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Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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nach Hause gehen, ehe ich nicht wusste, dass Juliens Plan aufgegangen war.
    Als die Klingel das Ende der Stunde verkündete, kam Mr Sander an meinen Tisch und erkundigte sich besorgt, wie es mir gehe und was ich als Nächstes habe. Obwohl ich ihm versicherte, dass ich mich bereits etwas besser fühlte, versuchte er erneut mich nach Hause zu schicken, als er hörte, ich hätte jetzt eine Doppelstunde Sport. Erst als Beth ihm versprach, gut auf mich aufzupassen, gab er sich zufrieden und ließ uns gehen.
    In dem Versuch, meine Nerven mit einem Zuckerschock zu beruhigen, zog ich mir auf dem Weg zur Turnhalle einen Schokoriegel und eine Cola aus einem Automaten, doch weder das eine noch das andere zeigte Wirkung.
    Die Cheerleader hatten die beiden Hallenteile auf der linken Seite belegt und trainierten ihre Choreografie für das nächste Spiel unserer Basketballmannschaft. Deshalb musste unser Sportkurs einen Abschnitt weiterrücken. Damit befanden wir uns - nur durch einen dicken Mattenvorhang getrennt - direkt neben den Fechtern. Mir schlug das Herz bis zum Hals und ich lauschte angestrengt auf Juliens oder Neals Stimmen, während ich zusammen mit den anderen den Schwebebalken aufbaute und die Matten zurechtlegte. Ich hörte kaum zu, als Mrs Hayn uns erklärte, was uns erwartete, und Beth auf den Schwebebalken winkte, damit sie uns die Übungen zeigte. Das Klirren der Degen erklang in der Nachbarhalle, dazwischen immer wieder die Rufe des Coachs. Hatte ich eben Neals Stimme gehört? Liza folgte Beth auf den Schwebebalken. War das Julien, der ihm kalt und schneidend antwortete? Ich legte die Arme um die angezogenen Beine. Wieder sagte Neal etwas. Mrs Hayn rief meinen Namen und wies auf den Schwebebalken. Der Coach bellte eine Anweisung. Das Degenklirren brach ab. Ich warf einen raschen Blick zur Nachbarhalle hin.
    »Dawn! Konzentrieren Sie sich auf das, was Sie hier tun!«, mahnte Mrs Hayn ungeduldig.
    Angespannt wandte ich mich dem Schwebebalken zu, nahm Anlauf auf das Sprungbrett und kam sicher auf dem Balken auf. Ich atmete tief durch.
    »DuCraine! Hallern! Nehmt eure Helme und geht auf die Planche!«, befahl der Coach nebenan.
    Mein Herz setzte aus. Irgendetwas war schiefgegangen.
    »Dawn!« Mrs Hayn klang jetzt ärgerlich.
    Noch einmal holte ich Luft. Beth blickte besorgt zu mir hoch. Das Klirren der Degen setzte wieder ein. Sehr viel rascher und heftiger diesmal. Ich zwang meine Glieder sich zu bewegen. Zwei Schritte vorwärts, Handstand, halten, zurück. Der Coach brüllte etwas, was wie ein Fluch klang. Ich biss mir auf die Lippe. Waage, halten, aus der Waage in den Handstand, abrollen, stehen. Die Degen klirrten. Erneut hörte ich den Coach brüllen. Drehung. Das Klirren wurde heftiger. Zwei Schritte vorwärts, Rad, ich kam zu weit links auf, rutschte ab, schrammte mit dem Bein an der Seite des Schwebebalkens hinab und landete auf den Matten. Die anderen aus meinem Kurs schrien auf. Meine Hand schlug gegen eine der Stellschrauben. Dieses Mal schrie ich. Im nächsten Moment lag ich auf den Matten und hielt meine rechte Hand fest mit meiner linken umklammert, während Mrs Hayn sich neben mich kauerte und der Rest meines Sportkurses sich erschrocken um mich scharte. Das Geklirr in der Nachbarhalle war verstummt. Der Coach fluchte lautstark. Meine Hand tat entsetzlich weh. Vorsichtig nahm Mrs Hayn sie in ihre. Gleich darauf rief sie nach dem Verbandskasten. Blut sickerte aus einem tiefen Riss in meiner Handkante. Liza sprang auf und rannte davon.
    »Dawn!« Plötzlich war Julien neben mir. In seiner weißen Fechtkleidung wirkte er ein bisschen wie ein Ritter, der zu meiner Rettung herbeigeeilt war. Er drückte einem völlig verblüfften Mädchen seinen Helm und den Degen in die Hände und kniete sich neben mich.
    »Es geht mir gut«, versicherte ich ihm hastig, obwohl mir die Tränen in den Augen brannten. »Schau, es ist nur ein Kratzer!« Ich entwand Mrs Hayn meine Hand und hielt sie ihm hin. Der Riss blutete kaum noch.
    Julien erstarrte. Plötzlich atmete er in harten, abgehackten Stößen. Er schluckte mühsam - zwei-, drei-, viermal -, ehe er sich steif von den Matten hochdrückte, ohne den Blick dabei auch nur einen Moment von meiner Hand zu lösen. In der nächsten Sekunde wandte er sich hastig ab und ging mit schnellen Schritten - wie jemand, dem gerade fürchterlich übel geworden war und der dennoch versuchte, den letzten Rest seiner Würde zu wahren - zu den Umkleiden. Nicht nur ich blickte ihm

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