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Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Ich machte einen Schritt in Richtung der Musik. Mein Fuß stieß gegen etwas, das mit einem hohlen Geräusch davonrollte, über den Rand der Bühne stürzte und zersplitterte. »Kannst du in dieser Dunkelheit überhaupt die Saiten sehen?«
    Das Geigenspiel brach ab. »Was muss ich tun, damit du mich in Ruhe lässt, Warden?«
    »Ich will wissen, wie du es gemacht hast!«
    »Was?«
    »Als dieses ...« Ich wedelte mir der Hand in die Richtung, in der ich die Trümmer vermutete, »... Zeug auf mich herunterstürzte, habe ich dich gesehen. Du hast neben der Bühne gestanden. Du warst viel zu weit weg, um mich rechtzeitig zu erreichen und aus dem Weg reißen zu können. Aber du hast es trotzdem geschafft. Erklär mir, wie!«
    Das Schweigen, das plötzlich zwischen uns hing, hatte etwas Gefährliches. Ich wusste nicht, ob er sich bewegt hatte oder ob er auch nur zu mir hersah. Trotzdem spürte ich auf einmal eine Gänsehaut und das dringende Bedürfnis, zurückzuweichen. Mein Mund war trocken. Als DuCraine dann endlich sprach, schien es mir, als hätte er sich zu mir umgedreht.
    »Aber ansonsten ist noch alles gesund, Warden? Hörst du dir eigentlich manchmal selbst zu, wenn du redest?«, fragte er böse. »Ich hab noch nie zuvor so einen Blödsinn gehört. Wenn ich nicht nah genug gewesen wäre, wärst du jetzt Geschichte. - Sag >Danke schön<, mach deinen Knicks und verschwinde.«
    »Nein!« Ich packte die Mag fester. »Du hast neben der Bühne gestanden. Ich weiß, was ich gesehen habe.« Erneut herrschte Schweigen. Für eine halbe Sekunde hatte ich das Gefühl, dass er ganz dicht vor mir war, und zuckte zurück. Doch als er im nächsten Moment wieder sprach, kam seine Stimme aus der gleichen Richtung wie zuvor.
    »Okay, Warden, ich spiele dein Spiel. Vielleicht werd ich dich dann los. - Ja, ich stand neben der Bühne. Und zu welchem Schluss bringt dich das? - Genau, Schätzchen: Du bist tot! Deine Seele hat das nur noch nicht begriffen und deshalb wandelt dein Geist hier herum. Und geht mir gehörig auf die Nerven.«
    Totschlag im Affekt! Darauf würde ich plädieren.
    »Ich weiß, was ich gesehen habe«, beharrte ich und schaffte es irgendwie, nicht auf ihn loszugehen.
    »Und was glaubst du dann, wie ich dir das Leben gerettet habe? - Ich hoffe, du hast das gerade mitgekriegt?
    Falls nicht, hier noch mal langsam und zum Mitschreiben: Ich habe dir das Lehen gerettet, Warden. - Also, wofür hältst du mich? Superman? Copperfield? - Ich sag dir was: Du hast zu viel »Akte X< und Twilight Zone< gesehen. Und jetzt verzieh dich. Unser Gespräch ist beendet!«
    Er begann wieder zu spielen. Es klang ziemlich wütend und weckte erneut den Wunsch in mir, um mein Leben zu rennen. Entschlossen ballte ich die Fäuste. Ich würde mich nicht von ihm einschüchtern lassen. Statt davonzulaufen, ging ich einen Schritt auf ihn zu.
    »Wenn du dich nicht traust mir zu sagen, wie du mich gerettet hast, musst du wohl wirklich irgendwas zu verbergen haben.«
    Er reagierte nicht, sondern spielte ungerührt weiter und ließ mich meinen Monolog halten. Damit machte er mich nur noch wütender. »Ich meine, schau dich an: Sitzt hier mitten in der Nacht ohne Licht und spielst Geige. Und überrumpelst mich dann, obwohl es stockdunkel ist. Von der Sache heute Nachmittag will ich gar nicht reden.« Ich ging einen weiteren Schritt auf ihn zu. Es knirschte unter meinen Schuhen. Verflucht! In einem Anfall von Zorn und Frust schüttelte ich die Mag erneut. Unvermittelt flammte sie auf. Ihr Strahl traf direkt auf DuCraine. Der Geigenbogen kratzte schmerzhaft unmelodisch über die Saiten. Mit einem Fauchen riss er den Arm hoch, um seine Augen vor dem grellen Licht zu schützen. Automatisch hielt ich die Taschenlampe nach unten, hob sie dann aber wieder. Er kniff die Augen zusammen und senkte den Kopf.
    »Lass das!«, knurrte er mich an.
    »Was bist du für ein Freak?«, fragte ich ihn, während ich den Lichtstrahl erneut ein Stück abwärtsrichtete. «Ich meine, du musst schon zugeben, dass irgendwas an dir komisch ist. Immer trägst du diese Sonnenbrille ...« Ich hielt inne und versuchte in seiner Miene zu lesen. Er starrte mich nur wütend an, schwieg aber. Nach ein paar Sekunden hob er sogar die Geige wieder unters Kinn und spielte weiter. Mistkerl! »Vielleicht sollte ich mal deine Exfreundinnen danach fragen. Die müssten doch ein bisschen mehr über dich wissen, oder? Ich würde wetten, dass sie dein merkwürdiges Verhalten brennend interessieren

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