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Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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lossummte, zuckte ich zusammen. Ich holte es aus der Tasche, warf einen kurzen Blick auf das Display, erkannte Juliens Nummer und schob es in meine Jacke zurück. Wie oft es sich in der nächsten Stunde bemerkbar machte, zählte ich nicht. Aber irgendwann schwieg es zu meiner Erleichterung endgültig. Ich wollte nicht mit Julien reden. Nicht, ehe ich wusste, wie es weitergehen sollte. - Lieber Himmel, der rationale Teil meines Gehirns weigerte sich ja noch immer zu glauben, dass er tatsächlich ein Vampir war.
    Als ich in die Chestnut Street einbog, hörte ich hinter mir ein nur zu vertrautes Grollen, das rasch näher kam. Ich ging schneller, schaffte es jedoch nicht mehr, in die nächste Seitenstraße einzubiegen, ehe Julien mich eingeholt hatte. Er stoppte neben mir.
    »Endlich! Seit über einer Stunde suche ich dich. Ich habe mir Sorgen gemacht.«
    »Lass mich in Ruhe!« Ich ging entschlossen weiter.
    »Was ...«, setzte er verblüfft an, dann erstarb der Motor der Blade hinter mir. Ich hörte, wie er den Ständer herunterkickte und sie aufbockte. »Dawn, warte!« Er lief mir nach.
    Ich beschleunigte meine Schritte, doch er holte mich ein und hielt mich am Arm zurück.
    »Was ist denn los?«
    »Du sollst mich in Ruhe lassen!« Schroff riss ich mich los und wollte auf die andere Straßenseite. Eine Hupe heulte auf, Bremsen kreischten, ich starrte den Van an, der auf mich zuhielt, sah das geschockte Gesicht des Fahrers hinter der Windschutzscheibe, dann wurde ich umgerissen, rollte über den Boden, und noch ehe ich einen vernünftigen Gedanken fassen konnte, hatte Julien mich schon wieder auf die Beine gezerrt.
    »Bist du übergeschnappt?«, herrschte er mich an. Er wirkte erschrocken.
    Eine Autotür schlug, der Fahrer des Honda war rechts rangefahren und kam auf uns zu. »Hast du sie noch alle, Mädchen? So einfach auf die Straße zu laufen? Alles in Ordnung?« Der Mann klang ärgerlich und erleichtert zugleich.
    »Lass mich in Frieden.« Ich riss mich erneut von Julien los. Der Fahrer des Van hatte uns erreicht. Er maß Julien mit einem misstrauischen Blick. »Brauchst du Hilfe, Mädchen?«
    »Sagen Sie diesem Mistkerl, er soll mich in Ruhe lassen!«, fauchte ich wütend und machte einen Schritt zurück. Julien wollte mir folgen, doch der Mann legte ihm die Hand auf die Brust.
    »Du hast die Kleine gehört, Freundchen. Lass sie zufrieden oder ich rufe die Cops.«
    Julien starrte ihn eine Sekunde an. Der Mann war groß
    und kräftig und sah aus, als könne er durchaus mit meinem
    »Freund« fertig werden. Nach heute Nacht wusste ich es besser. Dann kehrte Juliens Blick zu mir zurück. »Dawn, was ...«
    »Lass mich einfach nur in Ruhe, okay?«, verlangte ich noch einmal, drehte mich um und rannte davon.
    »Was hab ich dir getan?«, riet Julien hinter mir her. Ich sah nicht zurück. Eine ganze Weile war ich regelrecht auf der Flucht. Da ich mich jetzt auch auf den Straßen nicht mehr sicher fühlte, verkroch ich mich im Wald. Ziellos streifte ich zwischen den Bäumen umher, bis ich mich irgendwann auf einen umgestürzten Stamm sinken ließ. Juliens Was hab ich dir getan! ging mir nicht aus dem Kopf. Wenn ich ehrlich war, musste meine Antwort Nichts lauten.
    Im Gegenteil: Er hatte mich im Bohemien davor bewahrt, von dieser Arbeitsgalerie erschlagen zu werden, gerade eben hatte er verhindert, dass ich überfahren wurde, und vor diesem Vampir hatte er mich auch gerettet. Er hatte mir nie etwas getan - und Gelegenheiten hätte er genug gehabt. Dabei war es stets sein Wunsch gewesen, dass ich auf Distanz blieb, und er war nicht gerade zimperlich, wenn es darum ging, mich mit seiner groben, unfreundlichen Art zu vertreiben. Erst als er gemerkt hatte, dass ich mich nicht vertreiben ließ, gab er uns eine Chance. Und weil er ein Vampir war, hatte ich die ganze Zeit über keine Fragen stellen dürfen - das stand jetzt für mich fest.
    Das Verrückte an alldem war: Ich war noch immer in ihn verliebt.
    Ich wollte noch immer mit ihm zusammen sein. - Aber ich wusste nicht wie.
    Sollte ich vorgeben, mich tatsächlich nicht mehr an das zu erinnern, was geschehen war? Sollte ich so tun, als würde ich sein Geheimnis noch immer nicht kennen? Ihn so anzulügen erschien mir schäbig. O ja, natürlich hatte auch er nicht wirklich mit offenen Karten gespielt, aber mir war immer klar gewesen, dass es da etwas gab, was er mir verschwieg.
    Andererseits konnte ich wohl kaum zu ihm gehen und sagen: »Ach übrigens, Julien, ich weiß, dass du

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