Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)
an.
»Sandwiches?«, schlug Old Carter, der Lampenanzünder, vor.
»Sittich«, murmelte der Fremde verlegen.
»Ah, ja. Bilden ihn wohl aus?«
»Ja, genau. Ausbildung. Mal sehen, wie schnell er zurück nach London fliegt, was?«
»Stinkrülpser!«, verkündete die Tüte.
»Gibt es eine Versammlung?«, fragte Old Carter, der Lampenanzünder.
»Eine Ver-, Ver- … eine was?«
»Eine Versammlung, alter Mann! Eine Zusammenkunft der viel gesehenen Sittichausbilder aus London? Sie sind doch nicht etwa die Kerle, die ihnen das Fluchen beibringen, oder?«
»Was für eine Frechheit!«, platzte dem Fremden der Kragen. »Lassen Sie mich vorbei!«
»Bitte entschuldigen Sie«, sagte Old Carter, der Lampenanzünder, und trat beiseite. »Nebenbei bemerkt, viele Fische fängt man nicht in dieser Richtung. Gibt kein Wasser, verstehen Sie?«
»Fische? Was in aller Welt wollen Sie von mir?«
»Aus Ihrem Rucksack hängt ein Netz.«
Mit schwingendem Gehstock und zornesrotem Kopf schritt der Fremde davon.
»Ich wünsche einen wunderbaren Tag«, flötete Old Carter, der Lampenanzünder, ihm hinterher.
»Ziegenficker!«, antwortete die Tüte.
Über das unbewachte Gelände im Norden näherte sich ein Wilderer dem Feld gegenüber dem Alsop Cottage und schlüpfte lautlos zwischen die Bäume, die es umgaben. Es war ein guter Platz für Hasen, aber während der letzten Tage waren Polizisten vor dem Haus gestanden, und er war zu nervös gewesen, um nach seinen Fallen zu sehen. Waren die Männer noch da? Er würde nachsehen.
Mit gewohnt leisen Schritten schlich er von Stamm zu Stamm.
Plötzlich überfiel ihn ein ungutes Gefühl.
Er blieb stocksteif stehen.
Er war nicht allein.
Er konnte es fühlen.
Er befeuchtete seine Lippen mit der Zunge, hockte sich hin, hielt den Atem an und lauschte.
Alles, was er hören konnte, war das Zwitschern der Vögel.
Einer Menge Vögel.
Viel zu vieler Vögel.
Es war ein verdammtes infernalisches Gekreische, das da an sein Ohr drang!
»Madenkopf! Schielender Nichtsnutz! Billiges Flittchen! Tunichtgut! Dreckstück! Trottel! Lumpenpack! Stinkender Schleimscheißer! Pudelficker! Matschbirne!«
Der Wilderer sah sich verwirrt um. Was zum Teufel war da los? In den Bäumen schienen mehr Vögel zu sitzen, als er je gesehen hatte – und sie schrien Beleidigungen!
»Bastard! Stinkschädel! Dreckiger Pilzfresser! Gehirnamputierter Armleuchter! Inzestuöser Trottel! Hundesohn! Fischgesichtiger Vollidiot! Wasserkopf! Blöder Wichser! Asozialer Eberstecher! Mistkäfer! Hanswurst!«
Das ungute Gefühl verwandelte sich in abergläubische Furcht. Der Wilderer wollte sich gerade umdrehen und fliehen, als ihn ein unangenehmes Stechen im Hals daran hinderte. Er sah nach unten, und sein stoppeliges Kinn traf auf eine nasse, rote Klinge, die aus seiner Kehle ragte. Er hustete. Blut spritzte auf das Metall, und er sah, wie es rückwärts aus seinem Hals und außer Sicht gezogen wurde.
»Bitte entschuldigen Sie«, erklang eine sanfte Stimme hinter ihm.
Der Wilderer starb und fiel auf den lehmigen Boden.
Der Mann, der ihn umgebracht hatte, steckte seinen Stockdegen in die Scheide. Wie all seine Aufrührerkameraden war er gut gekleidet, trug einen kleinen Vogelkäfig in einer Papiertüte bei sich und hatte einen Rucksack auf den Schultern.
Nach und nach hatten sich die Aufrührer im Schatten der Bäume um das Feld gesammelt. Es waren Hunderte.
Als sich die Dämmerung über das Dorf senkte, kamen keine schicken, Tüten tragenden, Stock schwingenden Fremden mehr, die Old Carter, der Lampenanzünder, belästigen konnte.
Er hatte die Straße gefegt, bis man von ihr essen konnte. Jetzt ließ er sich in seinen Ohrensessel sinken und gönnte sich eine Tasse Tee und ein Stück warmes, mit Butter bestrichenes Gebäck.
Er stellte die Teetasse auf der Armlehne des Sessels ab, hob das Gebäckstück an den Mund und hielt inne.
Tasse und Untertasse erbebten klirrend.
»Was im Namen des Heiligen ist denn jetzt schon wieder los?«, murmelte er, ließ die Hand sinken und stand auf. Er ging zum Fenster hinüber und sah hinaus. Man konnte nichts erkennen, aber er vernahm ein seltsames, tiefes Wummern.
Er lief zur Haustür und riss sie gerade noch rechtzeitig auf, um einen riesigen Ledersessel vom Himmel fallen zu sehen.
Das Möbelstück landete gegenüber seines Hauses auf der Straße, die daran befestigten rotierenden Flügel wurden langsamer, das Rattern des Motors leiser, und der Wind vertrieb den aufsteigenden
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