Der Kuss Des Kjer
Boden, er drehte sich nur mit, um seinen Gegner nicht aus den Augen zu lassen. Der Wind blies ihm eine schwarze Strähne ins Gesicht. Unvermittelt griff Jerdt an. Hell stießen die Klingen aneinander - »Eins!«, auf Jerdts Wange erschien ein blutiger Ritz. Rasch wich er zurück. Die Spitze des Kereshtai sank wieder Richtung Boden. Ein leises Murmeln ging von Mund zu Mund. Jerdt sprang vor, täuschte einen Angriff an und zog sich sofort wieder zurück, ohne dass Mordan mehr getan hätte, als seine Waffe mit der eigenen Klinge träge abzulenken. Noch zwei Mal wiederholte er dieses Spiel, ehe er ein hämisches Lachen hören ließ. »Was ist los, Bruder? Bist du angewachsen? Hast du vergessen, wie man sich mit einem Schwert in der Hand bewegt?« Er wich einen weiteren Schritt zurück. »Komm! «, lockte er.
»Wo steht geschrieben, dass ich dir nachlaufen muss?«
Schnauben und Gelächter erklangen unter den Zuschauern. Jerdts Augen wurden schmal, die Waffe waagerecht über den Kopf erhoben, die Spitze gegen seinen Gegner gerichtet, kam er wie, der näher, ließ sein Schwert herabfahren. Das Kereshtai kam ihm entgegen, Mordan machte einen Schritt zur Seite - »Zwei! « Über der blonden Braue perlte Blut.
Mit einem Zischen fuhr Jerdt herum, griff mit gebleckten Zähnen sofort wieder an.
Zwei Mal traf Stahl auf Stahl - »Drei! « Ein feiner Schnitt an der Schulter, ein Kreischen, als die Schwerter übereinanderglitten - »Vier!« Auf der Brust war die Tunika gespalten, unter der Brustwarze quoll träge Rot hervor. Blitzend beschrieb das Kereshtai einen Bogen an der Seite seines Herrn, Jerdt wich zurück, in Mordans Mundwinkel zuckte kurz Spott, dann war seine Miene wieder unbewegt. Die Spitze seiner Klinge senkte sich dem Boden zu. Abermals wartete er schweigend, während der andere um ihn herumschlich. Jerdt wischte sich Blut ab, das ihm ins Auge rann, zog das Schwert beinah gleichzeitig in einem Schlag herum - »Fünf!« Direkt über dem Gürtel färbte die Tunika sich dunkel. Ohne dass die Klingen sich berührt hätten, trat Mordan beiseite. Mit einem Fauchen folgte Jerdt ihm, versuchte ihn in die Mensur zu zwingen. Er tat ihm den Gefallen. Einen Moment tanzte Stahl mit Stahl, dann - »Sechs! « Blut floss über den Handrücken. Drei singende Schläge - »Sieben!« Eine Kerbe an der anderen Schulter. Hastig sprang Jerdt zurück, Mordan folgte ihm, zischend drehten sich die Klingen umeinander -»Acht! « Ein Schnitt über den Rippen.
Er verließ die Bindung, ließ das Kereshtai wieder sinken. Jerdt presste die Hand auf die Wunde, starrte auf das Blut, das auf seinen Fingern stand und über seine Haut rann. Er wischte die Hand an seiner Tunika sauber und umkreiste Mordan von Neuem.
Unvermittelt machte der einen Ausfallschritt nach vorne - »Neun!« Die Tunika färbte sich auf der anderen Seite über den Rippen. Wieder wich Jerdt zurück. Diesmal war es Mordan, der ihn zwang, in der Mensur zu bleiben. Einen langen Moment war die Luft erfüllt vom Gelächter des Stahls. Jäh kam das Kereshtai von unten, direkt zwischen Jerdts Beinen zuckte es in die Höhe. Der machte einen wenig eleganten Satz nach hinten. Ein kollektives Aufstöhnen ging durch die Reihen der Männer. Mit einem süffisanten Lächeln trat Mordan zurück. Sichtlich zögernd nahm Jerdt die Hand weg, starrte darauf - kein Blut. An seinem Kiefer zuckte ein Muskel, als er die Zähne zusammenbiss. Er versuchte einen Ausfall auf Mordans blinde Seite. Der drehte sich, fing die Waffe, es klirrte - »Zehn! « Jerdts Schwert landete mit einem dumpfen Laut in der Nähe des Feuers, heiß und rot rann es über seinen Oberschenkel. Mordan senkte seine Klinge wieder. Fluchend humpelte Jerdt zu seiner Waffe. Als er zurückkam, stand Wut in seinem Gesicht. »Was soll diese Zählerei?«, verlangte er zu wissen und bewegte sich in einem Bogen um Mordan herum.
»Kannst du dir das nicht denken?«
»Nein!«, knurrend fuhr er wieder auf seinen Gegner los. Der drehte ihre Schwerter umeinander - »Elf«, eine tiefe Wunde von unten in den Schwertarm, keuchend stolperte Jerdt vorbei, wandte sich ihm hastig wieder zu.
»Du bekommst von mir fünfzehn Schläge. - Kannst du dir denken, warum?« Jerdts Augen weiteten sich. Sein Blick ging zu der Heilerin, kehrte zu Mordan zurück. »Ich sehe, du verstehst. - Der letzte Schlag geht auf deine Kehle. Du solltest dann besser still stehen! «
» Du bist wahnsinnig! «
Mordans Mund verzog sich zu einem unheimlichen Lächeln. »Fällt
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