Der Kunstreiter
mitsammen führen werden!«
»Allerdings,« lächelte Herr von Zühbig, »Madame Georgine bleibt immer eine schöne Frau.«
»Es war sehr rücksichtslos von ihrem Gatten, euch so wenig allein zu lassen,« bemerkte etwas boshaft Madame.
»Mein bester Engel, du glaubst doch nicht etwa, daß...«
»Daß Monsieur Bertrand eifersüchtig wäre? – nein. Die Leidenschaft scheint er wenigstens nicht zu kennen. Aber weshalb sollte sich die Donna da unbehaglich fühlen?«
»Aus Langerweile, ma chère jedenfalls aus Langerweile; denke nur, wie lange Graf Geyerstein schon wieder in der Stadt ist, und für eine Frau, die an ein solches Leben wie das frühere gewöhnt war, mag es wahrhaftig kein Spaß sein, auf einem Fleck in einer quasi Wildnis zu hocken.«
»Warum ist sie nicht bei ihrer Kunst geblieben?«
»Das ist mir auch unerklärlich,« versicherte Silberglanz.
»Aber bildschön ist sie, das muß man ihr lassen,« versicherte von Zühbig, vielleicht nur, um seine Frau damit zu necken. »Ich gebe Ihnen mein Wort, Baron, in dem kleinen Morgenhäubchen sah sie rein zum Anbeißen aus« – und er küßte dabei auf das Zarteste die Spitzen des dritten Fingers und Daumens seiner linken Hand.
»Du bist immer sehr leicht entzündet, mon cher ,« sagte seine Frau, »sie hat ein ganz alltägliches Gesicht und nur hübsche Augen.«
»Was?« fuhr ihr Gatte erstaunt nach ihr herum, »Silberglanz, ich bitte Sie um Gottes willen, nehmen Sie meine Partei – Georgine nicht schön? Ich gebe dir mein Wort, Amelie, sie ist das verführerischste Weib, das ich in meinem Leben gesehen habe – present company , versteht sich, always excepted .«
»Sie hat auch Anbeter genug gehabt,« seufzte von Silberglanz, während Frau von Zühbig mit den Achseln zuckte.
»Und über die neuen die alten doch nicht vergessen,« lächelte mit einem bezeichnenden Blick Herr von Zühbig.
»Wieso?« fragte leicht errötend der Baron.
»Ein andermal,« beschwichtigte ihn der Intendant, und seine Frau sagte: »Du bist unausstehlich heute – aber, liebe Franziska, Sie sprechen ja kein einziges Wort mehr und sitzen da, stumm wie ein Fisch; doch natürlich, solches Interesse können wir nicht an der Dame nehmen wie die beiden Herren da, die nur in der Erinnerung an sie in einer wahren Verzückung schwimmen.«
»Sie tun mir unrecht, gnädige Frau,« verteidigte sich von Silberglanz, »aber das Interesse, das wir an einer bekannten Persönlichkeit nehmen, noch dazu, wenn sie uns in solcher Art ins Gedächtniszurückgerufen wird, ist wohl erklärlich. Fräulein von Zahbern wird ganz meiner Meinung sein.«
Fräulein von Zahbern war es in der Tat, ja so überrascht durch die Nachricht geworden, daß sie im ersten Augenblick wirklich nur daran dachte, auf welche Weise sie dieselbe am besten verwerten könne. Durch Frau von Zühbigs Anrede kam sie auch erst wieder zu sich selbst und erwiderte darauf: »Nein, natürlich nicht – interessant bleibt es allerdings immer, aber was gehen uns eigentlich die Leute weiter an. Lieber Gott, man hat soviel mit sich selber zu tun, daß man sich wahrhaftig nicht auch noch um andere Menschen zu bekümmern braucht.«
»So laßt denn Monsieur Bertrand und seine Donna ruhen, wenn ich bitten darf,« sagte Frau von Zühbig, der das Gespräch unangenehm wurde. »Ich hätte dem Grafen Geyerstein einen bessern Geschmack zugetraut, aber über Geschmack läßt sich nicht streiten. Apropos, Geyerstein – die Alliance mit Melanie und Selikoff ist also so gewiß wie arrangiert.«
»Natürlich,« sagte von Zühbig, »das war vorauszusehen.«
»Ich bitte um Verzeihung!« rief Fräulein von Zahbern rasch, »so ganz bestimmt und ausgemacht ist die Sache doch noch nicht. Ich bin fast täglich im Ralphenschen Hause und müßte da auch etwas davon erfahren haben.«
»Liebe Franziska,« sagte Frau von Zühbig gutmütig, »ereifern Sie sich nicht; die Sache ist in der Tat so gut wie geschehen. Ich gebe Ihnen mein Wort darauf, und ich habe sehr sichere Quellen. Die Verlobung wird in drei Wochen bei Gelegenheit des Hochzeitstages der Exzellenzen bekannt gemacht werden, und der große Ball ist auch bis auf jenen Tag verschoben worden. Sie sehen, daß ich ganz genau unterrichtet bin.«
»Und Sie glauben wirklich?«
»Von glauben ist da gar keine Rede mehr, liebe Franziska, die Sache ist geschehen, und ich denke, Melanie macht an dem Russen eine bessere Partie als an dem armen Grafen Geyerstein.«
»Nun, mein Kind, Geyerstein ist doch nicht
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