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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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Kleidung.
    Nach ein paar Minuten hartnäckigem Schweigen, stößt sie dann schließlich einen Seufzer aus und erhebt sich, steigt die wenigen Stufen zur Wiese hinab und sagt schlicht: „Kommen Sie mit.“ Dann dreht sie sich um und spaziert über den Rasen davon auf die Garage zu. Tom folgt ihr mit einigem Abstand. Und dann sieht er erst, dass sich über der Garage eine kleine Wohnung befindet. Sie hat nur wenige schmale Fenster und sieht von Außen mehr als nur klein aus. Eine steile Treppe führt an der Mauer, seitlich vom Garagentor, nach oben. Es sieht ihm nach einer Treppe aus, auf der man sich sehr leicht das Genick brechen kann.
    Sie steigen die schmale Treppe nach oben, Evelyn geht voran. „Die dritte Stufe von unten ist etwas locker, genauso wie die zweite von oben“, sagt sie. Sie lässt die Stufen einfach aus. Als sie oben angekommen ist, bleibt sie vor der Tür stehen. Der Treppenabsatz vor der Tür ist so klein, dass Tom eine Stufe unterhalb der kaputten Treppenstufe steht, als Evelyn den Schlüssel zur Tür sucht. Schließlich findet sie ihn über dem Türrahmen und öffnet die Holztür. Doch diese geht nicht ganz so weit auf, wie sie das gerne gehabt hätte. Sie flucht kurz, dann schaut sie durch den kleinen Spalt und sieht, dass zwei Sonnenschirme und eine Kiste umgefallen sind und nun den Weg versperren. Sie lehnt sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen die Türe und drückt diese auf. Was Tom nun beim einströmenden Tageslicht sehen kann, zaubert ihm eine dicke Sorgenfalte auf die Stirn. Spontan würde er sich doch lieber irgendein Hotelzimmer suchen, als hier zu hausen.
    Das Minizimmer sieht aus, als währe es keine Wohnung, sondern eine Abstellkammer – und diese Funktion hat sie auch definitiv. Alles mögliche Zeug liegt herum, alte Plastikstühle stehen gestapelt in einer Ecke, die vor geschätzten vierzig Jahren einmal schön aussahen, Kisten stapeln sich in den Ecken und vor den kleinen Fenstern fast bis zur Decke, manche sind auch umgefallen und deren Inhalt liegt jetzt über dem Fußboden verstreut herum. An der einen Wand neben der Tür steht ein Holzbett, das eine äußerst ungemütliche Ausstrahlung hat, davon ist aber nicht viel zu erkennen, weil ein paar Elektrogeräte, wie Radio oder Kühlschrank davor und darauf stehen, die vor Jahrzehnten einmal gekauft wurden.
    Evelyn steht zwischen dem ganzen Gerümpel mitten im Zimmer und sieht sich um. „Bitte. Hier ist es.“
    Tom wagt einen Schritt in den Raum hinein. „Wer hat hier gewohnt?“, fragt er der Höflichkeit halber.
    „Eine Studienkollegin von mir.“ Sie zieht die staubigen Vorhänge zur Seite.
    „Wann ist sie ausgezogen?“
    „Weiß ich nicht mehr.“
    Tom sieht sich noch einmal flüchtig um. Muss schon länger her sein.
    Evelyn kämpft sich ans andere Ende des Zimmers. „Das Bad“, sagt sie und hält eine Tür zu etwas auf, das eine Dusche mit einem brüchigen Duschvorhang in der einen Ecke und ein Miniwaschbecken gleich neben der Toilette in der anderen Ecke enthält. Es ist so eng, dass kaum eine Person darin Platz hat.
    „Schön“, sagt Tom und versucht die ganze Unordnung um ihn herum auszublenden. „Ich denke, hier kann man’s aushalten.“
    Evelyn wirft ihm einen verächtlichen Blick zu. Dann meint sie kühl: „Sie sollten anfangen, hier aufzuräumen. Außer Ihnen gefällt es so.“
    „Ja“, sagt er und sieht sich noch einmal um. Aufräumen ist keine so schlechte Idee.
    In der nächsten Stunde trägt er die ganzen Sachen aus der Wohnung und hinunter in den Keller, wo sie an einem freien Platz verstaut werden. Später muss aus Platzmangel auch noch die Garage als Lager herhalten.
    Evelyn hilft ihm äußerst zurückhaltend und versucht ihm so gut es geht aus dem Weg zu gehen.
    Nach ein paar tonnenschweren Umzugskisten von oben nach unten, ist Tom schweißgebadet.
    Nach einer knappen Stunde harter Arbeit sieht die Wohnung dann endlich bewohnbar aus. Sie ist dunkel und eng und besteht aus einem Zimmer mit einem extrem schmalen Bett, einem alten, durchgesessenen Sofa und einem niedrigen, klapprigen Tisch mit zwei ebenso klapprigen Stühlen. Und ohne Schrank. Im Bad funktioniert die Lampe über dem Spiegel nicht und der Toilettendeckel lässt sich nicht schließen. Er hat die alten Elektrogeräte ausprobiert – aber bis auf ein Radio, das aussieht, als könnte es jeden Moment den Geist aufgeben, funktioniert nichts mehr.
    Super Einstimmung auf den Knast, denkt Tom grimmig. Dann beginnt er seine beiden Reisetaschen

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