Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
Vom Netzwerk:
Angespannt beobachtete sie die Nivard-Krieger, die es sich um das Feuer herum bequem gemacht hatten. Einige von ihnen lagen schon in ihre Decken gewickelt schnarchend am Boden, die meisten jedoch ließen immer noch die Bierkrüge kreisen. Lijanas sah zum Stall hin.
    Abgesehen von den Stimmen der Krieger oder dem gelegentlichen Ruf eines Nachtvogels war es still.
    Rasch vergewisserte sie sich noch einmal, dass der Rock fest unter ihren Gürtel gestopft war, dann schlich sie sich, immer außerhalb des Feuerscheins, zum Stall, wo sie sich eng an die raue Bretterwand presste.
    Hinter der Bruchsteinmauer, die den Hof umgab, konnte sie die leisen Tritte eines Pferdes hören, dann ein Schnauben. Jenseits der Mauer war eine kleine Koppel, in der die Krieger ihre Tiere untergebracht hatten. Sie zog die Lippe zwischen die Zähne. So wie die Männer Mordan zugerichtet hatten, würden sie zu Fuß nicht weit kommen. Sie würde eines der Pferde stehlen müssen. Ihr Blick huschte an den Bruchsteinen entlang. In etwa fünf Schritt Entfernung war die Mauer zur Hälfte eingebrochen und nur noch knapp hüfthoch - doch ausgerechnet bis zu dieser Stelle reichte der Schein des Feuers. Für einen kurzen Moment schlossen sich ihre Hände zu Fäusten. Wenn sie Mordan zur Flucht verhelfen wollte, war das der einzige Weg. Es blieb ihr nichts anderes, als auf ihr Glück und die Gnade der Göttin zu vertrauen.
    Stimmen aus dem Inneren des Stalles ließen sie innehalten. Wachen!
    Verdammt! - Dachte ich wirklich, sie würden ihn unbewacht lassen? Noch einmal schaute sie zu den Männern beim Feuer hin, dann schob sie sich geduckt so lange an der Stallwand entlang, bis sie einen Spalt zwischen den Brettern gefunden hatte, durch den sie hineinspähen konnte. Sie sah die beiden Krieger sofort, die auf umgedrehten Eimern saßen und die Würfel zwischen sich rollen ließen, doch es dauerte mehrere Herzschläge, bis sie Mordan auf einer Strohschütte in der hinteren Ecke des Stalles entdeckte. Nein! Lijanas presste die Faust vor den Mund. Oh Gnädige!
    Nein! Sie schloss die Augen, lehnte die Stirn gegen das Holz. Sie war zu spät! Behutsam legte sie die Hand neben den Spalt, als sei es etwas ganz anderes als totes Holz. Sie hatte geglaubt, dass es kaum möglich war, ihn noch grausamer zu schlagen, doch nun ... Ein Schluchzen saß in ihrer Kehle. Selbst wenn es ihr gelingen würde, die Wachen abzulenken, selbst wenn es ihr gelingen würde, ihn zu sich zu bringen ... Zitternd holte sie Atem. Die Männer und vielleicht sogar Ahmeer selbst hatten endgültig dafür gesorgt, dass er nirgendwo mehr hinging. Auch nicht mit ihrer Hilfe.
    Hinter ihr klackte Stein auf Stein. Wieder schnaubte ein Pferd. Oh Gnädige, hab Erbarmen. Was soll jetzt werden? Sie werden ihn töten! Und mit jedem Tag, den wir uns weiter von der Grenze entfernen ...
    Eine Hand schloss sich so unvermittelt um ihren Arm, zerrte sie herum und in die Höhe, dass sie vor Schreck und Schmerz aufschrie.
    »Als du nicht in deinem Zimmer warst, wusste ich, was du vorhast! - Ich verspreche dir, Liebes: Das wirst du bereuen! « Der Ton, in dem Ahmeer die Worte zwischen den Zähnen hervorzischte, jagte ihr Schauer über den Rücken. Sein Griff verstärkte sich. Erfolglos versuchte Lijanas sich loszumachen, wurde stattdessen so hart gegen die Stallwand gestoßen, dass ihr Kopf mit einem dumpfen Schlag gegen das Holz prallte. Alles um sie her wurde dunkel. Nur vage nahm sie wahr, dass sie zwischen den alarmiert herbeigeeilten Nivard-Kriegern hindurch zum Gasthaus, die Treppe hinauf und in ihr Zimmer getragen wurde. Dann waren plötzlich Kissen und Decken unter ihr. Ein leises Gluckern erklang, Scharren. Sie blinzelte, um die Schlieren vor ihren Augen zu vertreiben. In der Hand einen Becher, kam Ahmeer vom Tisch her auf sie zu und blieb neben dem Bett stehen. Noch immer seltsam benommen versuchte Lijanas, sich von ihm fortzuschieben, als er sich über sie beugte. Schmerz tobte in ihrer Schulter.
    »Trink das, dann wird es dir besser gehen.« Seine Worte waren Befehl und Schmeicheln zugleich. Sie erkannte den Geruch, der von dem Becher ausging, schüttelte entsetzt den Kopf. Unvermittelt wurden seine Züge hart, schlossen sich seine Finger um ihr Kinn. Grob drückte er sie aufs Bett. »Trink!« Das Schmeicheln war aus seiner Stimme verschwunden. Mit aller Kraft wollte Lijanas ihn zurückstoßen, doch Ahmeer zwang im nächsten Moment ihre Lippen auseinander und schüttete Wein in ihren Mund. Der bittere

Weitere Kostenlose Bücher