Der Kuss des schwarzen Falters: Erotischer Roman (German Edition)
dem Tisch zu, auf dem die Dose mit den Pfirsichen stand. Mitten auf der zerkratzten Holzplatte saß Ruprecht und starrte sie an.
Obwohl sie sich vorgenommen hatte, dem Kater gegenüber keine Angst zu zeigen, erstarrte Xenia. »Was ist das für ein Trick?«, fragte sie mit bemüht gelassener Stimme. »Die Tür zum Flur ist zu, durch die Katzenklappe kannst du nicht gekommen sein, weil ich direkt daneben stand, und trotzdem bist du plötzlich da.«
Ruprecht schloss das rechte Auge und machte es sofort wieder auf.
»Es gefällt mir nicht, dass du auf dem Tisch sitzt.«
Gelangweilt drehte der Kater den Kopf zur Seite.
Xenia machte einen Schritt zum Essplatz. Sie hatte Hunger und wollte wenigstens ihre Pfirsiche haben. Während sie noch überlegte, ob sie mit der noch heilen oder lieber mit der bereits lädierten Hand nach der Dose greifen sollte, begann ihr Handy seine Melodie zu spielen.
Markus, fuhr es ihr durch den Kopf, und eine Gänsehaut überzog ihren Körper. Sie hatte damit gerechnet, dass er sie anrufen würde, aber es überraschte sie, wie viel Angst ihr dieser Anruf machte. Natürlich kannte er ihre Handynummer, doch das bedeutete nicht, dass er wusste, wo sie war.
Bedächtig zögernd schob Xenia ihre Hand in die Vordertasche ihrer Jeans, in der das Handy vibrierte. Sie wusste, es wäre am besten, wenn sie mit Markus spräche und ihm sagte, er solle sie in Ruhe lassen. Doch da war ihre irrationale Angst. Sie fürchtete sich davor, seine Stimme zu hören.
Xenia atmete tief durch, legte ihre Finger um das kleine Telefon und zog es hervor.
Mit wiegenden Hüften betrat Dora Westhoff die schummerige Bar. Sie hatte einen kleinen Handkoffer dabei, den sie lässig hin und her schwang, während sie sich mit der freien Hand eine ihrer goldblond getönten Locken aus der Stirn strich. Es war noch früh am Abend, und bis auf ein flüsterndes Pärchen an einem kleinen Ecktisch war sie der einzige Gast.
Dora stellte ihr Köfferchen mit dem Leopardenmuster neben die Fußstütze an der Außenseite der Bar und glitt auf einen der hohen Hocker.
»Tom Collins«, bestellte sie wie gewöhnlich.
Der Mann hinter der Bar nickte und mixte wortlos ihren Drink.
»Ich würde gern ein Zimmer mieten.« Sie blickte hinauf zur Decke, in die zahllose winzige Lämpchen eingelassen waren. Ihre Internetrecherche hatte ergeben, dass zu dieser Bar ein kleines Hotel mit acht luxuriösen Doppelzimmern gehörte. Es handelte sich nicht um eine billige Absteige, doch ihr war vollkommen klar, auf welche Kundengruppe das Angebot zielte. Die Zimmer waren für wohlhabende Gäste gedacht, die einen diskreten Seitensprung planten.
Entsprechend irritiert sah der Barkeeper sie an, bevor er wieder seine professionelle Miene aufsetzte. »Wir haben nur Doppelzimmer«, bemerkte er und schob ihr das Cocktailglas hin.
»Sehr gut. Ich zahle im Voraus.« Sie zückte ihre Kreditkarte. Im Internet hatte sie gelesen, dass es keine Rezeption gab, das Personal hinter der Bar sich aber sachkundig und freundlich um die Zimmervermietung kümmerte.
Zwei Minuten später hielt sie die Keycard zu Zimmer 22 in der Hand. Bevor sie nach ihrem Handy griff, nahm sie einen großen Schluck von ihrem Drink. Dann schrieb sie eine SMS an Thilo, in der sie den Namen der Bar und eine Uhrzeit nannte, die ihr – und ihm – knapp zwei Stunden für die Vorbereitung ließ. Schließlich fügte sie ein einziges Wort in Großbuchstaben hinzu: ÜBERRASCHUNG.
Da sie noch genügend Zeit hatte, betrachtete sie auf dem Display ihres Smartphones einige Internetseiten, auf denen maßgeschneiderte Kleider angeboten wurden. Wegen ihres üppigen Busens und ihrer schmalen Hüften trug Dora ihre Blusen und Jacken eine Nummer größer als die Röcke und Hosen. Was bedeutete, dass es kaum Kleider gab, die ihr wirklich passten. Schon lange suchte sie eine Designerin in Hamburg, die nach ihren Wünschen Kleider entwarf und nähte. Umwerfende Kleider in allen Blautönen, die Thilo jedes Mal, wenn er sie anschaute, den Atem rauben sollten.
Gelangweilt klickte Dora sich durch die bekannten Seiten, auf denen sie immer wieder nur dieselben langweiligen Kleider sah. Dann entdeckte sie etwas Neues. Xenia-Blum-Moden. Diese Seite hatte sie bisher noch nie gesehen. Vor allem hatte sie Kleider wie diese noch nie gesehen.
Spontan wählte sie die angegebene Mobilfunknummer. Die Frauenstimme, die sich nach längerem Klingeln meldete, klang atemlos und ein wenig ängstlich.
»Markus?«, hauchte sie in die
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