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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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dir das erst jetzt auf?« Wieder trafen die Klingen aufeinander. Er verhakte Jerdts Parierstange mit der Scheibe seines Kereshtai. Der andere kämpfte, um seine Waffe zu lösen. Mordan legte die Hand über seine und zog ihn noch näher heran. »Hast du vergessen, dass man sagt, die Kessanan führten ihre Zöglinge bis an den Rand des Wahnsinns und einen Schritt darüber hinaus, bevor sie mit ihrer Ausbildung beginnen? - Vielleicht war es bei mir ja ein Schritt zu viel.« Er ließ Jerdt so abrupt los, dass der andere zurücktaumelte und beinah zu Boden gegangen wäre. jetzt war es Mordan, der um seinen Gegner herumschritt. Der schluckte schwer, hielt sein Schwert halb erhoben.
    »Angst, Jerdt?« Das Lächeln war wieder da.
    »Vor dir?« Verächtlich spuckte Jerdt aus.
    Mordan nahm das Kereshtai in die Höhe, winkte Jerdt spöttisch heran. Der rührte sich nicht. »Willst du den Kampf abbrechen?«, erkundigte er sich sanft. »Noch ehe der Todesstoß gesetzt wurde? Du enttäuschst mich, Jerdt.«
    »Ich werde dich bei lebendigem Leibe ausweiden! Und deine kleine Nivard-Hure sieht dabei zu! « Fauchend fuhr Jerdt erneut auf ihn los. Die Klingen tanzten hell im Feuerschein - »Zwölf!«, ein Schnitt erschien quer über Jerdts Bauch, Mordan bewegte sich an ihm vorbei, versetzte ihm einen Tritt in die Kniekehlen, der andere stürzte - »Dreizehn! «, das Kereshtai biss in seinen Nacken. Er trat zurück, wartete, bis Jerdt wieder auf den Beinen stand.
    Langsam umkreisten sie einander. Flammen rannen über den Stahl. Jerdt täuschte erneut einen Angriff auf Mordans blinde Seite an, riss sein Schwert herum, beinah spielerisch stellte sich ihm die Klinge des Kereshtai senkrecht entgegen. Das Grau ihres Schneidenmusters verwandelte sich in feuergefärbtes Silber. Mordan stieß ihn weg, setzte ihm nach, kreischend schabte Stahl über Stahl, Jerdt löste sich, drehte sich an ihm vorbei, rammte ihm den Ellbogen in die Seite, zischend stieß Mordan die Luft aus, er hörte den Schrei der Heilerin, der Griff des Kereshtai drehte sich »Vierzehn! «, über Jerdts Rücken floss Blut. Er stand still, beobachtete, wie sein Gegner sich langsam von Händen und Knien erhob. Schmerz loderte in seiner Seite, Hitze breitete sich träge aus. Als hätte er gewusst, wo sie sich befand, hatte Jerdt die Wunde getroffen. Es fühlte sich an, als sei sie aufgebrochen und würde wieder leicht bluten. Das Leinen des Verbandes würde verhindern, dass man es allzu rasch sah. Er atmete ein paar Mal tief durch, blendete den Schmerz aus und trat gelassen wieder auf Jerdt zu. Dessen Lächeln bestätigte seinen Verdacht. Jerdt hatte gewusst, wo der Bolzen ihn getroffen hatte. Woher?
    »Scheint, als würde deine Hure sich um dich sorgen? Warum wohl?«, höhnte er leise.
    Wortlos sprang Mordan vor, trieb Jerdt mit wuchtigen Schlägen vor sich her, bis er mit dem Rücken zum Feuer stand. Auf den Zügen des anderen erschien jäh etwas, was Angst am nächsten kam. Die Klingen sangen in einem tödlichen Rhythmus, bis Mordan ihn abrupt brach - » Fünfzehn! «
    Haffrens zweiter Heerführer stand wie erstarrt, während das Kereshtai fast liebkosend zur Seite gezogen wurde und eine rote Linie an seiner Kehle erschien.

    Mordan wandte sich ihm zu, hob seine Klinge in einem knappen Gruß, drehte sich um und ging zu den Fellen zurück, wo er das Blut von der Schneide der Klinge wischte und sie in ihre Scheide zurückschob. Ohne auf das Lärmen der Offiziere zu achten, zog er gelassen das Wams wieder über, begegnete dem besorgten Blick der Heilerin. Die Frage nach seiner Wunde stand ihr ins Gesicht geschrieben. Mit einer beruhigenden Geste gab er ihr zu verstehen, dass sie sich keine Sorgen machen sollte. Sie entspannte sich nur langsam.
    Hinter ihm kam Jerdt heran und warf sein Schwert achtlos auf die Felle. »Ich hätte es besser wissen müssen, als mich dir mit einem Schwert zu stellen, Bruder«, meinte er leutselig, als hätte er keine fünfzehn blutenden Wunden und sei nicht vor sämtlichen Offizieren von ihm besiegt worden. Mordan wandte sich zu ihm um. Eine scharfe Böe ließ die Banner hinter ihm knatternd aufwehen. Der Ausdruck in Jerdts Augen strafte seinen Ton Lügen. Diese Demütigung würde er weder hinnehmen noch ungesühnt lassen.
    Gerade blickte Jerdt in den Nachthimmel hinauf, an dem die dunklen Wolken die Monde inzwischen gänzlich verschlungen hatten, dann hob er die Schultern. »Sosehr ich es bedaure, deine Gastfreundschaft nicht mehr länger in

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