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Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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sonst hätte er nicht solche Angst davor, mir davon zu erzählen und mich so auch noch mit hineinzuziehen. Je länger ich darüber nachdachte, umso mehr kam ich zu der Überzeugung, dass Julien sich vor jemandem versteckte. Und wo sollte man so etwas besser können als in einem Nest wie Ashland Falls?
    Die Frage war nur: Vor wem versteckte er sich? Vor der Polizei oder irgendwelchen Verbrechern, mit denen er früher zu tun gehabt hatte? - Als mir bewusst wurde, was ich da zusammenspekulierte, schüttelte ich über mich selbst den Kopf. Neal hatte recht gehabt: Ich wusste so gut wie nichts über Julien. Und dennoch glaubte ich nicht, dass er wirklich von der Polizei gesucht wurde.
    Als ich einige Zeit später das Licht löschte und ins Bett kroch, kam mir ein anderer Gedanke: Vielleicht arbeitete Julien ja für die Polizei. Oder hatte es getan - undercover - und war irgendwelchen Verbrechern zu nahe gekommen, sodass er schließlich untertauchen musste. Dazu konnte auch seine Warnung passen, er würde wieder von hier fortgehen. Allerdings ... War er nicht ein wenig zu jung, um undercover für die Polizei zu arbeiten? Andererseits war er ohnehin einige Jahre älter als der Rest von uns.
    Seufzend schlang ich die Arme um mein Kissen und beobachtete das silbrige Viereck, das der Mond durch mein Fenster auf den Boden malte. Die Wahrheit würde ich nur erfahren, wenn Julien sie mir erzählte. Allerdings war ich mir ziemlich sicher, dass er das in absehbarer Zeit nicht vorhatte. Und ich würde mein Versprechen, keine Fragen zu stellen, nicht brechen - auch wenn es mir schwerfiel. Mit diesem Gedanken schlief ich ein.
    Wie in den Nächten zuvor träumte ich von Julien.

    Er stand vollkommen reglos, während er lauschte und wartete. Die Tür des Pubs öffnete sich, ein Pärchen kam heraus, gefolgt von einem jungen Mann, der sich noch auf der untersten Stufe eine Zigarette anzündete. Er inhalierte tief, blies den Rauch in den Nachthimmel und wandte sich nach links in Richtung des Parkplatzes hinter der Mall. Ein kurzes Zögern, dann löste er sich aus den Schatten an der gegenüberliegenden Hauswand und folgte dem jungen Mann lautlos. Nur noch wenige Wagen standen auf dem Parkplatz. Zwei Straßenlaternen, umgeben von kleinen Rautensteinen, in denen verdorrtes Gras wuchs, erhellten das Areal. Der junge Mann hielt auf einen dunklen Buick zu. Er beschleunigte seine Schritte und erreichte ihn, als er die Wagentür aufschloss. Erschrocken fuhr der junge Mann herum, als er ihm die Hand auf die Schulter legte. Es brauchte kaum Gewalt, dann lehnte der andere rücklings an der Seite des Wagens.
    »Was ...«, setzte der junge Mann an, verstummte dann aber mit einem leisen Ächzen, als er ihm in die Augen sah. Die in einer Geste der Abwehr halb erhobenen Hände sanken herab. Der Autoschlüssel klirrte auf den Asphalt. In seinem Oberkiefer erwachte jener vage, vertraute Schmerz. Er zog den Kragen des jungen Mannes zur Seite, entblößte seinen Hals und versenkte seine Zähne in der Schlagader. Er trank langsam, ohne Hast und dennoch waren seine Sinne angespannt. Irgendwo hier drehte ein Nachtwächter seine Runden. Als sein Opfer langsam an der Seite des Wagens zu Boden zu rutschen drohte, hielt er es an den Schultern fest. Schritte erklangen in einiger Entfernung und näherten sich. Das helle Geräusch von hochhackigen Schuhen. Bedächtig löste er die Lippen vom Hals des jungen Mannes und leckte über die beiden kleinen rotgesäumten Löcher, die seine Zähne hinterlassen hatten. Sie schlossen sich fast augenblicklich. Die Schritte kamen näher. Eine Frau, die sich hastig bewegte. Beinahe glaubte er ihre Angst zu wittern. Die Hand an der Brust seines Opfers öffnete er die Fahrertür des Wagens und ließ den jungen Mann auf den Sitz gleiten. Dann bückte er sich nach dem Autoschlüssel und steckte ihn ins Schloss. Die Schritte hatten ihn schon fast erreicht. Er richtete sich aus dem Inneren des Buick auf, schloss die Tür und drehte sich gleichzeitig um. In derselben Sekunde bemerkte die Frau ihn und blieb abrupt stehen. Sie sah ihn an, sah zu dem Wagen, vor dem er stand und hinter dessen Steuer man die halb zusammengesunkene Gestalt des jungen Mannes erkennen konnte, und wieder zu ihm zurück. Alles an ihr machte deutlich, dass sie bereit war, sich umzudrehen
    und
    wegzurennen.
    Ein
    aussichtsloses
    Unterfangen, wenn er tatsächlich vorgehabt hätte sie zu verfolgen.
    Mit
    solchen
    Schuhen
    konnte
    niemand
    davonlaufen. Und der enge,

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