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Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Hieb schleuderte mich zur Seite und zu Boden. Ich landete auf Händen und Knien im Matsch. Nur einen Meter von mir entfernt krümmte der Typ sich, die Hände im Schritt. Eine Sekunde blieb ich benommen liegen, dann kehrte mein Verstand so weit zurück, dass ich mich schwerfällig an den Maschen in die Höhe zog und von dem Kerl wegzukommen versuchte. Meine Füße glitten im Schlamm immer wieder aus. Als meine Hand ins Leere griff, wäre ich beinah erneut gestürzt. Vor mir klaffte ein Loch im Zaun. In meinem Rücken hörte ich das Knurren des Mannes. Hastig blickte ich zurück. Er kam hinter mir her. Noch ein Schritt und er hatte mich erreicht. Ohne nachzudenken, zwängte ich mich durch die Öffnung im Zaun und rannte um mein Leben. Ich wagte es nicht, mich noch einmal umzusehen, auch dann nicht, als ich ihn hinter mir lachen hörte. Ich wusste auch so, dass er mich verfolgte.
    Der Boden unter meinen Füßen war schwammig und schmierig. Mehr als einmal rutschte ich aus und wäre um ein Haar gestürzt. Ich rannte durch Pfützen, die im schwachen Schein der Straßenlaternen ölig schimmerten. Wasser spritzte auf. Als ich die ersten Schuttberge erreichte, riskierte ich einen hastigen Blick über die Schulter zurück. Der Kerl war nicht zu sehen. Ich tauchte unter einem schräg aus den Trümmern hervorragenden Stahlträger hindurch und kauerte mich in den Schatten dahinter. Schwer atmend sah ich mich im Halbdunkel um. Das Licht der Straßenlaternen warf verzerrte Schatten auf den Boden und den Schutt. Es war still. Ich konnte nicht glauben, dass ich den Typen tatsächlich abgehängt haben sollte. Angestrengt lauschte ich. Außer dem leisen Wummern der Bässe, das vom Ruthvens hierherdrang, war kein Laut zu hören. Schließlich wagte ich es ganz langsam, mich wieder aufzurichten und um mein Versteck herumzuspähen. Er stand keinen Meter vor mir und lächelte mich auf diese entsetzliche Art an. Ich hatte seine Schritte nicht gehört. Für den Bruchteil einer Sekunde starrte ich ihn an, dann wirbelte ich herum und floh erneut. Er erwischte mich an meiner Jacke. Ich schrie und versuchte mich loszureißen, kam irgendwie aus den Ärmeln heraus und war plötzlich wieder frei. Die Jacke blieb in seinen Händen zurück, als ich davonrannte. Wieder hörte ich ihn hinter mir lachen. Der Laut schürte meine Angst nur noch mehr und ich hetzte blindlings weiter - tiefer in die Schuttlandschaft hinein.
    Auch wenn ich ihn nicht hinter mir herkommen sah oder hörte, war er dennoch immer in meiner Nähe. Manchmal war da nur ein Knirschen auf der anderen Seite des Schutthaufens, hinter dem ich mich gerade verbarg; oder seine Schritte erklangen plötzlich hinter mir, wenn ich geduckt von einem Versteck zum nächsten floh. Gelegentlich tauchte er so unvermittelt vor mir auf, dass ich fast direkt in seine Arme lief. Doch wie durch ein Wunder konnte ich ihm im letzten Sekundenbruchteil immer wieder ausweichen und entkommen. Inzwischen hatte ich mörderisches Seitenstechen. Das Blut rauschte in meinen Ohren und ich bekam kaum noch Luft. Meine Kleider waren mit Schlamm bedeckt und zerrissen. Mehrfach war ich bei meiner panischen Flucht an irgendwelchen vorstehenden Rohren oder Eisenstücken hängen geblieben. Meine Handflächen waren blutig geschürft und brannten wie Feuer. Meine Beine bewegten sich nur noch widerwillig. Zuweilen hörte ich den Kerl lachen, wenn ich hinter einem Schuttberg kauerte und betete, dass mein Keuchen nicht bis zu ihm drang. Doch allmählich wurde mir klar, dass ich ihm gar nicht entkommen konnte, egal wie sehr ich es versuchte. Er jagte mich. Und er genoss es. Ganz nebenbei trieb er mich immer tiefer in das Abbruchgelände hinein. Dorthin, wo er mich haben wollte.
    Vor dem Stahlskelett von etwas, das vielleicht einmal eine Lagerhalle hatte werden sollen, stellte er mich. Ich versuchte noch einmal davonzulaufen, obwohl ich eigentlich gar nicht mehr die Kraft dazu hatte. Mit einem lässigen Schritt zur Seite vertrat er mir den Weg. Keuchend kam ich zum Stehen. Das Licht der Straßenlaternen war nur ein weit entfernter, schwacher Schein. Wo es noch zwischen den Schuttbergen hindurchfiel, ließ es die Schlammpfützen silbrig glänzen.
    »Genug gespielt«, teilte er mir mit entsetzlicher Freundlichkeit mit und kam auf mich zu. »Es wird Zeit, dass wir beide uns dem eigentlichen Vergnügen zuwenden.«
    Ich taumelte vor ihm zurück und stieß gegen einen der Stahlträger, die aus dem Boden ragten.
    »Bitte nicht«,

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