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Der Kristallpalast: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Der Kristallpalast: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Der Kristallpalast: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka , Matthias Mösch , Alexander Flory
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unförmigen, weißen Klecks vor mir auf und ab treiben, und hörte das Klacken von Absätzen auf den Dielen.
    „Hübsch haben Sie’s hier“, bemerkte die Stimme. „Kann ich ein Stück Ananas haben?“
    „Sicher“, bot ich meine Gastfreundschaft an.
    „Woher haben Sie die nur?“
    „Aus dem Palast“, antwortete ich, denn ich sah keine Veranlassung, den Ursprung der Ananas zu verschleiern. „Dort hat es ein reichhaltiges Angebot exotischer Früchte.“
    „Die Wunder der Kolonien“, stimmte mein höflicher Peiniger zu. „Kann ich Ihnen auch etwas Gutes tun?“
    „Etwas zu trinken wäre angenehm“, schlug ich vor. „Es sollten ein paar Flaschen am Fußende der Hängematte stehen.“
    Ich hörte ihn stöbern, dann einen Ausruf des Staunens. „Ich sehe, Sie haben Gefallen an einheimischer Limonade gefunden?“
    „Man nimmt, was man kriegen kann“, erwiderte ich diplomatisch. „Der Geschmack von Chinin weckt Gefühle der Nostalgie in mir.“
    „Dann haben wir etwas gemeinsam“, stellte die Stimme fest. „Haben Sie ein Gefäß?“
    „Auf dem Regal, neben der Zahnbürste.“
    „Ah, ich sehe es. Sie sind ein hygienischer Mann, mein Herr.“
    „Eine Frage der Zivilisation“, bemerkte ich. Ich hörte Gluckern und Glucksen, dann kam der weiße Fleck immer näher und wurde dabei größer und schärfer. Schließlich erkannte ich ihn. Ich hatte es schon vermutet: Es war der alte Kauz, der sich als Polizist ausgegeben hatte, als er sich im Clarendon Hotel einen Blick auf meine Bettgefährtin ergaunert hatte. Angesichts des weiblichen Umgangs, den er pflegte, musste er wohl das sein, was die Engländer als ruchlosen alten Mann bezeichneten.
    Er hielt mir den Becher an die Lippen, und ich trank in vollen Zügen, ohne mich zu sehr zu bekleckern. Dann trat er zurück, und meine Sicht begann, sich zu klären. Zweifelsohne, er trug denselben oder einen identischen weißen Anzug wie am Vortag und stützte sich auf einen Schirm mit einem schönen Knauf aus Kokusholz. Seinen Hut hatte er an einen Nagel gehängt. Was mich wunderte, war seine Augenklappe, denn die war mir bei unserem flüchtigen Aufeinandertreffen im Hotel gar nicht aufgefallen.
    „Wie haben Sie mich gefunden?“, erkundigte ich mich. Er aber hob einen Finger und schüttelte den Kopf wie ein Schullehrer.
    „Sie werden mir sicher zustimmen, dass das Protokoll unserer Unterhaltung vorsieht, dass ich es bin, der die Fragen stellt.“
    Ich rasselte halbherzig mit meinen Fesseln. „Da möchte ich nicht widersprechen.“
    Er zog die Kiste heran, in der die Ananas gewesen war, und ließ sich ächzend niedersinken. Es war nicht zu übersehen, dass er nicht mehr der Jüngste war, und wenn ich diese vermaledeiten Fesseln aufbekommen hätte, wäre es mir ein Leichtes gewesen, es mit ihm aufzunehmen. Die Fesseln! Da war er endlich, der Funke des Ingeniums – wie konnte eine Fessel einen Ingenieur gefangen nehmen? Ich hatte eine Aufgabe. Ich brauchte nur etwas, was ich als Dietrich benutzen konnte. Ich spielte mit den Fingern, bis die letzten Nachwirkungen des teleelektrischen Transfers aus ihnen gewichen waren, und begann, im Staub hinter meinem Rücken herumzusuchen.
    „Ihr Name ist Frans“, stellte er fest. „Nachname?“
    „Ovenhart“, entgegnete ich, denn ich sah keine Veranlassung, ihn zu belügen. Er konnte den Namen an alle Polizeiregister der Welt weiterleiten und würde nichts über mich herausfinden. „Wie darf ich Sie nennen?“
    Ich sah, wie seine anerzogene britische Höflichkeit, die ihm gebot, sich mir vorzustellen, mit seinem selbstauferlegten Zwang, mir Entschlossenheit und Strenge zu demonstrieren, wetteiferte.
    „Sie kennen mich wahrscheinlich als Commissioner White“, sagte er schließlich, „und dabei möchte ich es für den Moment bewenden lassen.“
    Meine Hände fanden etwas und begannen, es zu untersuchen. „Sie sind aber kein Polizist, wenn ich das sagen darf.“
    Er schlug mit der Spitze seines Schirms den Boden wie ein Schullehrer, der seine Rute demonstriert.
    „Warum sind Sie in England, Mr. Ovenhart?“
    „Wegen der Ausstellung“, antwortete ich wahrheitsgemäß.
    „Eine sehr allgemeine Antwort.“
    „Auf eine sehr allgemeine Frage“, merkte ich an. Ich identifizierte meinen Fund als ungeeigneten Splitter Holz, tat, als habe ich Schmerzen in der Schulter, um meine Position etwas zu verlagern, und setzte meine Suche fort.
    „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass solche Unterhaltungen für beide Seiten erfreulicher

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