Der Kuss Des Daemons
stellte er den Motor der Blade ab, während ich aus seiner Jacke schlüpfte. Unsere Hände streiften sich, als ich sie ihm zurückgab, und ich spürte einen Stich des Bedauerns, dass die Berührung so schnell vorbei war.
»Wir sehen uns morgen«, versprach er mir und fuhr mit den Fingerspitzen ganz leicht über meinen Arm, ehe er zu meiner Einfahrt hin nickte. »Geh schon. Sonst kann ich dich beim nächsten Mal auch direkt vor der Haustür abliefern.«
Er zog seine Jacke über.
»Es tut mir leid«, murmelte ich unglücklich.
Julien grinste und strich noch einmal über meinen Arm. Dieses Mal verschränkte er seine Finger mit meinen. »Muss es nicht. Denk an Romeo und Julia.«
Ich verdrehte die Augen. »Die sind am Ende beide gestorben.«
Sein Grinsen wurde breiter. »Wir müssen ihnen ja nicht alles nachmachen. - Und jetzt geh!«
Ich löste meine Hand aus seiner und trabte auf unsere Einfahrt zu. Erst als ich einbog, hörte ich, wie hinter mir der Motor der Blade wieder erwachte und Julien davonfuhr.
Ella tauchte in der Tür zum Wohnzimmer auf, kaum dass ich die Haustür hinter mir geschlossen hatte.
»Ist alles in Ordnung mit dir, Kleines?« Besorgt sah sie mich an.
Ich war wieder mit Julien zusammen. Wie hätte da etwas nicht in Ordnung sein können? Überschwänglich fiel ihr um den Hals und drückte sie fest an mich. »Alles in Ordnung«, bestätige ich glücklich. Es tat mir leid, dass ich ihr den Grund dafür nicht verraten konnte. Ella arbeitete nun einmal für Onkel Samuel, und wenn sie nur den kleinsten Verdacht hegen würde, dass ich Juliens wegen Schwierigkeiten bekommen könnte, würde sie meinem Onkel alles erzählen. Nicht dass ich meine Beziehung zu Julien ewig vor ihm geheim halten wollte - oder konnte -, aber ich wollte es ihm selbst sagen. Und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem ich mir sicher war, dass er mir nichts würde abschlagen können.
Meine Euphorie schien Ella ein bisschen zu erschrecken. Hastig rettete sie sich auf vertrautes Terrain. »Ich habe Kräutersteaks mit Schafskäse und gerosteten Pinienkernen für heute Abend vorbereitet. Hast du Hunger?«
Hätte ich Ella nicht schon vorher so gern gemocht, wäre es spätestens jetzt so weit gewesen. Vorbereitet - dass ich nicht lache. Sie wusste, dass alles, was mir Spinat oder Schafskäse zu tun hatte, zu meinen Lieblingsgerichten gehörte, und hatte deshalb wahrscheinlich ihre eigentliche Planung fürs Abendessen über Bord geworfen.
»Ich geh nur schnell duschen, dann bin ich da«, nickte ich, drückte sie noch einmal an mich und rannte die Treppe hinauf.
Fünfzehn Minuten später saß ich in meinem
neonblauen Bademantel, ein Handtuch um die nassen Haare geschlungen, in der Küche und hielt Ella meinen Teller hin, damit sie mir auftun konnte. Das Steak war noch ziemlich blutig, dennoch verzehrte ich es mit großem Appetit - was Ella ein bisschen wunderte, denn normalerweise bevorzugte ich es durch. Noch mehr erstaunte es sie aber, dass ich den Schafskäse nach nur zwei Bissen kaum noch anrührte. Ich mochte ihr nicht sagen, dass mein Magen gleich nach dem ersten Stück davon zu rebellieren begonnen hatte. Woran es lag, konnte ich mir selbst nicht erklären. Was sie davon hielt, dass ich mir eine Tasse meines Tees aufbrühte und zu meinem Steak trank, teilte mir ihr Gesichtsausdruck überdeutlich mit. Doch wie bei meinen Zahnschmerzen genügten schon ein paar Schlucke, um meinen Magen wieder zu beruhigen, sodass ich es sogar schaffte, meinen Schafskäse wenigstens zur Hälfte hinunterzuwürgen.
Erst jetzt, während des Essens, fragte sie mich, was ich mit meiner Hand angestellt hatte. Wahrheitsgemäß
berichtete ich ihr von meinem Schwebebalken-Unfall, jedoch ohne ihr die eigentlichen Hintergründe zu verraten. Ich konnte sie sogar davon überzeugen, dass es nicht so schlimm war und sie Onkel Samuel deswegen nicht
anrufen musste.
Dass ich ihr nach dem Essen noch rasch beim Abspülen half, ließ Ella nicht zu. Also ging ich in mein Zimmer hinauf. Ihre Einladung zu einem gemütlichen Fernsehabend schlug ich aus, da ich noch einiges an Hausaufgaben zu erledigen hatte. Aber meine Gedanken wanderten ständig zu Julien. Immer wieder kam mir unser Gespräch auf dem Peak in den Sinn. Was meinte er mit Ich bin gefährlich? Zugegeben, ich hatte versprochen keine Fragen zu stellen. Dennoch ging es mir nicht aus dem Kopf. Dass er etwas vor nur verbarg, hatte er ja irgendwie selbst zugegeben. - Aber was war es? Etwas Illegales? Bestimmt,
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