Der Kuss der Göttin (German Edition)
und stark auszusehen. Als würde ich ihm in den Hintern treten, wenn er versuchte, mir zu folgen. Aber ich habe den Verdacht, dass meine zitternde Unterlippe den Effekt ruiniert.
»Ich verlasse dich nicht«, flüstert Benson. »Ich – ich habe gerade erst verstanden, was du mir wirklich bedeutest. Ich weiß, es ist gefährlich.« Er hält inne und presst die Lippen aufeinander. »Wahrscheinlich sogar noch gefährlicher, als du glaubst. Aber ich komme mit.«
Seine andere Hand ruht jetzt an meinem Gesicht und zwingt mich, zu ihm aufzublicken. Ich weigere mich: Ich halte die Augen geschlossen. Doch lange halte ich es nicht aus. Seine blauen Augen blicken auf mich herab, so ruhig und bestimmt, dass wieder Schmetterlinge in meinem Bauch flattern.
»Wenn du mich aus diesem Auto wirfst und wegfährst, gehe ich zu Fuß zur Bibliothek – die von hier aus mehrere Kilometer entfernt ist, möchte ich hinzufügen –, hole mein Auto und fahre den ganzen Tag herum und suche dich.« Er lächelt schwach. »Erspar uns beiden die Mühe, ja?«
»Du weißt nicht, worauf du dich einlässt«, protestiere ich.
»Ich weiß genau , worauf ich mich einlasse.«
Er küsst mich so sanft, so kurz – es wäre einfach gewesen, abzustreiten, dass es überhaupt passiert ist, wenn sich mein Mund nicht angefühlt hätte, als stünde er in Flammen.
Ich entziehe mich, bevor ich vollends den Verstand verliere. Das ist nicht fair. »Aber … stört es dich nicht, dass ich die halbe Zeit an Quinn denke? Du weißt schon«, füge ich leise murmelnd hinzu, »immer wenn ich gerade nicht an dich denke.«
Sein Gesicht ist dicht an meinem, und ich weiß, ich sollte mich abwenden – ihn gehen lassen –, aber nach dem Stress des Tages sehne ich mich nach Körperkontakt. Ich sehne mich nach ihm . Sein Mund schließt sich über meinem, und ein winziger Laut entschlüpft meiner Kehle, als ich die Finger in seinen Nacken lege und ihn näher ziehe.
»Glaubst du, ich habe Angst vor ein bisschen Konkurrenz?«, neckt er mich spielerisch und zieht sich dabei ganz leicht zurück.
»Ich …« Meine Gedanken sind ein Durcheinander aus Benson und Quinn, aber ich schließe die Augen und küsse ihn, halte ihn fest, ergebe mich seinem Geschmack auf meiner Zunge.
Ein ohrenbetäubender Lärm reißt uns auseinander, als etwas durch die Rückscheibe kracht und direkt hinter meiner Schulter mit einem Rums einschlägt, der durch meinen Sitz zu spüren ist.
»Los!«, schreit Benson, und als ich mich vom Straßenrand löse, höre ich weitere Schüsse in den Wagen einschlagen, dass die Karosserie zittert, während ich versuche, die Kontrolle über das Fahrzeug zu behalten und auf der richtigen Straßenseite zu bleiben.
Benson kniet jetzt, das Gesicht hinter die Kopfstütze geduckt, und späht hinaus, während ich in einer wahnwitzigen Aktion um eine Ecke biege. »Das ist der Typ aus der Bibliothek!«, schreit Benson.
»Wie hat er uns gefunden?«, frage ich, während ich mit quietschenden Reifen um die nächste Ecke biege. »Wir sind kilometerweit entfernt!«
»Ich weiß nicht. Er muss … keine Ahnung, mich zu deinem Haus verfolgt haben?« Er setzt sich wieder richtig herum und schnallt sich an. Ich kann es ihm nicht verübeln.
Ich nehme die ersten zwei Abzweigungen, die ich sehe – eine rechts, eine links –, und hoffe, nicht in einer Sackgasse zu landen.
»Er ist vielleicht zu Fuß, aber er kürzt durch die Gärten ab. Wir müssen raus aus diesem Viertel.«
Ich nicke und suche nach einem guten Weg.
»Dieser Kerl sollte Marathon laufen oder so. Er ist schnell !«
»Ich bin schneller«, sage ich, biege endlich in eine belebte Straße ein und trete aufs Gas.
Eine Minute später wirft Benson noch einen Blick über die Schulter. »Er ist jetzt komplett außer Sicht«, sagt er. »Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass er das Auto wiedererkennen würde.«
»Dann war Kaffee-auf-ihn-Schütten also nicht so effektiv, wie wir gehofft hatten?«, scherze ich und werfe ihm einen gespielt herablassenden Blick zu. Etwas – vielleicht das Adrenalin – hat mir sowohl meine Nerven als auch meinen Sinn für Humor zurückgegeben. Oder vielleicht kommt das auch nur davon, wenn man hinter dem Steuer eines so tollen Autos sitzt.
»Wohl nicht.« Benson schenkt mir den Anflug eines Grinsens, aber jetzt ist er derjenige, der nervös aussieht.
Ich habe herausgefunden, wo ich bin, und biege erneut rechts ab in Richtung Autobahn. »Letzte Chance«, sage ich, als ich einen knappen
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