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Der Kristallpalast: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Der Kristallpalast: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Der Kristallpalast: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka , Matthias Mösch , Alexander Flory
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Operettensängers, und Verse in einer Sprache schmetterte, die so anders war als die, in der die Stimme zu mir gesprochen hatte. Es war weder Englisch noch Bengali.
    Es war die Sprache der Menschen.
    So fiel Saturn; soll fallen nun auch ich?
    Und diese lieblichen Gefilde flieh’n
    Den ruhigen Hafen, Wiege meines Ruhms
    Die stille Fülle segensvollen Lichts
    Die Pavillons und Tempel aus Kristall
    Mein ganzes weites, lichtes Reich? Es liegt
    Verlassen, leer, nicht länger mir ein Heim
    Den Glanz, die Herrlichkeit, das Ebenmaß
    Seh’ ich nicht mehr – nur Dunkel, Tod und Dunkel.
    „Bailey!“, rief ich, und Tränen liefen mir über die Wangen. „Hier! Hier drüben!“
    Ich fragte nicht, wie er den Weg zu mir gefunden hatte; er hatte ihn ja stets gefunden. Mein Herz schlug vor Freude, ihn bei mir zu wissen, und je näher er kam, desto neidvoller brannten die Augen meiner furchtbaren Zwillingsschwester, die mich festzuhalten versuchten.
    Ich aber wollte nicht länger in ihrem Tempel sein.
    Nicht länger allein.
    „Nein“, dachte ich.
    Ich löste meinen Blick von ihr und sie den ihren von mir. Ich wandte mich ab, sie ebenfalls, und dann erstarrte sie. Ihre Stimme verstummte in meinem Kopf, während jene andere, jüngere Stimme sich zu einem Gesang erhob, endgültig wie ein Abschied, Trost spendend wie eine Umarmung, und ich warf mich ihr entgegen, voller Klage – denn ich wusste, mein altes Leben war nun vorbei, und ließ los und fiel und weinte und fiel.
    Der Gesang aber war nun ganz nah. Mir wurde wärmer, und dann spürte ich ihn: Er war da, mich zu fangen.
    Wir fallen im Wandel der Natur, nicht kraft
    Des Donnerschlags, noch Jupiters. Saturn,
    Wie wohl hast Du Atom und All erforscht
    Gerade aber, da Du König bist,
    Und blind allein von schierer Übermacht,
    Blieb ein Pfad Deinem Blicke stets verhüllt
    Auf dem zu ewiger Wahrheit ich gelangt
    Und wie du nicht der Mächte Erste warst
    Bist du auch nicht die letzte; kannst’s nicht sein:
    Bist weder Anfang noch das End’.

    Im Anfang gebar der ewige Vater das All, mit dem er eins war, und die Sterne waren sein Körper, denn sein Wesen ist Glanz und Licht. Schwer zu sagen, ob ich die Worte dachte oder schrie. Ich wusste es nicht: Zuckte ich vor Ekstase oder krümmte ich mich vor Schmerz? Ich war aber ziemlich sicher, dass ich lachte. Feuer schoss mir aus den Augen und der Stirn, und Sturm blies aus meinen Nüstern und aus meiner Faust, meine Macht umfasste einen Moment lang die gesamte Welt, doch mein Fleisch fühlte sich an, als ob es verbrannte und zur selben Zeit gefror. Da aber nichts außer Licht und Atem war, stand der Sohn ungeschützt vor dem Antlitz des Vaters, schrie oder dachte oder kicherte ich. Wie das Oben so wie das Unten ist, so ist der Weg des Lichts, denn der Weg nach oben ist derselbe wie der nach unten. Wir aber, die Materie, brechen das Licht, wie ein Kristall die Weiße des Lichts in unreine Farben.
    Ich versuchte, dem Weg des Lichts mit den Blicken zu folgen, blickte also nach oben und unten und verzweifelte an der schrecklichen Vielfalt der unreinen Farben, die sich an meinem und in meinem Körper brachen. Jeetje , ich brach und ich wurde gebrochen, und das Ergebnis war in der Tat unreiner, als ich es jemals für möglich gehalten hätte.
    Behutsam versuchte ich, an mir herabzusehen, ohne dass das Licht mich fortbrannte oder mir übel wurde. Ich glaubte, nackt zu sein, ein stechender Schmerz saß in meiner Stirn, und meine Haut roch nach Rauch wie die brennenden Leichen in den Öfen der Heeren . Ich sah sie vor mir, die brennenden Hütten, die gerodeten Wälder, die versiegenden Flüsse, die fruchtlosen Leiber auf den Feldern, wie biblische Zeichen, und dann schlug eine Glocke in meinem Kopf, die mir das Fleisch von den Knochen schmolz mit ihrer Macht, und ich sah sie, siebzehn Stück an der Zahl, in einem doppelten Kreis, wie die Blüte einer fleischfressenden Blume, das Maul weithin aufgerissen, ein Geschwür, herausgewuchert aus dem weißen Feuer, das den Palast erfüllte.
    Es heißt, einst wird ein Palast erstehen zum Fron der Materie. In ihm bricht sich das Licht und das Licht die Materie. Der Tag des Palastes wird kommen, der Tag des zerbrechenden Lichts, denn so steht es in den Sternen, und der Untergang wird der Aufgang sein, wie der Bogen des Lichts.
    Die Särge umstanden den Brunnen in der Mitte der Halle, der zum Leben erwacht war unter ihrem Würgegriff und in konvulsivischen Zuckungen sein Lebenselixier verspritzte. Ich

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