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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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ihr eine Gelegenheit bieten würde.
    Noch hatte niemand daran gedacht, Hunde zu holen, und Artaynis hoffte sehr, dass dem so bleiben würde.
    Inzwischen hatte man sie in einen Teil der Keller getrieben, an den sie sich kaum erinnern konnte. Hier gab es keine großen Hallen mehr, sondern niedrige Gänge mit vielen kleinen Räumen, die sich wie die eines Labyrinths durch den Fels wanden. Zu welchem Zweck die Wlachaken diese Gänge in grauer Vorzeit geschlagen hatten, konnte Artaynis nicht erraten, aber zumindest wurden ihre Verfolger langsamer, da sie jeden Raum einzeln durchsuchten.
    Mit einem Mal schöpfte Artaynis Hoffnung. In dem Gewirr der Gänge mochte es möglich sein, den Jägern ein Schnippchen zu schlagen. Einfach einen Gang finden, der zurückführt, und ich … Ihr Gedanke erstarb, als sie um eine Ecke lief und vor einer glatten Wand stand. Ihr Herz raste, und ihr Mund wurde trocken, da sie die näher kommenden Rufe der Soldaten hörte. Es gab keine Tür, keinen Schacht, keine Öffnung. Sie war gefangen.
    Ohne lange zu zögern, lief sie zurück. Der Lichtschein wanderte über die steinernen Wände, wurde heller. Sie konnte schon Gestalten erkennen, brennende Fackeln. Sie werden mich sehen, dachte sie mit einem Anflug von Panik, sie müssen mich sehen! Doch kein Ruf erklang. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt, als sie sich zwang, stehen zu bleiben. Sie presste sich an die Wand, bewegte sich langsam, versuchte sich den tanzenden Schatten anzupassen. Sie konnte die rettende Öffnung sehen, den Gang, der abzweigte, den sie erreichen musste. Er war nur ein Dutzend Schritt entfernt, aber für Artaynis hätte er in diesem Moment auch auf dem Mond sein können, so unerreichbar schien er.
    » Durchsucht die Zellen hier«, bellte eine raue Männerstimme. Für einen Moment glaubte Artaynis erkennen zu können, wie sich die Köpfe ihrer Verfolger abwandten, wie sie zu den Türen schauten, die rechts und links des Ganges lagen. Obwohl ihr Herz einen Schlag aussetze, schoss sie quer über den Gang, huschte durch die Öffnung und tauchte in die Schatten ein. Sie hielt inne, sicher, dass sie gleich Schreie hören würde, den Lärm herbeieilender Soldaten, aber es geschah nichts. Zwei, drei Atemzüge lang versuchte sie sich zu beruhigen, dann stieß sie sich vom Fels ab und lief leise in den Gang.
    Sofort wurde sie von der Dunkelheit verschluckt. Es war nicht die Dunkelheit der Nacht, sondern absolute Finsternis. Artaynis fühlte sich, als ob an diesem Ort, den so lange kein Licht mehr erhellt hatte, eine urtümliche Schwärze herrschte, die mehr war als nur das Fehlen von Licht.
    Tastend schlich Artaynis weiter. Sie hatte auf dem Weg hierher linkerhand einen Gang gesehen und betete, dass sie jetzt dorthin gelangen würde.
    Auch wenn die Verfolger ihre Gedanken beanspruchten, war da noch etwas anderes: eine Angst, ebenso alt wie die Dunkelheit, die in jedem Menschen zu hausen schien. Es fiel Artaynis nicht schwer, sie zu unterdrücken, aber sie war da, am Rande ihres Bewusstseins, ein flaues Gefühl im Bauch. Hoffentlich erzählt der Soldat allen anderen auch von den Monstren, die hier unten hausen, dachte sie. Dann werden sie auf ihre eigene Sicherheit bedacht suchen, langsamer und weniger forsch sein.
    Ihre tastenden Hände spürten eine Öffnung in der Wand, und sie zuckte instinktiv zurück. Einen Herzschlag lang verharrte sie. Die Türen zu den Räumen sind niedrig, erinnerte sie sich. Ein Gang hingegen hätte wohl dieselbe Deckenhöhe wie dieser. Sie erforschte die Öffnung in der Dunkelheit, doch es schien nur einer der niedrigen Türbögen zu sein, also folgte sie dem Gang weiter. An zwei ähnlichen Stellen verfuhr sie entsprechend, dann endlich war da eine Abzweigung.
    » Keine Sackgasse. Keine Sackgasse.« Sie murmelte die Worte wie eines der endlosen, scheinbar nur aus einem Wort bestehenden Gebete, die heilige Frauen der Agdele in den Einsiedeleien des Ostens ihr ganzes Leben lang aufsagten.
    Es war keine. Der Gang führte sie weiter, vorbei an drei Türen, dann machte er einen scharfen Knick. Nach einem guten Stück sah Artaynis einen leichten Schimmer. Sie duckte sich, schlich weiter und erreichte die Abzweigung, an die sie sich erinnert hatte. Etwas weiter den Gang hinunter durchsuchten die Soldaten noch gewissenhaft jeden Raum. Artaynis atmete aus, und ein Teil ihrer Sorgen und Ängste wich von ihr.
    Flink huschte sie in den Gang und folgte ihm ein Stück, bis sie das Licht nicht mehr sehen konnte. Erst

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