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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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altmodisches, rundes Plastiktischchen, darum herum – sich jeweils gegenüber – zwei Sofas, wobei das eine verdächtig nach IKEA aussieht. Gegenüber der Tür befindet sich ein vollgestopftes, aus dunklem Holz gefertigtes Bücherregal, das die gesamte Höhe und Länge der Wand beansprucht. Das lenkt allerdings nicht von den restlichen Wänden ab. Die sind ebenso tapeziert – diesmal allerdings mit einer dunkelgrünen Tapete mit kleinen weißen Gänseblümchen darauf.
    Die ganze Einrichtung passt hinten und vorne nicht zusammen, das sieht sogar Toms ungeübtes Auge auf einen Blick. Da treffen fröhlich Möbel aus den Sechzigern auf welche aus den Achtzigern, dazwischen hat es sich der Stil der Siebzigerjahre bequem gemacht und die Fünfziger hängen als vergammelte Blümchentapeten an den Wänden.
    Obwohl die ganze Einrichtung ziemlich altbacken und gammlig aussieht, ist es erstaunlich sauber. Die Fenster sind geputzt, kein Körnchen Staub liegt auf den Möbeln und der Teppich wurde auch erst vor kurzem gereinigt.
    Erst nachdem er das Wohnzimmer von der Türschwelle aus genauer in Augenschein genommen hat, fällt ihm in dem vollgestopften Raum der ältere Herr auf, der seinen massigen Oberkörper über ein Beistelltischchen gebeugt hat, auf welchem alkoholische Getränke stehen.
    Erst als Tom das Wohnzimmer betritt, dreht sich der bärtige Mann um und entdeckt ihn.
    „Ah, hallo, Sie müssen der Leibwächter sein“, ruft er Tom zu. „Wollen Sie auch einen Drink?“ Er hebt eine halbvolle Glasflasche hoch und schwenkt sie in der Luft.
    „Nein. Vielen Dank“, lehnt Tom höflich ab.
Wer ist dieser Kerl? Mr. Williams?
    „Übrigens“, stellt sich der Bärtige vor, „Ich heiße George. Ich bin der Nachbar.“ Er reicht Tom seine behaarte Hand und sieht ihn neugierig an. „Ich wohne direkt nebenan“ fügt er erklärend hinzu. „Aber ich wohne auch schon fast hier. Im Garten meine ich.“ Dann beugt er sich zu Tom vor und sagt auf aufdringliche Art: „Wissen Sie, ich war mit Mr. Williams sehr gut befreundet.“ Sein Rücken knackst, als er sich wieder aufrichtet und seufzt. „Ach ja, das ist schon schlimm. Der arme Kerl. War von einem Tag auf den anderen tot.“ Er hat die Arme in die Seiten gestemmt und blickt seufzend in sein Glas. Doch noch bevor er weiterplaudern kann, kommt Evelyn ins Wohnzimmer. Das veranlasst ihn, seine Klappe zu halten und seinen Drink hinunterzustürzen.
    „Kommen Sie zum Essen?“, fragt Evelyn an Tom gewandt und ohne eine Antwort abzuwarten, dreht sie sich zu George. „Kommst du auch? Das Essen ist fertig.“
    George und Tom trotten gehorsam hinter ihr her in die Küche, wo Catherine zwischen Herd und Tisch hin und her flitzt.
    Tom sieht sich um. Einzig die Küche ist nicht mit schimmligen Tapeten ausgestattet. Ob allerdings kotzgrüne Fliesen besser aussehen, darüber kann man sich streiten.
    Catherine fordert ihn auf, sich zu setzen, also lässt er sich neben George auf der anderen Seite des Tisches nieder. Evelyn setzt sich ihm gegenüber. Und damit beginnt für Tom das schweigsamste Abendessen, das er je erlebt hat.
    Nachdem Catherine auf jeden Teller einen Berg Nudeln und ein Stück Fleisch geklatscht hat und George das Essen seiner Nachbarin gebührend gelobt hat, sagt niemand mehr ein Wort. Für eine Weile herrscht betretenes Schweigen, bis der bärtige George plötzlich von seinem Teller aufsieht und das Wort an Tom richtet.
    „Sie sind also Bodyguard“, sagt er und betrachtet Tom neugierig von der Seite. Dabei unterbricht er aber nicht sein Abendessen, sondern schaufelt die Nudeln weiterhin in seinen Mund. Soße klebt an seinen Lippen und ein paar Nudeln haben sich in seinem Bart verfangen.
    „Sie sehen aber nicht wie ein Leibwächter aus“, meint er dann unbekümmert. „Also nicht so, wie man sie sich immer vorstellt.“
    „George!“, funkelt ihn Catherine tadelnd an. Der hebt die Schultern als wolle er damit sagen: „Ich meine ja bloß.“
    „Das ist es ja“, sagt Tom so liebenswürdig wie nur irgendwie möglich. „Wir Personenschützer sollen ja auch nicht aussehen wie Personenschützer. Vor allem nicht auf den ersten Blick. Wir müssen unauffällig sein, ja nahezu unsichtbar“, sagt er mit verständnisvoller Stimme. Aber es ärgert ihn immer wieder, dass manche Leute tatsächlich denken, dass richtige Bodyguards den mit tonnenweise Muskelmasse bepackten Hünen entsprächen, mit schwarzer Sonnenbrille und permanent schussbereiter Waffe in den Pranken, die

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