Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kuss des Jägers

Der Kuss des Jägers

Titel: Der Kuss des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lukas
Vom Netzwerk:
schon wieder halb leer war, und konzentrierte sich erneut auf die Fotos.
Irgendwann musste sie sich endlich ein neues Handy kaufen, bevor der Akku
völlig den Geist aufgab, aber jetzt waren erst mal die Poster für den Laden
dran. Sie entschloss sich, es für die Dreißiger bei Greta Garbo und Bette Davis
zu belassen, und schickte die Bestellung ab. Madame Guimard würde große Augen
machen, wenn die Bilder geliefert wurden. Wahrscheinlich hatte sie noch nie
eine Internetseite gesehen. Sie hatte ja nicht einmal einen Computer.
    Bis Sophie eine ruhige Straßenecke zum Telefonieren gefunden hatte,
waren seit Laras Anruf zehn Minuten vergangen.
    »Mensch, das hat gedauert! Ich dachte schon, das wird nichts mehr.«
    »Was gibt’s denn so Dringendes?«
    »Ach, dringend ist es eigentlich nicht. Ich hab nur seit gestern
Abend über was nachgedacht.«
    »Geht’s um deine Reisepläne?«, riet Sophie, obwohl Lara dafür zu
ernst klang. »Schieß los!«
    »Nein, ich …«
    Ein Moped knatterte vorüber und übertönte jedes andere Geräusch. So viel zur ruhigen Ecke. »Lara? Hast du den Krach gehört?
Ich hab gerade kein Wort verstanden.« Sie schlenderte im Schatten der hohen
alten Häuser weiter und hielt nach einer Grünanlage Ausschau.
    »Ich sagte, Stefan benimmt sich so komisch.«
    »Wie meinst du das? Ist er sauer, weil du wegen Paris nicht
lockerlässt?«
    »Ach, ich bohr doch gar nicht mehr. Der Käse ist gegessen. Ich komm
allein. Hab ich doch schon gesagt.«
    Der bedrückte Unterton gefiel Sophie nicht. Lara war immer so
fröhlich und voll Begeisterung. »Liegt’s vielleicht daran? Will er dich nicht
fahren lassen?«
    »Ich weiß nicht. Keine Ahnung. Dann könnte er das doch sagen, oder?
Ich hab nicht das Gefühl, dass er mich unbedingt hier behalten will. Das ist es
ja gerade!«
    »Wie jetzt? Du willst, dass er deshalb Theater macht, aber er
nimmt’s locker, und das stört dich?«
    Lara seufzte. »Nein. Du verstehst das alles falsch.«
    Erst jetzt bemerkte Sophie ihre eigene Ungeduld. Das Thema Stefan
hatte sie von Anfang an genervt, weil Lara nur von ihm geplappert hatte,
während sie in der Trauer um Rafe gefangen gewesen war. Offenbar wirkte der
Name immer noch wie ein rotes Tuch, von dem sie eigentlich nichts hören wollte.
»Okay, sorry, ich bin jetzt ganz Ohr.«
    »Er ist so anders, irgendwie abwesend. Verstehst du, was ich meine?
Er starrt mit leerem Blick vor sich hin, und wenn ich ihn dann anspreche, sieht
er so … so ernst aus.«
    »Hat er irgendwelche Probleme im Job, die ihm zu schaffen machen?«
    Sie konnte fast hören, wie Lara den Kopf schüttelte. »Wenn ich ihn
frage, was los ist, behauptet er, es sei alles okay. Aber ich bin doch nicht
blöd! Er sieht mich dann an wie ein Fremder. Nicht kritisch oder ablehnend,
aber so kalt. Als ob er nichts für mich empfinden würde. Und im nächsten Moment
lächelt er wieder und nimmt mich in den Arm.«
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Sophie wartete, ob noch
etwas kam, doch Lara war verstummt. »Also für mich klingt es, als ob er
wirklich ein Problem hat, das ihn sehr beschäftigt. Vielleicht will er es dir
nicht sagen, bevor er eine Lösung gefunden hat, weil er dich nicht damit
belasten will.«
    »Aber das ist doch Blödsinn! Ich liebe ihn doch. Wenn er sich mir
nicht anvertrauen kann, wem denn dann?«
    »Ich weiß nicht. Wie lange seid ihr jetzt zusammen? Drei Monate?
Vielleicht ist das für ihn noch nicht lang genug, und er spricht lieber mit
einem alten Kumpel darüber oder so.«
    Lara schnaubte abfällig, doch im nächsten Moment seufzte sie wieder.
»Das würde auch erklären, warum er in den letzten Tagen weniger Zeit für mich
hatte.«
    Weniger Zeit? Stefan, der wochenlang kaum einen Abend ohne Lara
verbracht hatte? Vom Handballtraining abgesehen hatte sie den Eindruck gehabt,
dass es in seinem Leben wenig anderes als seine Freundin gab. »Könnte es sein,
dass dir das nur so vorkommt, weil er seinem Bruder auf der Baustelle hilft?«
    Lara zögerte mit der Antwort. »Nein. Das macht es natürlich nicht
besser, aber er war auch abends zwei, drei Mal ohne mich unterwegs.«
    »Zum Training.«
    »Angeblich auch mit Kollegen.«
    »Angeblich?«
    »Na ja, was weiß ich denn, was er wirklich macht? Ich wollte nicht
so penetrant nachfragen. Du weißt, dass sie das nicht leiden können.«
    Und du weißt, dass er es dir von sich aus genauer
erzählen würde, wenn es nicht schon ein Problem in eurer Beziehung gäbe. »Frag ihn. Nicht, was er da

Weitere Kostenlose Bücher