Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood
letzten Opfer denken. Bei beiden hatte man Spuren von Ketamin gefunden: ein Narkosemittel, das häufig in der Tiermedizin Verwendung findet, besonders bei Pferden.
» Verwenden Sie bei den Pferden eigentlich Ketamin?«
» Früher, ja«, sagte Connor. » Mittlerweile arbeiten wir hauptsächlich mit Rompun.«
» Sie haben gesagt, Ihr Bruder ist ausgebildeter Tiermediziner und züchtet auch Pferde.«
» Ja.«
» Er wüsste also, wie man sich Ketamin beschafft und wie man es einsetzt?«
» Sicher«, sagte Connor Delaney. » Worauf wollen Sie hinaus? Dr. Fox sagte, mein Bruder wäre bei ihm gewesen, um eine seiner Patientinnen wieder zu seinem Kult zurückzuholen. Er hat gesagt, sie leidet unter Amnesie, und er wollte sichergehen, dass er sie guten Gewissens mit ihm gehen lassen konnte. Von Ketamin hat er nichts erzählt.«
» Hat er sich nach Regan Delaneys Synästhesie erkundigt?«
» Ich hab ihm gesagt, dass das mothú seit Jahrhunderten in der Familie liegt und dass mein Bruder eine ziemlich ausgeprägte Form davon hat – tatsächlich hat er immer behauptet, so ziemlich alle Varianten zu haben, die es gibt. Deshalb hat die Indigo-Familie ihn so herzlich aufgenommen und ihn zu ihrem Anführer gemacht. Aber worauf wollen Sie hinaus?«
Jordache erzählte ihm von den Morden. » Dr. Fox glaubt, dass der Mörder ebenfalls eine sehr mächtige Synästhesieform hatte und ein Mitglied des Kults war.«
Connor sah ihn entsetzt an. » Sie glauben, dass mein Bruder etwas damit zu tun hat?«
» Er war nicht in Portland, als die Morde passierten. Aber es könnte ein anderes Kultmitglied gewesen sein – jemand mit einer sehr seltenen Form von Synästhesie und mit Zugang zu Ketamin. Fox hatte Sorge, der Mörder könnte es auf seine Patientin abgesehen haben, die ebenfalls eine sehr stark ausgeprägte Form der Synästhesie hat.« Er schwieg einen Moment. » Hat er Ihnen erzählt, wer sie ist?«
» Nein.«
» Sorcha ist Regans Tochter. Ihre Nichte.«
Connor starrte ihn geschockt und mit offenem Mund an. » Seine Tochter? Wie alt ist sie?«
» Nicht sehr alt. Höchstens Anfang zwanzig.«
» Und Sie sagen, sie hat eine ausgeprägte Synästhesie.«
» Stark ausgeprägt, sagt zumindest Fox.«
Connor überlegte. » Sie könnte eine von den violetten Zwillingen sein. Ich habe sie ein Mal gesehen, gegen Ende unseres Rechtsstreits mit Regan. Aurora hat damals gesagt, die Auren der beiden wären reiner als die ihres Vaters.«
» Zwillinge?«
» Eigentlich waren es Halbgeschwister, die am selben Tag geboren wurden. Irgendwas war mit der Mutter des Jungen, und Aurora hat ihn sozusagen adoptiert. Das Mädchen war ein richtiger kleiner Schatz, aber Regan schien nur Augen für den Jungen zu haben und hat ihn ständig angeschrien. Ein seltsamer kleiner Kerl, groß für sein Alter und ziemlich ungelenk. Ach ja, und er hatte irgendein Problem. Wie hat Aurora es noch genannt? Irgendwas Medizinisches. Ein langes Wort mit T. Auf jeden Fall hat es dafür gesorgt, dass der arme Kerl ganz merkwürdig roch.«
Jordache lehnte sich nach vorn. » Wie hat er gerochen?«
» Seltsam, als wäre etwas gestorben.« Jordache musste die Überraschung ins Gesicht geschrieben stehen, denn Connor sah ihn stirnrunzelnd an. » Was ist?«
» Einige Zeugen haben ausgesagt, der Mörder hätte nach Tod gerochen.«
Connor schwieg einen Moment, dann murmelte er ein leidenschaftliches » Scheiße« und ging in die Küche. Kurz darauf kam er mit einem Kalender in der Hand wieder zurück. » Was hat Sorcha in Portland gemacht? Ist sie vom Kult weggelaufen?«
» Genau das wollte Fox herausfinden.«
» Aber dann ist Regan gekommen, um sie zurückzuholen?«
» Selbstverständlich. Sie ist seine Tochter.«
Connor schüttelte den Kopf und sah auf den Kalender. » Sie kennen meinen Bruder nicht. Er denkt nicht wie andere Menschen. Es gibt nur einen Grund, warum er die Sicherheit seines Dorfes verlassen und nach Portland kommen würde, um sie zurückzuholen, und zwar weil sie – oder ihre Aura – wichtig für ihn und sein Großes Werk sind.«
» Sein was?«
Connor antwortete nicht. Er blickte von dem Kalender auf und betrachtete seine kleine Tochter, die auf einem der wunderschönen Pferde auf dem Reitplatz ihre Runden drehte. Sie winkte ihnen zu, und beide Männer winkten zurück. Connors Gesicht war aschfahl. » Scheiße«, sagte er noch einmal.
» Was?«
» Wenn Sie meine Nichte beschützen und Dr. Fox helfen wollen, dann ist nicht nur ihr Halbbruder Ihr
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