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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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Leichen, der einer Frau und der eines Mannes. Die nackte männliche Leiche wurde genauso zugerichtet wie die der Frau. Mit dem einen Unterschied, dass von dem Mann der Kopf nicht angespült wurde und von der Frau das linke Bein fehlt.
    Und bei beiden klafft eine riesige Wunde am Hals: Ihnen wurde äußerst brutal die Kehle durchtrennt, bevor man ihnen die Köpfe abgesäbelt hat.
    Fahrig fährt sich Tom mit einer Hand über das Gesicht. Schweißperlen stehen ihm auf der Stirn und der Oberlippe.
    Oh Lieber Gott, wo sind wir da bloß hineingeraten?
    Wenn er auch schon einiges gesehen hat: So etwas übersteigt aber dennoch seine persönliche Vorstellungskraft.
    „Was hat das zu bedeuten?“, krächzt Evelyn. „Warum hat er solche Fotos?“ Sie wischt sich mit dem Handrücken über die Nase.
    Tom legt die Fotos auf den Tisch. „Ich habe keine Ahnung“, sagt er. Dann holt er den zweiten, großen Umschlag aus der Stahlkassette. Darin befinden sich ein Obduktionsbericht der beiden Leichen und einige Zeitungsausschnitte. Im Obduktionsbericht steht eigentlich all das, was man auf den Fotos sowieso einwandfrei erkennen kann. Die beiden wurden durch jeweils einen tiefen Schnitt in den Hals getötet, was mit einem sehr scharfen Messer ausgeführt worden sein muss. Anschließend wurden ihnen die Gesichter mit einer stark ätzenden Säure, wahrscheinlich Salpetersäure, bis zur Unkenntlichkeit verätzt. Der Mörder ist auf Nummer sicher gegangen und hat ihnen auch die Hände mit der Säure verätzt und hat ihnen letztlich noch die Köpfe und die Gliedmaßen abgeschlagen, vermutlich mit einer Axt. Außerdem wurden bei der weiblichen Leiche zahlreiche Knochenbrüche festgestellt, die auf einen Kampf vor ihrem Tod hindeuten. Die Leichen waren insgesamt in einem ziemlich schlechten Zustand, das Meer hat seine Spuren hinterlassen und wiederum andere beseitigt, die hilfreich gewesen wären.
    Tom legt den Obduktionsbericht zur Seite und nimmt sich stattdessen die Zeitungsausschnitte vor. Der Großteil davon ist aus derselben Zeitung und auf den Herbst von vor zwanzig Jahren datiert.
    Er breitet die Ausschnitte auf dem kleinen Tisch vor Evelyn aus. Die Zeitung titelt mit Schlagzeilen wie:
    Mysteriöser Leichenfund am Strand
    Mysteriöser Doppelmord
    Strand-Morde
    Ungelöste Strand-Morde
    „Das ist zwanzig Jahre her“, sagt Evelyn. „Aber was hat Henry damit zu tun?“
    „Ich weiß es nicht“, sagt Tom. Nach einer Weile meint er dann: „Wir sollten jetzt besser gehen.“
    Evelyn nickt zustimmend und beginnt die Fotos in das Kuvert zu stecken.
    Doch als Tom die Zeitungsausschnitte wieder zusammensammelt, stößt er zufällig auf ein Stück zusammengefaltetes kariertes DINA 4 Papier, das irgendwo dazwischen gelegen hat. Darauf kann er lesen:
     
    Jack P. Dupont
    87, Rue des Lilas
    75013 – Paris
    France
     
    Tom lässt den Zettel sinken und starrt den Metallkasten an. In seinem Kopf dreht sich alles. Dann sieht er Evelyn an und meint mit einer Stimme, die mehr als nur nachdenklich klingt: „Ich denke, wir sollten uns mal mit deinem Jack unterhalten. Und zwar sofort.“
    ***
    Ein zerknautscht aussehender Jack in Unterhose macht die Tür seiner erst kürzlich gemieteten Einzimmerwohnung auf und starrt seine beiden Besucher überrascht an. Seine Brille hat er nicht auf, deshalb muss er die Augen zusammenkneifen, um wenigstens
etwas
sehen zu können.
    „Hallo Jack.“ Evelyns Stimme ist frostig, ihr kurzes Lächeln nicht echt.
    „Oh … hi, Evelyn”, sagt er überrascht. Dann sieht er den wie einen Wächter hinter Evelyn stehenden Tom. „Und Mr. Hunt. Hi.“ Ein unsicheres Lächeln huscht für einen kurzen Moment über seine farblosen Lippen. „So schnell habe ich nicht wieder mit euch gerechnet.“
    „Guten Abend.“ Tom fixiert ihn mit seinem durchdringenden Blick.
    „Jack, wir müssen mit dir reden“, sagt sie und drückt sich an ihm vorbei in die Wohnung. „Zieh dir was an und wirf deine Tussi raus“, sagt sie mit einem Blick auf seine Unterhose und sein Bett, in dem eine erschrockene Blondine mit fest an die Brust gedrückter Bettdecke sitzt.
    Zweieinhalb Minuten später sitzt Jack im Bademantel in einem durchhängenden Sessel, Tom und Evelyn stehen an der gegenüberliegenden Wand. Jacks Wohnung ist ziemlich klein. Und sie ist äußerst spärlich eingerichtet. Außer dem Bett in der einen Ecke und dem Sofa in der anderen, einem Sessel, zwei Stühlen und einem niedrigen Tischchen, ist das Zimmer unmöbliert. Vor den

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