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Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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und dem Parkplatz in der Sonne und sah mir nach. Ich wischte mir mit der Hand über die Augen, ließ den Motor an, setzte aus der Parklücke und raste nach Hause.
    Hier fuhr ich den Audi mit quietschenden Reifen in die Garage. Simon stand über der offenen Motorhaube des Rolls und sah auf, als ich die Wagentür zuknallte. Er musterte mich überrascht. Sein »Hallo Dawn, wie war's in der Schule?« beantwortete ich mit einem knappen Nicken und einem Brummen, während ich schon wieder
    hinaushastete. Im Haus ignorierte ich Ellas Begrüßung und marschierte direkt in mein Zimmer hinauf, wo ich mich aufs Bett warf und das Gesicht in der Decke vergrub. Julien hatte mit mir Schluss gemacht - nachdem ich blöde Ziege ihm die Worte geradezu in den Mund gelegt hatte. Auf der Fahrt hierher hatte ich sie noch zurückhalten können, doch nun rannen mir Tränen der Hilflosigkeit, Verzweiflung und Wut über die Wangen. Ich versetzte meiner Tasche, die zu meinen Füßen auf dem Boden lag, einen Tritt.
    Ein sachtes Klopfen erklang an der Zimmertür, dann streckte Ella den Kopf herein. Hastig wandte ich ihr den Rücken zu und wischte mir die Tränen ab.
    »Geh
    weg!
    Bitte!«,
    verlangte
    ich,
    ohne
    mich
    umzudrehen. Ich wollte nicht mit ihr reden. Weder mit ihr noch mit sonst jemandem.
    Sie zögerte, dann stieß sie ein trauriges Seufzen aus.
    »Wenn du mich brauchst, ich hin unten, Kleines«, sagte sie und schloss die Tür wieder.
    Na wunderbar. Jetzt hatte ich auch noch Ella verletzt. Das alles war Juliens Schuld! Verdammter Idiot! Meine Tasche kassierte den nächsten Tritt. Sein ganzes Gerede, dass er mich gernhatte, aber dass er nicht gut für mich war
    - was zum Teufel sollte das? Wieso konnte er nicht wie jeder andere Junge an der Schule sein? Warum tat er mir das an, dieser herzlose Mistkerl? Wütend stand ich vom Bett auf und marschierte in meinem Zimmer auf und ab. Die Bewegung tat mir irgendwie gut. Ich musste hier raus!
    Rasch suchte ich meine alten Joggingsachen im Schrank zusammen, wühlte meine Laufschuhe hervor, zog mich ungeduldig um, schnappte mir meinen MP3-Player und polterte die Treppe hinunter. Im Wohnzimmer sah Ella mich überrascht an, als ich ihr »Ich geh joggen« zurief, dann war ich auch schon aus der Tür, drehte die Musik auf und lief los. Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit verließ ich die Straße und bog in einen Trampelpfad ein, von dem ich wusste, dass er quer durch den Wald und weg von der Stadt führte. Ich wollte niemandem begegnen. Gar niemandem. Ich wollte einfach nur meine Ruhe.
    Schon nach kurzer Zeit stellte ich fest, dass ich nicht mehr in Form war. Meine Atemzüge wurden viel zu schnell viel zu hastig und ich bekam Seitenstechen. Obendrein tat mir das Bein weh, das ich mir am Schwebebalken angeschlagen hatte - wegen dieses Idioten Julien. Ärgerlich und äußerst widerwillig verlangsamte ich mein Traben schon bald zu einem etwas schnelleren Gehen, drehte aber nicht um. Als ich an dem steilen Fußpfad vorbeikam, der von hier aus zum Peak hinaufführte, zögerte ich kurz, bog dann aber in ihn ein. Dort oben würde ich mich eine Weile ausruhen und vielleicht gelang es mir auf dem kleinen Plateau, mit dem dumpfen Druck in meinem Magen fertig zu werden, der die Schmetterlinge erstickt hatte.
    Der Pfad war steiler, als ich ihn in Erinnerung hatte, Wurzeln und Steine waren vom Regen freigewaschen worden und ragten jetzt aus der Erde. An seinem Ende angekommen war ich außer Atem und verschwitzt, doch zugleich auch einen Teil meiner Wut und dieses hilflosen, frustrierten Schmerzes losgeworden. Ein Tock-tock-tock, das wie das Hämmern eines Spechtes in Zeitlupe klang, hallte mir entgegen, als ich endgültig auf das Plateau trat. Ich erkannte den Grund dafür zu spät, um mich unbemerkt wieder davonstehlen zu können. Julien saß auf einem vom Regen glatt gewaschenen Felsen und traktierte einen der Bäume mit kleinen Steinen. Einige von ihnen waren sogar in der Rinde stecken geblieben und gaben sehr deutlich Auskunft darüber, mit wie viel Kraft - und Zorn - er sie geworfen haben musste. Dem kleinen Steinhaufen am Fuße des Baumstamms nach zu urteilen ging Julien dieser Beschäftigung schon eine geraume Weile nach. Seine Blade stand ein Stück zu meiner Rechten in der Nähe des Wirtschaftsweges, den wir beim letzten Mal heraufgekommen waren. Er drehte sich in derselben Sekunde zu mir um, in der ich ihn entdeckte. Wir sahen einander stumm und reglos an. »Was machst du hier?«, fragte ich

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