raum zu verlassen, zog sie sich schweren Herzens zurück. Sie konnte nicht riskieren, dass ihre Kerze zu weit niederbrannte, denn in dem Labyrinth der Höhlen und Gänge wäre sie ohne Licht verloren gewesen.
    Ohnehin hatte sie mit ihrem Ausflug lediglich eines erreicht: Sie fühlte sich noch angreifbarer und unsicherer in Désa als jemals zuvor.
    Mit einiger Mühe erreichte sie die großen Kellerräume und lief geschwind zurück. Als sie schon beinahe wieder unter der Speisekammer angekommen war, entdeckte sie vor sich einen Lichtschein. Hastig löschte sie ihre Kerze und

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