Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
Vom Netzwerk:
aufgetaucht. Ich sah über die Schulter zu ihm auf. Regentropfen hingen in seinem Haar. Hinter der Brille glaubte ich seine Augen erahnen zu können. Die Art, wie er lächelte, ließ
    meine
    Knie
    weich
    werden.
    Er
    sah
    absolut
    anbetungswürdig aus. Und er hatte die Arme um mich gelegt und mich gegen seine Brust gezogen. Ich schmiegte mich fester an ihn und schaute Cynthia an.
    »Da hörst du es.«
    »Wir werden sehen.« Sie maß mich mit einem giftigen Blick, bedachte auch Julien damit, machte auf dem Absatz kehrt und rauschte davon.
    »Eifersüchtige Ziege«, knurrte ich ihr nach.
    Julien lachte hinter mir leise. »Hoppla, was sind das denn für Töne, ma Demoiselle Dawn?«, spottete er dicht neben meinem Ohr.
    Ich lehnte mich in seinem Arm ein wenig zur Seite, um ihn besser ansehen zu können. »Bist du etwa anderer Meinung?«
    Er grinste auf mich herunter. »Ganz und gar nicht.« Der Ausdruck auf seinem Gesicht wurde weich. »Guten Morgen.« Seine Stimme hatte sich von einer Sekunde auf die andere in dunklen Samt verwandelt und nahm mir den Atem.
    »Guten Morgen«, brachte ich endlich meinerseits hervor. Ich legte meine Hände auf seine Arme und räusperte mich. »Keine Distanz mehr?«, wagte ich dann zu fragen.
    Julien zog mich fester an sieh. »Keine Distanz mehr«, bestätigte er und ich widerstand dem Drang, ihn zu küssen, nur mit sehr viel Mühe. Aber ich mochte all den Gaffern um uns herum nicht noch mehr Grund zum Tratschen geben. Ihm schien es ebenso zu gehen, denn er lächelte noch einmal auf mich herunter und entließ mich sehr langsam aus seinen Armen.
    Als ich mich umdrehte, begegnete ich unvermittelt Neals Blick. Er stand uns gegenüber auf der anderen Seite des Ganges und sah feindselig zu uns her.
    Innerhalb der nächsten Stunden musste ich feststellen, dass auch einige der anderen Jungs, die ich bisher zu meinen Freunden gezählt hatte, fast ebenso ablehnend auf Julien reagierten wie Neal. Vielleicht brachten sie ihm nicht Neals offene Feindschaft entgegen, aber sie machten dennoch deutlich, dass sie nicht unbedingt etwas mit ihm zu tun haben wollten. Susan hielt sich zwar misstrauisch zurück, schien jedoch auch nicht vollkommen neutral zu sein und eher die Meinung der anderen zu teilen. Ich fühlte mich entsetzlich hilflos. Julien schien es zu spüren und das Wissen darum machte es für mich nur noch schlimmer. Die Einzige, die nichts gegen meine Beziehung zu Julien hatte, war Beth. Sie fiel mir um den Hals und erklärte, sie habe es gewusst und wir würden wunderbar zueinanderpassen. Trotz der Zurückhaltung meiner anderen »Freunde« war ich glücklich. Ich genoss jede Sekunde in Juliens Nähe. Wenn wir uns vor dem Beginn einer Schulstunde voneinander verabschiedeten, zählte ich bereits ungeduldig die Minuten bis zu ihrem Ende, da ich wusste, dass er dann vor der Tür wieder auf mich warten würde. In den Pausen lag sein Arm meist um meiner Schulter oder ich stand mit dem Rücken an seine Brust gelehnt. Entgegen seiner Gewohnheit begleitete er mich in der Mittagspause sogar in die Cafeteria, da er mich nicht mit den »Hyänen« - wie er Cynthia und noch einige andere aus unserer Stufe nannte - allein lassen wollte. Das bisschen Appetit, das ich hatte, verflog, als ich den Blick bemerkte, mit dem Neal uns entgegensah. Er saß mit den anderen an unserem üblichen Tisch und unterbrach sein Gespräch mit Mike und Tyler, als ich mit Julien hinter mir auf sie zusteuerte. Ich zögerte und hätte vermutlich sogar nach einem anderen Tisch Ausschau gehalten, hätte Beth uns nicht herangewinkt und wäre gleichzeitig ein Stückchen zur Seite gerutscht, um mir neben sich Platz zu machen. Als wir hinüberkamen, stand Neal demonstrativ auf und ging. Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen schoss, und sah verstohlen zu Julien. Seine Miene war so vollkommen unbeweglich, dass ich nicht sagen konnte, was er von Neals Verhalten hielt.
    Doch nicht nur ich war rot geworden. Auch Beths Gesicht brannte und Susan wagte es nicht, mich anzusehen. Mike und Tyler räusperten sich unbehaglich. Wir setzten uns schweigend. Juliens Hand streifte meine für einen kurzen Moment, wobei ich mir nicht sicher war, ob aus Absicht oder Zufall - bis ich ihn ansah und dieses dünne, harte Lächeln auf seinen Lippen entdeckte. Mit einem Mal war es mir absolut egal, was die anderen taten. Julien war da und das genügte mir.
    Trotz Beths heldenhafter Versuche, das Schweigen zu bekämpfen - tatkräftig unterstützt von Susan, auch

Weitere Kostenlose Bücher