Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
Vom Netzwerk:
schien er auf etwas zu lauschen, das nur er hören konnte, während er mich nachdenklich ansah. Dann verzog er den Mund zu einem seltsamen Lächeln.
    »Ich habe schon eine ganze Menge Gesetze gebrochen - scheint so, als würde ich deinetwegen noch ein paar mehr brechen«, meinte er leise und ich wusste nicht, ob er mit mir sprach oder nur mit sich selbst. Seine Hand glitt wieder meinen Hals empor und blieb an meinem Kiefer liegen. Mit dem Daumen strich er ganz leicht über meine Lippen. »Ich liebe dich, Dawn Warden. Aber ich kann nur mit dir zusammen sein, wenn du mir zwei Dinge versprichst.«
    Die Schmetterlinge in meinem Bauch erwachten zu neuem Leben, zudem klopfte mein Herz plötzlich wie verrückt und irgendwie wusste ich nicht mehr, wie man atmete, dennoch brachte ich ein Nicken zustande.
    »Es gibt Dinge über mich und mein Leben, die ich dir nicht sagen kann. - Wenn ich über etwas nicht reden will, dann stell bitte auch keine Fragen. Und wenn ich dir sage, dass du mir nicht zu nahe kommen sollst, dann tu es. Ohne Diskussionen.«
    Ich schluckte mühsam. »Versprochen!«, flüsterte ich mit einem weiteren Nicken, doch als ich Julien um den Hals fallen wollte, machte er einen hastigen Schritt zurück.
    »Nicht!« Abwehrend hob er die Hände. »Lass mir heute noch ein bisschen Distanz, ja?«
    Ich versuchte mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, während ich die Arme wieder sinken ließ und seine Jacke enger um mich zog.
    Sie war mir offenbar dennoch anzusehen, denn Julien trat wieder dichter zu mir und strich mir erneut über die Wange. »Morgen. - Versprochen«, versicherte er mir und ich glaubte auch in seinem Tonfall Bedauern zu hören. Als Antwort zwang ich ein Lächeln auf meine Lippen.
    Ein kurzes, schiefes Grinsen huschte über Juliens Züge.
    »Soll ich dich nach Hause fahren?«, erkundigte er sich dann.
    »Hattest du nicht gesagt, ich soll mir überlegen, ob ich eine Tour auf der Blade mit dir machen will?«
    Er sah kurz zur Sonne hoch und dann auf seine Uhr, ehe er bedauernd den Kopf schüttelte. »Heute nicht mehr, Dawn. Ich muss mich noch mit jemandem treffen.« Sein Blick streifte meine verbundene Hand. »Aber morgen - direkt nach der Schule. In Ordnung?«
    Ergeben nickte ich.
    »Es tut mir leid, ehrlich!« Er bedachte mich mit einem Hundeblick, den ich bei ihm noch nie zuvor gesehen hatte - und der mich unwillkürlich zum Lachen brachte. Doch es endete, als mir bewusst wurde, was es bedeutete, wenn er mich zurückfuhr.
    »Du kannst mich nicht schon wieder nach Hause bringen.« Meine Stimme klang auch für mich irgendwie erschrocken.
    »Warum nicht?«
    »Wenn Ella dich sieht - oder Simon -, dann erzählen sie es meinem Onkel.«
    »Und wer sind Ella und Simon?« Er trat hinter mich und hielt mir die Jacke, damit ich in die Ärmel schlüpfte.
    »Ella ist unsere Haushälterin und Simon ist eigentlich mein Leibwächter - allerdings ist er im Moment eher Hausmeister und Chauffeur.« Ich zog den Reißverschluss zu. Ein schwieriges Unterfangen, wenn einem die Ärmel bis zu den Fingerspitzen hingen und es sich bei der Jacke um eines dieser schweren ledernen Motorraddinger handelte.
    »Und was spricht dagegen, dass ich dich fahre, wenn ich dich ein Stück weit die Straße entlang absetze?« Julien neigte den Kopf und sah mich über den Rand seiner Brille hinweg mit gehobenen Brauen an.
    Ich dachte darüber nach. Mein Zuhause lag ganz am Ende der Straße und die Nachbarhäuser standen so weit auseinander, dass jemand schon in genau diesem Augenblick aus der Einfahrt kommen oder vorbeifahren musste, um uns zu sehen.
    »Nichts«, gab ich Julien nach einem letzten Zögern recht. Er grinste mich an, schwang sich auf seine Maschine, kickte den Ständer in die Höhe und bedeutete mir aufzusteigen. Ich kletterte hinter ihn und schlang die Arme fest um seine Mitte. Die Blade erwachte mit ihrem üblichen Grollen zum Leben. Julien wendete auf dem Plateau und fuhr erstaunlich langsam den Wirtschaftsweg hinunter. Doch er gab Gas, kaum dass wir auf die Straße in die Stadt zurück eingebogen waren. Mein erschrockenes Quietschen und mein panisches Festklammern um seine Mitte entlockten ihm ein Lachen - dennoch drosselte er die Geschwindigkeit. Allerdings hätte ich weiterhin jede Wette gehalten, dass wir noch immer weit jenseits des Tempolimits waren.
    Er hielt knapp hundert Meter von meinem Zuhause entfernt und ließ mich absteigen. Verstohlen spähte ich nach allen Seiten. Ganz kurz hob er eine Braue, dann

Weitere Kostenlose Bücher