Der Kuss Des Daemons
irgendwann. Er verzog die Lippen zu einem freudlosen Lächeln. »Keine Sorge, ich gehe schon wieder.«
Der nächste Stein traf den Baum mit ziemlicher Wucht und blieb stecken. Julien wischte sich die Hände in den Jeans ab, während er aufstand, und ging zur Blade hinüber. Er sah mich nicht an. Ich hielt ihn am Arm fest, als er auf gleicher Höhe mit mir war.
»Warum?«, wollte ich wissen.
Für eine Sekunde blickte er auf meine Hand hinab, doch dann machte er sich von mir frei und trat zurück. »Was
>warum«
»Warum machst du mit mir Schluss, nachdem du dich erst ein paar Stunden zuvor dazu durchgerungen hast, es uns miteinander versuchen zu lassen?«
Einen Augenblick musterte er mich wortlos, dann nickte er auf meine verbundene Hand hinunter. »Wie ist das passiert?«
Verwirrt runzelte ich die Stirn. »Was hat das damit zu tun, dass du Schluss gemacht hast?«
»Beantworte einfach meine Frage, Dawn.«
»Ich bin vom Schwebebalken abgerutscht und habe mir die Hand an einer der Stellschrauben aufgerissen.«
»Und warum bist du abgerutscht?«
Für eine Sekunde presste ich die Lippen aufeinander.
»Ich war abgelenkt, weil ich gehört hatte, wie der Coach dich und Neal auf die Planche geschickt hat.«
Julien nickte, als hätte ich ihm gerade einen Verdacht bestätigt. »Das beantwortet deine Frage nach dem Warum doch, Dawn. Du wurdest meinetwegen verletzt. Einmal genügt.«
»Das ist Unsinn und du weißt das«, schüttelte ich den Kopf. »Außerdem beweist es, dass du mich genug magst, um dir meinetwegen Sorgen zu machen. - Was ist wirklich der Grund Julien?«
»Ich habe es dir schon einmal gesagt: Es ist nicht gut für dich, wenn du in meine Nähe kommst.« Er wollte an mir vorbei zu seiner Blade.
Ich vertrat ihm den Weg. »Und ich habe dir schon einmal gesagt, dass mir das egal ist.«
»Dawn, es ist gefährlich. - Ich bin gefährlich.« Seine Worte klangen fast wie ein Flehen.
Behutsam legte ich die Hand auf seine Brust. »Sag mir warum, Julien. Sag mir, warum du glaubst, dass du für mich gefährlich sein könntest.«
Er starrte auf meine Hand hinunter und schien eine kleine Ewigkeit noch nicht einmal mehr zu atmen. Dann machte er einen Schritt zurück und entzog sich meiner Berührung. »Das kann ich nicht.«
»Julien ...«
»Nein! Ich kann deine Frage nicht beantworten. Jedes Wort brächte dich mehr in Gefahr. Also, lass es gut sein.«
Sein Tonfall war mehr verzweifelt als zornig.
»Also hast du wirklich etwas mit irgendwelchen krummen Geschäften zu tun, oder ist jemand hinter dir her und du bist im Zeugenschutzprogramm?«
»Glaub, was du willst«, brüsk schob er sich an mir vorbei.
»Hast du deshalb mit den anderen Mädchen so schnell Schluss gemacht?«, bohrte ich weiter.
»Die anderen waren nicht von Bedeutung.« Direkt vor der Blade blieb er stehen, stieg aber nicht auf.
»Aber ich bin es?«
Er zögerte. »Ja«, murmelte er schließlich, ohne mich anzusehen.
»Warum willst du uns dann beide quälen?« Jetzt blickte er mich doch an, sagte aber nichts. Sekunden wurden zu Minuten, bis ich es nicht mehr aushielt und mein Herz in beide Hände nahm. »Ich liebe dich, Julien DuCraine. Und es ist mir ziemlich gleichgültig, welche Gesetze du gebrochen hast oder in welchen Schwierigkeiten du steckst. Ich will mit dir zusammen sein - egal ob es für mich gefährlich ist oder welchen Ärger es mir einbringt.« Ich holte tief Atem und stieß ihn gleich wieder aus. »Ich hoffe, das geht in deinen verdammten Dickschädel hinein.«
Er schaute mich an, reglos und schweigend. Ich hätte ein Vermögen dafür bezahlt, um in diesem Moment seine Gedanken lesen zu können. Das flaue Gefühl in meinem Magen wurde mit jeder Sekunde, die verging und in der er nichts sagte, schlimmer. Ein kühler Windstoß fegte über das Plateau, wirbelte herabgefallene Blätter auf, riss an Juliens Haaren, blies auch mir Strähnen ins Gesicht und ließ mich in meinen verschwitzten Sachen frösteln. Auf Juliens Stirn erschien eine scharte Falte, dann schlüpfte er aus seiner Jacke und legte sie mir um die Schultern. »Du wirst dir den Tod holen.«
Ich stieß ein bitteres Schnauben aus, stand aber wie erstarrt, als er mir ein paar Haare aus dem Gesicht strich, die sich in meinen Wimpern verfangen hatten. Sein Blick blieb kurz an meiner Kehle hängen, hob sich dann jedoch wieder abrupt zu meinen Augen, während seine Hand sacht über meine Wange abwärtsstrich und an der Seite meines Halses liegen blieb. Für Sekunden
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