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Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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beugte. Seine Stimme, die nicht mehr als ein Zischen war und gleichzeitig in einem Wirbel von Bildern in meinem Kopf zu erklingen schien. Seine Augen, Quecksilber und rot glimmender Obsidian, die mich fixierten.
    »Dawn? Dawn, ist alles in Ordnung?«
    Ich blinzelte benommen. Mir war kalt - aber nicht länger nur, weil meine Kleider vom Schlamm durchweicht waren.
    Beth sah mich besorgt an. Ihre Hand lag an meinem Arm. »Soll ich dich zu einem Arzt bringen?«
    Ich brachte ein schwaches Kopfschütteln zustande. Alles um mich herum war mit einem Mal seltsam unwirklich. Beth sagte noch etwas zu mir, doch erst mit einiger Verzögerung begriff ich, dass sie mich gefragt harte, wo mein Auto stand. Ich erklärte es ihr und folgte ihr, Neal und Mike dann wie ein Zombie zu meinem Wagen. Als wir meinen Audi erreicht hatten, nickten Neal und Mike Beth kurz zu und verschwanden in die Richtung, in der Neal wohl parkte. Beth ließ mich einsteigen und warf mir noch einmal einen besorgten Blick zu, ehe sie auf die Fahrerseite hinüberging. Dann sprang der Wagen mit einem Schnurren an und setzte sich in Bewegung. Während die Dunkelheit draußen vorbeiglitt, kauerte ich mich auf meinem Sitz zusammen. Es war, als läge eine schwere, nasse Decke über meinem Verstand, die mir das Denken unmöglich machte. In meinem Kopf sah ich immer wieder die gleichen unglaublichen Bilder, die in mir den Wunsch weckten, zu schreien.
    »Soll ich mit reinkommen?«
    Beths Frage ließ mich blinzelnd aufsehen. Der Audi stand vor unserer Garage. Selbst den Motor hatte sie schon ausgemacht. Dann endlich begriff ich, was sie von mir wollte, und schüttelte den Kopf.
    »Nein. Es geht schon«, versicherte ich ihr. Ich sah zu den Fenstern von Simons kleiner Wohnung über der Garage und denen von Küche und Wohnzimmer des Hauses, doch alle waren dunkel - und sie blieben es, auch nachdem einige Sekunden verstrichen waren. Mit einem vagen Gefühl der Erleichterung stieg ich aus. Beth kam um den Wagen herum und gab mir die Autoschlüssel, wobei sie mich erneut besorgt musterte.
    »Kommst du wirklich klar?«, fragte sie noch einmal. Ich nickte. »Ja. - Danke.«
    Sie lächelte freudlos. »Nicht dafür. - Ruf mich an, wenn etwas ist. Egal wann.« Erst nachdem ich es ihr versprochen hatte, ließ sie mich allein und lief die Einfahrt hinunter. Gleich darauf schlug eine Tür zu und ein Wagen fuhr davon.
    Meine Hände zitterten, als ich die Alarmanlage mit meinem
    Code
    ausschaltete,
    meine
    Haustürschlüssel
    hervorkramte und öffnete. In der Halle war es dunkel und still. Leise stieg ich die Treppe hinauf und tastete mich ohne Licht bis zu meinem Zimmer. Erst als ich es erreicht und die Tür hinter mir geschlossen hatte, wagte ich ein bisschen tiefer zu atmen. Einen Moment stand ich da und lauschte in die Dunkelheit - worauf, wusste ich nicht -, dan. knipste ich das Licht an und ließ mich auf mein Bett lallen. Minutenlang starrte ich vor mich hin, ohne tatsächlich etwas zu sehen. Das Zittern kroch von meinen Händen weg hinauf in meine Glieder. Ich konnte es nicht aufhalten. Jetzt, da ich allein war, kehrte die Benommenheit zurück - und die Bilder. Wie ein Schlafwandler zog ich meine verdreckten Sachen aus, schlüpfte in meinen Bademantel und tappte hinüber ins Bad. Duschen, abtrocknen, Zähne putzen: Ich tat es mechanisch. Zurück in meinem Zimmer kletterte ich auf mein Bett, zog mein Kissen zu mir heran und schlang die Arme darum. Wie zuvor starrte ich blind in eine Ecke. Egal ob ich die Augen offen hatte oder sie schloss, ich sah immer das Gleiche vor mir. Der Mann, der mich angegriffen hatte: Er drehte meinen Kopf zur Seite und entblößte meinen Hals. Er beugte sich mit aufgerissenem Mund zu mir. - Julien, dessen Kopf auf die Kehle des Mannes hinabstieß wie eine Kobra, die ihr Opfer beißt. - Seine Eckzähne, die weiß und lang und scharf und spitz waren. Die sich selbst dann noch hinter seinen Lippen abzeichneten, als er sich über mich beugte und mir sagte, es sei nichts Ungewöhnliches geschehen. Von denen ich den Blick nicht abwenden konnte, auch als er mir befahl zu vergessen, was ich gesehen hatte. Die Reste einer dunklen Flüssigkeit in seinem Mundwinkel, dir nur Blut sein konnte. Es war wie ein Film, den jemand zu einer Endlosschleife geschnitten hatte.
    Ich blinzelte langsam und holte tief Luft. Irgendetwas war schiefgegangen. Ich hatte nicht vergessen, was ich gesehen hatte - zumindest nicht für mehr als einige Minuten -, auch wenn der rationale Teil

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