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Der Kuss des Greifen (German Edition)

Der Kuss des Greifen (German Edition)

Titel: Der Kuss des Greifen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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Verrückten. Er konnte es ihr nicht verübeln, kam er sich doch selbst vor wie ein Verrückter. »Wenn ich in deine Vergangenheit gelangen konnte, war möglicherweise auch noch etwas anderes dazu in der Lage. Die jüngere Carling weiß nicht, wie sie sich schützen kann. Sie muss gewarnt werden.«
    Prickelnde Kälte lief ihr den Rücken hinunter. Ihre Gedanken rasten, als sie versuchte, einen Fehler in seiner Logik zu finden. Es gelang ihr nicht.
    Was für ein gefährliches Spiel wir hier spielen, du und ich, dachte sie, als sie in sein angespanntes Gesicht starrte. Wir machen uns an der Vergangenheit zu schaffen und aneinander, und wahrscheinlich habe ich kaum eine Ahnung davon, was wir vielleicht alles angestoßen haben.
    Sie schob den Unterkiefer vor. »Also gut«, sagte sie. »Du gehst noch einmal zurück und versuchst, mich zu warnen. Wenn ich zu jung bin, um es zu verstehen, wirst du noch einmal zurückkehren müssen, bis ich es nicht mehr bin. Aber du darfst sonst nichts verändern, verstehst du mich? Wenn du irgendetwas miterlebst, bei dem du dich unbehaglich fühlst, geh ihm aus dem Weg .«
    »Allein dadurch, dass ich mit dir spreche, könnte ich dich erneut verändern.«
    Du hast mich bereits so tiefgreifend wie nur irgend möglich verändert, und diese Veränderung hatte nichts mit Zeitreisen zu tun.
    »Das Risiko nehme ich in Kauf«, sagte sie. »Und ich übernehme die Verantwortung.«
    »Daran wirst du dich vielleicht nicht mehr erinnern.« An seinem Kiefer zuckte ein Muskel. »Vielleicht wirst du dich an nichts mehr von dem hier erinnern.«
    Ihre Miene regte sich nicht. Vor seinem geistigen Auge sah er sie, wie sie mit demselben Ausdruck im Gesicht Tausende Männer in eine tödliche Schlacht schickte.
    »Wenn es dazu kommt«, sagte sie, »werde ich auch das akzeptieren müssen.«
    Rune kippte eine Flasche Glenlivet in Minibar-Größe hinunter und ließ schlecht gelaunt sein iPhone auf dem Couchtisch kreiseln, während er ohne Ton CNN guckte. Unter Bildern der berühmten ägyptischen Pyramiden berichtete der Text in der Laufschrift von einem plötzlichen Erdbeben, das die Fundamente von Djosers Tempel am Haupttor zum Begräbniskomplex aufgebrochen hatte. Weitere Bilder zeigten das klaffende Loch, das in die Erde führte. Der Staub hing noch in der Luft, und von den antiken Bauwerken in der Umgebung war nichts als Schutt übrig. Rune dachte an all die warnenden Geschichten über Dschinns und die Gefallen, die sie anboten, und an die Horrorgeschichte »Die Affenpfote« von W. W. Jacobs. Pass auf, was du dir wünschst, denn das Ergebnis könnte ein ziemlicher Höllentrip sein. Scheiße, ja.
    Das Messer lag neben seinem Handy auf dem Couchtisch. Er hob es auf und spielte damit herum, versuchte, die einzelnen Klingen zu öffnen. Die gerade Klinge brach ab, aber die kleine Zange konnte er zum Teil herausziehen.
    Er sagte sich, dass er nicht überrascht war. Das sagte er sich schon die ganze Zeit, seit der Dschinn das Messer hergebracht hatte. Und in gewisser Weise war es sogar wahr. Dann blickte er auf die Szenen bei CNN und das Messer in seinen Händen und hatte erneut das Gefühl, selbst von einem inneren Erdbeben erschüttert zu werden.
    Er schraubte den nächsten Hotelschnaps auf, diesmal eine hübsche blaue Flasche SKY -Wodka, und trank sie aus. Geistesabwesend hörte er zu, wie Carling im Schlafzimmer die nötigen Telefonate erledigte. Zuerst rief sie Duncan an und erzählte ihm eine verkürzte Version der jüngsten Ereignisse. Sie verzichtete darauf, die gefährlicheren Details zu erwähnen, und sagte einfach, dass sie und Rune bei der Suche nach einem möglichen Heilmittel einige Spuren verfolgten. Sie berichtete Duncan auch, dass sie Rhoswen entlassen hatte, und teilte ihm mit, dass diese zwar noch Zugriff auf das für sie eingerichtete Konto habe, aber nicht mehr befugt sei, in Carlings Auftrag zu handeln.
    Dann rief sie Julian an.
    Das war der Anruf, den Rune hatte mithören wollen. Während er sich Julian Regillus am anderen Ende der Leitung vorstellte, hörte er auf, mit dem Messer herumzuspielen.
    Auf dem Höhepunkt des Römischen Reichs war Julian verwandelt worden. Er war ein berühmter Feldherr im Dienste Kaiser Hadrians gewesen – in einer militärisch geprägten Kultur, die einmal als »so ähnlich wie die Marines, nur viel schlimmer« beschrieben worden war. In der magischen Macht des Vampyrs lag ein starkes Potenzial, wie es typisch war für sehr alte Vampyre. Er hatte nichts Hübsches

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