Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
Vom Netzwerk:
Lagerhalle mit vernagelten Fenstern und Türen ragte auf einer Seite in die Höhe. Auf der anderen säumte ein Maschendrahtzaun ein altes Abbruchgelände, dem Berge
    von
    Schutt
    das
    Erscheinungsbild
    einer
    Mondlandschaft verliehen. Der Regen mehrerer Jahre hatte eine Schlammschicht bis an den Zaun heran-und unter ihm hindurchgespült, auf der vereinzelt Grasbüschel und Löwenzahn gediehen. Schilder verkündeten »Betreten verboten!«, doch die unzähligen Löcher im Draht ließen den Schluss zu, dass sich niemand daran hielt.
    Eine silbrig schimmernde Pfütze, die offensichtlich in den letzten Tagen von einer zerstörten Regenrinne gespeist worden war, zog sich quer über die Straße. Ein Brett, das wohl als Steg darüber dienen sollte, war verrutscht und zur Hälfte von Wasser bedeckt. Ich wich dem kleinen See zum Abbruchgelände hin aus und tastete mich mit einer Hand in den Zaunmaschen vorsichtig um ihn herum. Als ich endlich den Blick von der schmierigen braunen Erdschicht unter meinen Füßen hob, stand ein Mann direkt vor mir. Mit einem erschrockenen Laut prallte ich zurück. Hinter mir raschelte der Zaun metallisch, als ich dagegenstieß. Der Mann lächelte mich an und sagte etwas. Ich verstand weder die Worte noch kannte ich die Sprache - seine Stimme allerdings schon. Ich hatte sie damals in der Gasse hinter dem Bohemien gehört. Mein Herz setzte ein paar Schläge aus. Er war derjenige, der an jenem Abend dort gewesen war - und vor dem Julien mich gewarnt hatte. Ob auch er mich erkannt hatte, wusste ich nicht, doch mein Erschrecken war ihm offenbar nicht entgangen, denn sein Grinsen wurde noch arroganter und zugleich irgendwie grausamer, während er langsam näher kam. Er erschien mir wie ein Raubtier, das genau wusste: Seine Beute konnte ihm nicht entkommen. Und die Beute war ich! Der Zaun machte es mir unmöglich, weiter vor dem Kerl zurückzuweichen. Ich krallte die Finger in die Drahtmaschen und versuchte verzweifelt gegen die Panik zu atmen, die mich mit jedem Sekundenbruchteil mehr lähmte.
    »Was haben wir denn da?« Direkt vor mir blieb er stehen. Sein Lächeln wurde träge, ohne etwas von seiner Grausamkeit zu verlieren. Im schwachen Licht der Straßenlaternen glänzten seine Augen in einem dunklen Braun, in das irgendjemand Rot hineingemischt hatte. Mein Herz klopfte rasend in meinem Hals.
    »Was ... was wollen Sie von mir? Lassen Sie mich vorbei. Meine Freunde warten auf mich.« Ich versuchte meine Stimme ruhig klingen zu lassen, während ich einen Schritt zur Seite machte. Der Schlamm schmatzte unter meinen Füßen. Er folgte meiner Bewegung mit nachlässiger Anmut, die mich unwillkürlich an Julien erinnerte.
    »Ist er auch bei ihnen?« Neben meinem Kopf griff er in die Zaunmaschen.
    »Er?« Wusste er doch, dass ich das hinter dem Bohemien gewesen war? »Ich habe keine Ahnung ...« Ich erstickte schier vor Entsetzen, als er sich unvermittelt vorbeugte und direkt an meinem Hals tief die Luft einsog.
    »Unverkennbar. Seine Witterung hängt noch an dir.«
    Plötzlich kicherte er. »Aber er hat dich noch nicht für sich beansprucht. Wie leichtfertig.« Das Lächeln wich keine Sekunde von seinen Lippen.
    Ich
    versuchte
    zu
    schlucken
    und
    konnte
    es
    unerklärlicherweise nicht. Der Typ war übergeschnappt!
    »Du bist ein entzückender kleiner Happen, Süße. Er hätte dich mit mir teilen sollen. Jetzt geht er leer aus«, schnurrte er und streckte die Hand nach mir aus. Wenn er mich zu fassen bekam, war es um mich geschehen, betriff ich schlagartig. Ich versuchte unter seiner Hand hindurchzutauchen, doch ich hatte die Bewegung noch nicht einmal im Ansatz ausgeführt, da packte er mich schon an den Haaren und zerrte meinen Kopf in den Nacken. Ich keuchte vor Schmerz und wollte nach ihm schlagen. Er lachte nur, griff grob nach meinem Handgelenk und lehnte sich zu mir. Ich wusste, ich sollte schreien, doch es kam nur ein hohes, abgewürgtes Wimmern aus meiner Kehle. Erneut lachte er, bog meinen Kopf weiter zurück und zur Seite und verdrehte mir gleichzeitig den Arm nach hinten. Schmerz bohrte sich in meine Schulter. Dieses Mal drang tatsächlich ein Schrei aus meiner Kehle. Es war, als würde er einen Teil der Angst mit sich fortschwemmen. Verzweifelt krallte ich mit der freien Hand nach seinem Gesicht und riss das Knie hoch. Er stieß
    ein Grunzen aus, wich mit einem Fluch ein Stuck von mir zurück, nur um im gleichen Moment zuzuschlagen. Seine Faust trag mich wie ein Hammer an der Schläfe. Der

Weitere Kostenlose Bücher